Fettnäpfchenführer Großbritannien. Michael Pohl

Fettnäpfchenführer Großbritannien - Michael Pohl


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Brotaufstriche aus Zitrusfrüchten Marmelade – meist werden für die Zubereitung Orangen verwendet, teilweise inklusive der (fein geraspelten) Schale. Wer beispielsweise Erdbeer-, Himbeer- oder Brombeermarmelade haben möchte, muss nach Jam verlangen. Hinter diesem Begriff verbergen sich alle Marmeladensorten, die keine Zitrusfrüchte enthalten. Vor allem in Kochbüchern werden diese auch oft als Preserves bezeichnet. Und auch Gelee gibt es in Großbritannien, unter dem einheitlichen Begriff Jelly. Die EU hat diese Unterscheidung übrigens in einer Verordnung aufgegriffen – streng genommen ist das, was viele in Deutschland als Marmelade bezeichnen, Konfitüre.

      Peter muss lachen: Er erinnert sich an eine Folge der Fernsehserie Monty Python’s Flying Circus, in der es in einem Restaurant zwar zig Gerichte gab, jedes einzelne aber nur aus Spam bestand, einer Art Pressfleisch. In diesem Hotel scheint das Frühstück aus Orangenmarmelade zu bestehen.

       MONTY PYTHON’S FLYING CIRCUS

      Die Komikergruppe Monty Python ist ein Stück britisches Kulturgut. In Großbritannien gehört das Team um John Cleese, Michael Palin, Graham Chapman (gestorben 1989), Terry Gilliam, Eric Idle und Terry Jones seit den frühen siebziger Jahren zu den bekanntesten Schauspielern. Zwischen 1969 und 1974 produzierte die Gruppe 45 Folgen der Fernsehserie Monty Python’s Flying Circus, die mit ihrem schwarzen Humor, dem abrupten Ende eines Sketches ohne nennenswerte Pointe sowie der Etablierung des Running Gags als stilbildend für weite Bereiche der britischen Comedy gilt. Absolut unüblich zu jener Zeit war, dass ihre Gags gern auch auf Kosten der BBC gingen, in deren Programm die Serie lief.

      Sketche von Monty Python genießen in Großbritannien etwa jenen Stellenwert, den hierzulande höchstens Loriot erreicht hat: Jeder Fernsehsehzuschauer hat früher oder später das komplette Werk gesehen. Monty Python’s Flying Circus wurde 1974 eingestellt, nachdem bereits zuvor John Cleese ausgestiegen war. Zwei Folgen wurden eigens fürs deutsche Fernsehen gedreht – eine davon sogar auf Deutsch. Die Originalserie gab es hingegen auch hierzulande lange nur auf Englisch mit deutschen Untertiteln zu sehen. Der Versuch einer Übersetzung 1998 floppte.

      Bemerkenswert ist, dass nahezu alle Mitglieder von Monty Python im späteren Leben auch als Solokünstler erfolgreich waren: John Cleese drehte zahlreiche Spielfilme sowie die ebenfalls legendäre Fernsehserie Fawlty Towers. Michael Palin reiste in mehreren Serien für die BBC um die Welt. Terry Gilliam schuf unter anderem Kinoerfolge wie Brazil. Eric Idle spielte in etlichen Filmen, unter anderem in In 80 Tagen um die Welt, ist der breiten Mehrheit aber vor allem durch sein Lied Always Look on the Bright Side of Life bekannt. Graham Chapman erlangte vor allem als Brian in Das Leben des Brian Erfolg, schrieb aber auch den Film Dotterbart. Terry Jones drehte mehrere Dokumentationen, schrieb Kinderbücher und zudem das Buch zu Douglas Adams Computerspiel Raumschiff Titanic.

      Peter schaufelt die Toastscheiben in sich hinein. Es ist irgendwie lockerer als daheim in Deutschland. Und ein bisschen größer. Gar nicht so übel, findet er. Vom Kaffee kann man das nicht gerade behaupten. Er ist exakt, wie Hannelore ihn beschrieben hat: eine Mischung aus dünnem, entkoffeinierten und handelsüblichem, löslichen Kaffee. Peter lässt das Experiment nach der ersten Tasse sein.

      Er lehnt sich zurück. Okay, den Kaffee üben wir noch mal, aber sonst ordentlich, listet er in Gedanken auf. In diesem Augenblick steht die ältere Dame wieder vor ihm und setzt Peter einen bis an den Rand vollgepackten Teller vor: zwei Spiegeleier mit einem dünnen Fettfilm, ein Klecks gebackener Bohnen, gebratener Speck, zwei kleine Würstchen, die so aussehen, als seien sie nicht ganz durchgebraten, dazu ein Kartoffelrösti und zwei halbe, ebenfalls heiße Tomaten.

