Fettnäpfchenführer Neuseeland. Rudi Hofer
wharenui bezeichnet, wird er im Allgemeinen für das gesamte Areal verwendet.
Das Konzept des marae findet man im gesamten Bereich zwischen Neuseeland, der Osterinsel im Osten, Hawaii im Norden und den Austral-Inseln (Französisch-Polynesien).
Er konnte sich nicht erinnern, solch ein Portal zuvor schon einmal gesehen zu haben, jedenfalls war Peter so beeindruckt von der Konstruktion und dem aufwendigen Schnitzwerk, dass er kurz stehen bleiben musste, um das grafische Layout der Maori-Kunst besser mit seinen Designer-Augen aufnehmen zu können. Was seine ohnehin gute Laune sofort um einige zusätzliche Prozentpunkte steigerte. Allerdings wurde Peters spontanes Kulturinteresse von keinem der anderen Ankömmlinge geteilt, sodass er vom immer dichter werdenden Strom der Reisenden praktisch mit- und beinahe sogar umgerissen wurde.
Als Entschädigung hatte Peter immerhin Glück beim Gepäckbandroulette und musste auf seine beiden Koffer nicht lange warten. Als er kurz darauf problemlos den Zoll passiert hatte, nahm er im Augenwinkel zwei Schweizer Flaggen wahr, die ungefähr in der übernächsten Reihe hoch oben auf mächtigen Rucksackgestellen prangten. Wie nicht anders zu erwarten, gehörten die kühn zur Schau gestellten Landeslogos zu den beiden Eidgenossen, die offenbar prompt wegen ihrer Äpfel in eine Diskussion mit einem Zöllner geraten waren. Peter fühlte sich dadurch irgendwie peinlich berührt, obwohl ihn der kleine Vorfall eigentlich nicht wirklich etwas anging. Renata und David taten ihm in ihrer Unbedarftheit trotzdem etwas leid – jedenfalls hatte die junge Schweizerin die Sache mit den Äpfeln wohl viel zu locker genommen. Peter überlegte kurz, ob er dem Paar in irgendeiner Weise behilflich sein könnte, wusste aber wirklich nicht wie, zumal er ja zuvor im Flugzeug schon wegen der Früchte auf das Kabinenpersonal verwiesen hatte.
Peter verließ den kontrollierten Ankunftsbereich des Flughafens und sein Blick fiel auf eine stattliche Anzahl von Leuten, die beinahe synchron jeden Ankommenden musterten. Peter scannte seinerseits über die Gesichter der Wartenden und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er Riqi deutlich außerhalb der Gruppe stehen und mit hoch erhobenem Arm das Fingerzeichen für victory machen sah.
Nach einer herzlichen Männerumarmung sagte Peter: »Dein Handzeichen hat gepasst, Riqi. Es kommt mir wirklich wie ein kleiner Sieg vor, hier in Neuseeland zu sein.«
»Ganz ähnlich sehe ich das auch – nämlich als meinen persönlichen Sieg, dich endlich erfolgreich hierher gelockt zu haben.«
»Gelockt, sagst du. Heißt das, deine Versprechungen waren nur Lockmittel, hinter denen gar nichts steckt? Etwa so, wie man einem Esel eine Möhre vor die Nase hängt, nur damit er willig drauf los marschiert?«
»Absolute nonsense! – Ausgemachter Unsinn! Glaube mir, Peter, was ich gesagt habe, ist wahr, kein Komma und kein Punkt gelogen. Auf geht’s – in höchstens einer Stunde wirst du auf dem deck von Malcolms Haus sitzen und den neuseeländischen Tag genießen!«
Was man kritisieren könnte ...
Äpfel und Birnen soll man bekanntlich nicht miteinander vergleichen. Man soll sie aber vor allem nicht nach Neuseeland einführen.
Peter hat sich zwar einer leichten Fußverkehrsbehinderung auf dem Weg zum Gepäckband schuldig gemacht, ansonsten hat er sich bei seiner Ankunft in Neuseeland wacker geschlagen. Dafür sind seine beiden Reisebekannten aus der Schweiz auf umso glatteres Eis geraten: Neuseeland hat strenge Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel und organische Stoffe. Zusätzlich existiert eine Vielzahl von Bestimmungen, die manchmal verwirrend sein können. Im Zweifelsfall sollte man sich an die neuseeländische Botschaft wenden. Hat man auf dem Flug Produkte bei sich, die auf der Verbotsliste stehen, führt dies nicht zwangsläufig zur Strafe: Für Obst, Gemüse, Honig und Fleisch gibt es in der Ankunftshalle Spezialcontainer, um die Waren gerade noch rechtzeitig entsorgen.
