Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer
Straßenterrasse. Lime Hill Road, Tel. 01892/548699. bills-website.co.uk.
Mein Tipp Juliets. Nettes verspieltes Café mit herrlichen selbstgemachten Kuchen. Kleine Straßenterrasse. Tgl. 8-17 Uhr. 54 Hight Street, Tel. 01892/522931. www.julietsandmore.com.
Umgebung von Royal Tunbridge Wells
Tonbridge Castle
In dem kleinen Marktflecken Tonbridge stehen noch die Ruinen einer von den Truppen Oliver Cromwells geschleiften Burganlage. Nur das Torhaus blieb von den Zerstörungen des Puritanerheeres verschont. Tonbridge hieß übrigens bis ins 19. Jahrhundert noch Tunbridge, da es jedoch allzu oft mit dem gleichnamigen Kurort verwechselt wurde, musste der Ort seinen Namen ändern.
♦ Castle Street. Mo-Sa 9-17 Uhr, So 10.30-16.30 Uhr. Eintritt £ 9, erm. £ 5.85. www.tonbridgecastle.org.
Tudeley
Die Dorfkirche All Saints in dem unscheinbaren Tudeley ist ein Geheimtipp für Kunstfreunde. Kein Geringerer als Marc Chagall schuf nämlich die Glasmalereien im Auftrag des ortsansässigen Kunstsammlers Sir Henry d’Avigdor-Goldsmid. Allerdings ging der Stiftung ein tragisches Ereignis voraus: Sir Henrys Tochter Sarah Venetia war im Alter von 21 Jahren beim Segeln ertrunken. Das Ostfenster zeigt, wie Sarah in der Tiefe des Meeres ruht, bevor sie über eine Leiter zu Christus aufsteigt.
Hever Castle
Die von einem Wassergraben umgebene Burg ist vor allem durch Anne Boleyn, der zweiten Frau Heinrichs VIII., in die Geschichte eingegangen. Anne Boleyn wurde 1507 auf Hever Castle geboren und wuchs auch in dem väterlichen Schloss auf. Das Leben der 18-jährigen Anne nahm einen dramatischen Verlauf, als sich Heinrich VIII. in sie verliebte. Um sich von Katharina von Aragón scheiden lassen zu können, brach Heinrich VIII. bekanntermaßen mit der päpstlichen Kirche. Glücklich wurde Heinrichs zweite Ehe allerdings nicht: Drei Jahre nach ihrer Hochzeit ließ Heinrich Anne Boleyn im Jahre 1536 wegen Hochverrats und Ehebruchs hinrichten, da sie dem despotischen König nicht den erhofften Thronfolger gebar. Anne wurde zwar später von ihrer Tochter Elizabeth I. rehabilitiert, doch die Familie Boleyn war gesellschaftlich ruiniert. Als Annes Vater 1538 starb, verfiel Heinrich auf die taktvolle Idee, das Schloss seiner vierten Frau Anna von Kleve als Scheidungsdomizil zu überlassen ...
Hever Castle verkam zusehends, erst als der Amerikaner William Waldorf Astor das Schloss 1903 erwarb, konnte der Verfall aufgehalten werden. Astor, ein Nachfahre deutscher Emigranten aus Walldorf bei Heidelberg, ließ nicht nur das Schloss restaurieren und mit kostbaren Antiquitäten ausstatten, sondern auch rund um das ganze Ensemble einen weitläufigen Park mit Renaissance-Skulpturen anlegen. In nur vier Jahren verwandelten rund 1000 Arbeiter das vollkommen ebene Grundstück in eine hügelige Landschaft samt künstlichem See - heute ist der Garten ideal für ein Picknick! Da die Räumlichkeiten des Schlosses für die Ansprüche des Besitzers der Times und der Waldorf-Astoria-Hotels ebenfalls zu klein waren, errichtete er nebenan ein Disney-Dorf im Tudor-Stil. Hinter der Dorfstruktur verbirgt sich ein weitläufiger Komplex mit mehr als 100 Zimmern. Im Schloss selbst trug Astor aus Verehrung für Anne Boleyn mehrere Portraits zusammen.
♦ März bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr, Castle ab 12 Uhr, Nov. und Dez. Do-So 11-16.30 Uhr (letzter Eintritt 90 Min. vor Schließung), Jan. bis März geschlossen. Eintritt £ 17.75, erm. £ 15.60 oder £ 9.95, Familien £ 46.85. Nur Garten: £ 14.95, erm. £ 13.45 oder £ 9.40, Familien £ 41.10. www.hevercastle.co.uk.
