Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer
hoch. Hinzu kommen weitere Ausstellungsräume mit einer Raumhöhe von bis zu zwölf Metern. Somit können moderne, überdimensionale Kunstwerke, die in ehemaligen Industriehallen oder Lofts entstanden sind, angemessen präsentiert werden. Über eine Rampe werden die Besucher in den Bauch des Museums geleitet.
The Globe - eine perfekte Rekonstruktion
Zu besichtigen sind Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert, beispielsweise von Monet, Picasso, Matisse, Duchamp, Dalí, Moore, Beckmann, Francis Bacon, Max Ernst, Giacometti, Roy Lichtenstein und Andy Warhol, wobei es einen gewissen Wechsel in der Präsentation gibt. Die Kunstwerke sind im heute Boiler House genannten Trakt thematisch gruppiert: Im zweiten Stock befindet sich momentan Poetry and Dream, im dritten Stock Transformed Visions. Einen zwölf Meter hohen Beuys-Raum gilt es ebenfalls zu bewundern. Im vierten Stock erwarten den Kunstinteressierten Structure and Clarity sowie Energy and Process und Setting the Scene mit diverser Pop-Art. Hinzu kommen noch hochkarätige Wechselausstellungen sowie ein Skulpturengarten. Zum Gesamtkonzept gehören auch ein Café-Restaurant (sechster Stock) und die größte Kunstbuchhandlung Londons.
Mit rund fünf Millionen Besucher pro Jahr erreichte die Tate Modern schnell ihre Kapazitätsgrenzen, so dass im Juni 2016 ein mehr als 300 Millionen Pfund teurer, wiederum von Herzog & de Meuron entworfener pyramidenförmiger Erweiterungsbau (Switch House bzw. Blavatnik Building) aus Beton-Stein eröffnet wurde, durch den auch die ehemaligen Öltanks genutzt werden - die Ausstellungsfläche hat sich dadurch um 60 Prozent vergrößert. Auf insgesamt zehn Ebenen werden in dem avantgardistischen Gebäude Arbeiten zu Kunst, Film und Illustration präsentiert. In der zehnten Etage wartet eine Aussichtsplattform mit herrlichem Panoramablick.
♦ Bank Side, SE1. (U) Mansion House oder Southwark. Tgl. 10-18 Uhr, Fr und Sa bis 22 Uhr. Eintritt frei! Sonderausstellungen bis £ 22, erm. £ 20. Kostenlose Führungen tgl. um 11, 12, 14 und 15 Uhr. www.tate.org.uk.
Hayward Gallery: Die 1968 eröffnete Galerie bietet der modernen Kunst ein respektables Forum. Einen festen Fundus gibt es nicht, dafür finden mehrmals im Jahr anspruchsvolle Wanderausstellungen statt.
♦ SE1. (U) Queen Walk, Waterloo oder Embankment. Tgl. 10-18 Uhr, Fr 10-22 Uhr. Eintritt je nach Ausstellung £ 10-15, erm. £ 8-12. www.southbankcentre.co.uk.
Ein Mann namens Jack the Ripper
Die fünf Morde, die sich 1888 im Londoner East End ereigneten, gehören zu den mysteriösesten und grausamsten Fällen der englischen Kriminalgeschichte. Der erste Mord geschah am 31. August, als eine Prostituierte in einer nebeligen Nacht verstümmelt aufgefunden wurde. Im East End standen damals Mord und Totschlag auf der Tagesordnung, so dass diese Tat noch kein großes Aufsehen erregte. Erst als am 8. September erneut eine Prostituierte unter den gleichen Umständen ums Leben kam, breiteten sich Angst und Schrecken aus, die dadurch noch gesteigert wurden, dass der Mörder in einem mit „Jack the Ripper“ unterschriebenen Brief an eine Londoner Zeitung weitere Morde ankündigte. In der Nacht vom 30. September ereigneten sich die nächsten beiden Morde. Ihren Höhepunkt erreichte die schreckliche Serie am 9. November: Die junge, hübsche Prostituierte Mary Jane Kelly wurde in ihrem Zimmer in der Hanbury Street vollkommen zerstückelt aufgefunden, ihre Eingeweide waren über den Fußboden verteilt. Danach brach die Mordserie unvermittelt ab. Wer „Jack the Ripper“ war, konnte nie aufgeklärt werden.
Es gab zwar einen großen Kreis von Verdächtigen, zu denen auch der Duke of Clarence gezählt wurde, da sich der homosexuelle Sohn von Eduard VII. bekanntlich in den einschlägigen Lokalitäten des East End herumtrieb. Zwei der Hauptverdächtigen kamen kurze Zeit nach dem letzten Mord unter tragischen Umständen ums Leben, was das abrupte Ende der Serie erklären könnte.
