Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland
Hand auf ihrem nackten Bauch spürte. „Zufrieden mit der Figur?“
„Oh ja, sehr.“
„Ihr Männer habt auch immer nur das eine im Kopf.“
„Im Kopf weniger, schöne Isa.“
Sie gluckste, für Sekunden von ihrer Angst abgelenkt. Sie mussten die Pistole aus ihrer Handtasche holen, die sie leichtsinnigerweise im Wohnraum neben der Couch hatte stehen lassen. Er nahm ihr die Waffe ab, schaute sich das Magazin an – sechs Patronen – lud durch, entsicherte und gab ihr die Beretta zurück. „Vorsicht, Isa. Gespannt und entsichert.“
Er wartete, bis sie in ihr Zimmer gegangen war und innen den Riegel vorgeschoben hatte, dann ging er in sein Schlafzimmer, holte die Akkulampe aus der Reisetasche und wartete lauschend unten im dunklen Wohnzimmer. Nichts zu hören, aber jetzt verspürte er auch das blöde Gefühl, dass sich noch jemand im Haus aufhielt. Anders als Isa hatte er gelernt und geübt, in solchen Fällen systematisch vorzugehen. Nichts zu sehen, nichts zu hören. Aber es roch verändert. Schweiß? - nein. Rasierwasser, Parfüm, Hautcreme? - Ja, so etwas in der Art, schwach, aber unverkennbar. In der albernen Fernsehkomödie, die sie gesehen hatten, war die Ehefrau ihm auf den Seitensprung gekommen, weil er nach dem Parfüm der Freundin roch. Rudi grinste in sich hinein. Er knipste die Lampe an und ging durch die Räume des Erdgeschosses, machte in allen Zimmern Licht, ohne einen unerwünschten Besucher zu entdecken und aufzuscheuchen oder Spuren zu finden, die ein Fremder hinterlassen hatte. Der Geruch von Parfüm, Seife, Rasierwasser oder Hautcreme wurde schwächer. Auch in den Zimmern des ersten Stocks gab es nichts Auffälliges und hier oben konnte er bei aller Konzentration auch nichts mehr erschnuppern. Alle Fenster und Türen waren okay. Er klopfte leise an ihre Tür, aber sie antwortete nicht, und in Erinnerung an ihre Schießkünste zog er es vor, nicht gewaltsam in ihr Zimmer zu poltern und sie aus dem Schlaf hochzureißen. Jetzt konnte er auch einschlafen.
Donnerstag, 12. Juni
Rudi wurde wach, weil irgendwo laute Musik spielte. Er schlug die Augen auf und sofort blendete ihn die helle Sonne. Acht Uhr. Er hatte gut geschlafen und fühlte sich topfit, bis auf den niedrigen Blutdruck. Weil er ein Gewohnheitstier war, stieg er zuerst in seinen Trainingsanzug und verschob das Waschen und Rasieren auf die Zeit nach dem Frühstück. Ohne Kaffee im Bauch sollte kein Mensch gezwungen sein, systematische Handlungen wie etwa Rasieren vorzunehmen. Er zog die Tür einen Spalt auf und rief laut: „Isa?“
„Auch schon wach, du Faulpelz? Auf, auf, Frühstück ist fertig.“ Sie musste in der Küche sein. Auch sie hatte sich in eine Art Hausanzug geworfen, strahlte vor Energie und räumte ein, dass sie im Vertrauen auf seine Sorgfalt sofort eingeschlafen sei.