Chiddingstone Castle
Nur einen Katzensprung von Hever Castle entfernt liegt Chiddingstone, ein kleines Straßendorf mit alten Fachwerkhäusern und einem neugotischen Schloss, dem Chiddingstone Castle. Das Anwesen diente teilweise auch als Drehort für den Film „Zimmer mit Aussicht“. Ausgestellt sind Sammlungen fernöstlicher Kunst, darunter Lackarbeiten und Schwerter. Zudem wurde im Jahr 2009 ein 35 Hektar großer japanischer Stroll Garden (Schlendergarten) angelegt.
♦ Von Ostern bis Sept. So-Mi 11-17 Uhr. Eintritt £ 9.50, erm. £ 4.50. www.chiddingstonecastle.org.uk.
Penshurst Place
Zinnenbekrönt überragt das stattliche Herrenhaus das idyllische Dorf Penshurst mit seiner Kirche St John the Baptist. Besonders eindrucksvoll ist die große, 1340 im Auftrag des reichen Kaufmanns Sir John de Pulteney errichtete Baron’s Hall; die repräsentative, 18 Meter hoch aufragende Halle gilt als ein Meisterwerk der englischen Zimmererkunst und ist einer der größten profanen Säle des Spätmittelalters. Von der heute zur Eingangshalle degradierten Baron’s Hall gelangt man in die ehemals privaten Räume, so in die als Portraitgalerie genutzte Long Gallery.
Nicht versäumen sollte man eine ausgedehnte Besichtigung der zugehörigen Gartenanlagen, die im 17. Jahrhundert angelegt wurden und als eine Hommage an den Apfelbaum verstanden werden können.
Penshurst Place April bis Okt. tgl. 10.30-18 Uhr (House 12-16 Uhr), Sa und So im März zur gleichen Zeit. Eintritt £ 12, erm. £ 6.50. Nur Garten £ 10. www.penshurstplace.com.
Übernachten/Essen The Leicester Arms Hotel. Zünftiger Gasthof mit Straßenterrasse, in unmittelbarer Nähe des Penshurst Place gelegen. Gutes Essen von Pub Classics bis zu anspruchsvollerer Kost wie Barbary Duck Breast für £ 18. Es werden auch sehr schöne Zimmer im modernen Landhausstil vermietet. EZ £ 65, DZ ab £ 85. High Street, Tel. 01892/871617. www.theleicesterarmshotel.com.
Knole
Das am Rand von Sevenoaks gelegene Knole ist einer der ältesten und größten Herrensitze im Süden Englands. Angeblich besitzt Knole so viele Innenhöfe wie die Woche Tage hat, so viele Treppen wie das Jahr Wochen und so viele Zimmer wie das Jahr Tage. Wie dem auch sei, der Herrensitz wurde bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, später bauten ihn die Erzbischöfe von Canterbury zu einem herrschaftlichen Anwesen aus, das den Neid Heinrichs VIII. weckte, bis er Knole 1536 für die Krone reklamierte. Elizabeth I. schenkte den Palast schließlich ihrem Vetter Sir Thomas Sackville. Bis zum heutigen Tag leben die Sackvilles in Knole, wenngleich das Schloss seit 1947 vom National Trust verwaltet wird. Das Innere ist mit kostbaren Möbeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert - darunter das sogenannte Knole Settee, der Urahn zahlloser Sofas - ausgestattet, an den Wänden hängen Gemälde von Joshua Reynolds, van Dyck und Gainsborough.
Ightham Mote
Die berühmteste Bewohnerin von Knole war die Schriftstellerin Vita Sackville-West (1892-1962), die aufgrund ihres gleichgeschlechtlichen Liebeslebens für so manchen Skandal sorgte. Durch Vita Sackville-Wests Roman „Schloß Chevron“ und Virginia Woolfs „Orlando“ hat Knole sogar Einzug in die Weltliteratur gefunden. Das Originalmanuskript von „Orlando“ ist in der Großen Halle ausgestellt. Kinder begeistern sich aber vor allem für das zahme Rotwild, das den weitläufigen Park in großer Zahl bevölkert.
♦ Ende März bis Okt. tgl. 11-17 Uhr, im Winter 11-16 Uhr. Eintritt £ 15, erm. £ 7.50, Familien £ 37.50, nur Garten £ 5 (NT). www.nationaltrust.org.uk/knole.