London Eye: Auf der Suche nach neuen Attraktionen für die Millenniumsfeierlichkeiten durfte anscheinend auch ein Riesenrad nicht fehlen. Dass es sich bei dem 135 Meter hohen Riesenrad um das größte Europas (ehedem der Welt) handelt, versteht sich dabei fast schon von selbst. Auf der rund 30-minütigen Fahrt mit dem „London Eye“ erheben sich die gläsernen Gondeln im Zeitlupentempo über die britische Metropole. Ein fantastischer Panoramablick ist garantiert! Pro Jahr werden mit dem Riesenrad 3,5 Millionen Fahrgäste transportiert. Achtung: Tickets vorab im Internet bestellen.
♦ Jubilee Gardens, SE1. (U) Westminster oder Waterloo. Tgl. 10-20 Uhr, im Sommer bis 21.30 Uhr. Ab £ 27, erm. ab £ 18 (günstigere Tickets online). www.londoneye.com.
Sea Life London: Das London Aquarium bietet einen faszinierenden Einblick in die Unterwasserwelt. In den verschiedenen Sektionen des Aquariums werden die für die jeweiligen Meere (Atlantik, Pazifik und Indischer Ozean) typische Flora und Fauna vorgestellt. Ein Korallenriff, Mangrovensümpfe und ein Becken mit tropischem Süßwasser dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Die größte Attraktion sind natürlich die Haifische im Pazifikbecken, bei Kindern besonders beliebt ist ein Bassin mit Rochen, die sich bereitwillig streicheln lassen.
♦ County Hall, Riverside Building, SE1. (U) Westminster oder Waterloo. Tgl. 10-18 Uhr, Fr und Sa bis 19 Uhr. Eintritt £ 30, erm. £ 24 (günstige Tickets online). www.visitsealife.com/london.
Panoramablick vom London Eye
London Dungeon: Unter dem Bogen einer Eisenbahnbrücke hat sich der London Dungeon, ein modernes Horrorkabinett, als beliebte Touristenattraktion etabliert. Die Glorifizierung von Folter, Schmerz und Tod mutet allerdings recht seltsam an, auch wenn Jugendliche davon schwer begeistert sind: Die mittelalterliche Geschichte Englands wird mit all ihren schlimmen Ereignissen in Lebensgröße dargestellt: Thomas Becket liegt in einer Blutlache vor dem Altar, eine Familie wird von der Pest dahingerafft, auf Lanzen gespießte Köpfe „grüßen“ die Besucher. Dass auch Jack the Ripper nicht fehlen darf, versteht sich fast von selbst. Kindern unter zehn Jahren ist von einem Besuch abzuraten, auch wenn sie in Begleitung eines Erwachsenen Zutritt hätten.
♦ Riverside Building, County Hall, Westminster Bridge Road, SE1. (U) Westminster oder Waterloo. Tgl. 10-17 Uhr, Do ab 11 Uhr, Sa bis 18 Uhr, im Aug. tgl. bis 19 Uhr. Eintritt ab £ 30, erm. £ 24 (günstigste Tickets online). www.thedungeons.com.
Florence Nightingale Museum: Es gibt wohl kaum jemanden, der in den 1960er-Jahren geboren und im Englischunterricht nicht mit der Lebensgeschichte von Florence Nightingale (1820-1910) konfrontiert wurde. Das St Thomas’s Hospital ist der richtige Ort für ein Florence-Nightingale-Museum, denn hier gründete Florence 1860 die weltweit erste professionelle Schule zur Ausbildung von Krankenschwestern (noch heute werden die Schwestern des St Thomas’s Hospital Nightingales genannt).
♦ 2 Lambeth Palace Road, SE1. (U) Westminster oder Waterloo. Tgl. 10-17 Uhr. Eintritt £ 8, erm. £ 5. www.florence-nightingale.co.uk.
Imperial War Museum: Man sollte sich von den vielen Kampfflugzeugen, Raketen und Kanonen im Erdgeschoss nicht abschrecken lassen, denn das Imperial War Museum ist sicherlich das anspruchsvollste Kriegsmuseum in London. Untergebracht in einer ehemaligen Nervenheilanstalt, wird hier die Geschichte des britischen Militärs seit dem Ersten Weltkrieg festgehalten. U-Boote, Panzer, Flugzeuge, Kanonen, Uniformen, Schlachtendarstellungen usw. können besichtigt werden. Filmvorführungen