„Was machen wir heute?“
„Das überlege ich noch.“
Dazu ging er in die kleine Diele, der schwere und offensichtlich vor kurzem geölte Innenriegel der Haustür war aufgezogen. Also doch! Leise lief er in sein Schlafzimmer zurück und nahm das Handy. Katrins Nummer war immer noch gespeichert, er drückte die Taste und wartete, bis sich eine Frau einstellte: „Ja?“
„Hallo, Katrin.“
„Ich werd' verrückt, mein fröhlicher Sesselmann.“
„Den du hoffentlich noch in guter Erinnerung hast.“
„Warum fragst du, willst du mich etwa besuchen?“
„Das auch, aber in erster Linie brauche ich deine Hilfe.“
„Wie das?“
„Katrin, ich bin mit einer Frau unterwegs, der man angedroht hat, sie zu ermorden.“
„Auf erotischen Pfaden unterwegs?“
„Im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms. Offenbar haben wir in unserer Abteilung oder in der Staatsanwaltschaft einen Maulwurf, zwei Verstecke sind aufgeflogen und verbrannt, und heute Nacht ist ein Unbekannter in unserem Versteck gewesen, aus dem ich jetzt anrufe.“
„Was hat er gewollt?“
„Das weiß ich noch nicht, aber wahrscheinlich wartet er vor dem Haus und wird sich an uns dranhängen. Ich brauche für ein paar Tage eine sichere Wohnung, die wir bis zum kommenden Mittwoch benutzen können. Und da ist mir die Geschichte mit der geerbten Wohnung bei Bonn eingefallen. Hast du sie schon verkaufen können?“
„Nein, sie steht immer noch leer und wartet auf einen Käufer.“
„Meinst du, wir könnten dort für ein paar Tage und Nächte unterschlüpfen?“
Die Bekanntschaft mit Katrin Köhler verdankte er der deutschen Bahn. Sie saßen sich in einem Regionalexpress gegenüber, sie stand auf, um in das Gepäckfach zu greifen, als die Bahn so plötzlich und so ruckartig bremste, dass sie sich unfreiwillig auf seinen Schoß setzte. Sie kamen ins Gespräch, mussten beide in Mainz aussteigen, zuerst bei Kaffee und Kuchen, dann bei einem Rheinhessen-Riesling kam man sich näher, vertiefte die Beziehung bei einem gemeinsamen Skiurlaub. Katrin war Finanzbeamtin in Mülheim an der Ruhr. Als ihr eine Aufstiegschance im Amt geboten wurde, entschied sie sich dafür und gegen ein Zusammenleben mit Rudi Herzog. Sie trennten sich ohne Zank und ohne Vorwürfe und hielten seitdem telefonisch Kontakt. Am Telefon hatte sie ihm auch erzählt, dass sie in Bonn von einer Tante eine Wohnung geerbt hatte, die sie gern verkaufen wollte. Aber ihre Preisvorstellungen und die der wenigen Interessenten lagen noch schmerzhaft weit auseinander, wie sie bei ihrem letzten Telefongespräch klagte. Die schöne Wohnung stand immer noch leer.
„Wann brauchtest du denn ein Dach über dem Kopf?“
„Am liebsten noch heute Abend.“
„Rudi, dazu müsste ich sofort nach Bonn kommen. Ich will mal versuchen, den Nachmittag frei zu nehmen. Die alte Handynummer gilt ja noch?“
„Immer noch.“
„Okay, ich melde mich. Aber es kann etwas dauern. Ich muss erst einige Termine verschieben.
Isa sah ihn neugierig an: „Na, alles klar?“
„Ja und Nein. Wir müssen auf einen Anruf warten. Das kann allerdings dauern.“
„Soll ich schon packen?“
„Ja. Hier bleiben wir auf keinen Fall.“
Sie sprang auf und er bewunderte wieder ihre langen Beine: „Vergiss deinen schusssicheren Keuschheitsgürtel nicht!“
„Einpacken oder anziehen?“
„Einpacken reicht.“
Während des Telefonats hatte Katrin ihn auf eine Idee gebracht: „Bevor wir losfahren, müssen wir ein paar ernste Worte reden, damit du verstehst, was hier abläuft.“
Sie gluckste. „Du hörst dich an wie meine Mutter vor meinem ersten Rendezvous.“
Er grinste. „Nach deiner unterschriebenen Aussage vor Staatsanwalt Lederer wird jeder vermuten, dass deine Behauptung richtig ist, wenn du jetzt, wenige Tage vor dem Prozess umgebracht wirst. Das liegt also nicht unbedingt im Interesse deines früheren Chefs und Liebhabers Schiefer.“
„Vielen Dank, zu freundlich. Müssen wir auch besprechen, wo ich begraben sein möchte und welche Grabsteininschrift ich mir wünsche?“
Er