      »Etwas braune Soße für Sie, mein Lieber?« Die Dame ist schon wieder am Tisch und stellt Peter eine kleine Flasche mit bräunlichem Inhalt vor die Nase. Peter reißt die Augen auf: Wer, um Himmels willen, soll das denn noch alles essen?

       Was hat Peter diesmal falsch gemacht?

      Es entspricht nicht ganz der Wahrheit, dass Briten jeden Morgen ein komplettes warmes Frühstück (Full English Breakfast) essen – in Bed-&-Breakfast-Pensionen und vielen Hotels wird es aber in der Tat regelmäßig serviert, Morgen für Morgen. Das Frühstück gilt auf der Insel als wichtigste Mahlzeit des Tages, und als solche soll sie die Gäste für viele Stunden satt machen. In der Regel besteht die warme Variante aus:

       einem Spiegel-, Rühr- oder pochierten Ei

       gebratenem Schinken

       gebratenen Würstchen

       gegrillten halbierten Tomaten

       gebackenen Bohnen in Tomatensoße

       gebratenen Champignons

       Toast

      Dazu gibt es regionale Unterschiede. Während in England meist ein Kartoffelrösti dazu serviert wird, gibt es vor allem in Wales und Irland sogenannte Potato Farls oder auch Potato Bread. Dahinter verbirgt sich eine Art Kartoffelbrot, das platt wie ein Pfannkuchen ist. Die Alternative in preiswerteren Unterkünften ist manchmal in der Pfanne gebratenes Toastbrot, das entsprechend viel Fett aufgesogen hat. Da stellt die sogenannte Brown Sauce, eine braune, säuerliche Soße, die geschmacklich und äußerlich irgendwo zwischen Ketchup und Barbecue-Soße angesiedelt ist, für viele schon eine Erleichterung dar, das Frühstück überhaupt verdauen zu können.

       BROWN SAUCE

      Brown Sauce, nach dem Markennamen auch »HP Sauce« genannt, ist die mit Abstand bekannteste Würzsoße im Vereinigten Königreich – auch wenn sie nach der Übernahme des Herstellers durch Heinz seit 2007 gar nicht mehr auf der Insel hergestellt wird, sondern in den Niederlanden. Sie besteht unter anderem aus Schoten des Tamarindenbaums, Malzessig, Zucker und diversen Gewürzen. Gegessen wird Brown Sauce vor allem zu Fleischgerichten und zum warmen Frühstück. Zur Herkunft des Namens gibt es zwei Varianten: Zum einen soll »HP« für »Houses of Parliament« stehen, wo die Soße in einem Restaurant erstmals genutzt worden sein soll. Eine Zeichnung des britischen Parlamentsgebäudes ziert bis heute die Flaschen der Soße. Andere behaupten, es seien die Initialien von Harry Palmer, der das Rezept der Soße kreiert haben soll. Ein ganz anderer, nämlich Frederick Gibson Garton, ein Lebensmittelhändler aus Nottingham, meldete jedoch 1896 das Patent für HP Sauce an.

      In Schottland findet man auf seinem Teller zudem mitunter Black Pudding. Das klingt nach einem süßen Nachtisch, ist es aber nicht. Black Pudding ist eine Art dunkler Grützwurst, die scheibchenweise in der Pfanne gebraten wird. Statt Black Pudding gibt es manchmal auch eine Scheibe Haggis, das schottische Nationalgericht: mit Innereien und Haferflocken gefüllter Schafsmagen. Unter anderem solche Delikatessen dürften es sein, der die britische Küche ihren miserablen Ruf zu verdanken hat.

      Man kann seinen Magen aber morgens auch noch weiter strapazieren. Ebenfalls in Schottland wird häufig Porridge serviert, gesalzener und gekochter Haferbrei, meist ergänzt um Sirup, Butter und Zucker.

      Standard in Hotels und Pensionen ist auch das sogenannte Continental Breakfast, ein minimalistisches kaltes Frühstück, bestehend aus:

       Toast

       Cornflakes

       Müsli

       Orangensaft

       Joghurt

       Marmelade

      Besteht das Continental Breakfast aus einem Büffet, dürfen sich in der Regel auch jene Gäste bedienen, die noch ein warmes Frühstück serviert bekommen.

       Kaffee oder Tee

      Getrunken wird dazu Tee oder Kaffee – man sollte bei beidem nicht zu viel erwarten. Wie in Deutschland hält sich die Qualität der Heißgetränke beim Frühstück meist in Grenzen. Wer guten Kaffee sucht, der sollte einen der Coffee Shops aufsuchen, die in Großbritannien inzwischen an jeder Ecke eröffnet haben und


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