Der Versuch, dennoch etwas zu schmuggeln, wird mit 200 Dollar und einer offiziellen Vorstrafe geahndet.
Übrigens: Der Zoll setzt durchaus possierliche Hunde ein, die mit spielerischer Leichtigkeit unverpackte Lebensmittel zwischen dicken Lagen aus Kleidung oder in Plastikbehältern etc. erschnüffeln können.
https://www.customs.govt.nz/personal/prohibited-and-restricted-items/
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ANDERE LEUTE,ANDERE NAMEN
MULTINATIONALE VERWIRRUNG
Peter freute sich sehr, Riqi wiederzusehen, und fühlte sich gut – ein ruhiger Flug ohne aufregende Ereignisse lag hinter ihm. Er konnte unterwegs ein paar Stunden lang gut schlafen und war dadurch jetzt kein bisschen müde. Aber da war zunächst einmal die alles entscheidende Frage: »Riqi: bike or car?«
Riqi musste herzlich lachen; er hatte tatsächlich mit dieser Frage gerechnet und war eher überrascht, dass Peter sie nicht schon früher gestellt hatte: »Keine Sorge, Peter. Du weißt ja, dass ich mein bike liebe und gerne davon rede. Wenn ich jemanden vom Flughafen abhole, so wie dich jetzt, dann stelle ich vorher immer die Fahrt mit dem Motorrad in Aussicht. Das ist mein persönlicher Willkommensscherz. Stell dir mal uns beide mitsamt deiner Koffer und sonstigen Taschen auf der Maschine vor ... also nein! Auf dem Parkplatz steht ein geräumiges Auto.«
Als die beiden das Terminal verließen, deutete Riqi auch schon mit einer ausladenden Handbewegung auf ein großes, nachtschwarzes Auto der gehobenen deutschen Mittelklasse, das fast direkt vor dem Ausgang stand. Es stand zwar nicht im Halteverbot, aber immerhin in der Zone, die nur für sehr kurzfristiges Be- und Entladen vorgesehen war. Riqi hatte mit allen Eventualitäten bereits im Vorfeld gerechnet und entsprechend dafür gesorgt, dass das Knöllchen- oder Abschlepprisiko als vernachlässigbar betrachtet werden konnte: »Ich glaube, die wardens (traffic wardens = Politessen) haben einen gewissen Respekt vor Nobelkarossen und klemmen dafür eher einem Kleinwagen ein ticket (Strafzettel, Knöllchen) hinter den Scheibenwischer.«
Peter grübelte, was er von Riqis Theorie halten sollte, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit anzog. Als die beiden an den Wagen herantraten, stieg zu Peters durchaus angenehmer Überraschung plötzlich eine junge, schwarzhaarige Frau aus der Limousine. Sie ging strahlend auf Peter zu und umarmte ihn herzlich, noch bevor er sein Gepäck abstellen oder überhaupt in irgendeiner angemessenen Form reagieren konnte. Riqi stellte währenddessen seine Begleiterin gleich vor – der Name klang in Peters Ohr wie »SCHIH-vahn«.
Peter, der weder mit einer Begegnung noch einer Begrüßung dieser Art gerechnet hatte, versuchte nun die Situation so charmant wie möglich zu meistern. Nachdem Riqis Bekannte ihre Umarmung gelöst hatte, stellte er seine Taschen auf dem Boden ab, hielt ihr die ausgestreckte Hand hin und sagte: »Nice to meet you – freut mich, dich kennenzulernen, Schih... Schih...?«
Peter, der diesen Namen noch nie zuvor gehört hatte, schaffte es nicht ganz, ihn einfach wie ein Papagei nachzusprechen, geschweige denn, ihn sich geschrieben vorzustellen. Natürlich kannte Peter eine Reihe von Maori-Namen, die zum Teil für europäische Ohren recht exotisch klangen, allerdings handelte es sich bei der Dunkelhaarigen mit Sicherheit nicht um eine Maori.
NAMENSSTATISTIK
Hier kommen die Top 10 der beliebtesten Maori-Vornamen bei Neugeborenen:
Mädchen | Jungen |
Maia | Nikau |
Aria | Wiremu |
Manaia | Kahurangi |
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