Gärten des Jahres 2021. Konstanze Neubauer

Gärten des Jahres 2021 - Konstanze Neubauer


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       Laudatio

      Ein Vorzeigeprojekt für Biodiversität und Nachhaltigkeit in unserer Branche. Pflanz- und Pflanzenexpertin Petra Pelz und die Gartendesign-Firma GartenLandschaft Berg & Co. haben gemeinsam eindrucksvoll den naturnahen Garten als landschaftsarchitektonisches und -gärtnerisches Gesamtkonzept umgesetzt: eine einstimmige Wahl der Jury.

      Auf 1.900 begrünten Quadratmetern wirkt alles naturnah, und doch wurde nichts dem Zufall überlassen: Hier haben die Experten einen Rückzugsort für die Bewohner des Holz-Bungalows geschaffen, in dem sie sich erholen und Natur als Teil ihres Zuhauses erleben können. Verschiedene Bäume und Gehölze fassen den Garten schützend ein und spenden an heißen Tagen Schatten. Die Baumaterialien stammen aus der Region.

      Der Garten ist eine wahr gewordene Vision: Sie zeigt eindrucksvoll, was die naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung heute schon für den Natur- und Artenschutz leisten kann. Hier wurde konsequent alles bepflanzt, inklusive der Dächer, die sogar begehbar sind und sich so harmonisch als zusätzlicher Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen in die Gartenlandschaft einfügen.

      Aus dem Panoramafenster des glänzenden Baumhaus-Kubus erblickt man den gesamten Naturgarten. Durch bodentiefe Fenster, Glastüren und einen ebenerdigen Zugang gehen Wohnraum und Garten des Bungalows eine nahtlose Verbindung ein. Ein durchdachter Mix aus verschiedenen Pflanzenarten und -bereichen sorgt übers Jahr dafür, dass Insekten und andere Tiere möglichst lange Nahrung finden. Hier wirken ästhetisches Verständnis, Handwerkskunst, jahrzehntelange Erfahrung und ausgewiesene Pflanzen- und Pflanzexpertise mit Kreativität und einem visionären Blick auf das Thema Landschafts- und Gartengestaltung zusammen – und schaffen ein naturnahes Refugium für Menschen, Flora und Fauna.

      Paul Saum

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       Weite Blicke: Vom Baumhaus kann man bis Hannover sehen. Die ungewöhnliche Stahlkonstruktion steht auf eigenen Füßen und beeinträchtigt die benachbarte Eiche nicht.

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       Wunderbare Welt der Stauden: Kerzen-Knöterich 'Blackfield' (Polygonum amplexicaule) mit kräftig dunkelroten Blütenähren, dazu filigrane Gräser und das zarte Violett der Großblütigen Schönaster (Kalimeris incisa 'Madiva').

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       Terrassen im klassischen Stil gibt es nicht – die Flächen sind mit trittfesten Bodendeckern oder Stauden bepflanzt.

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       Das Haus wird zu einem Teil der Pflanzenwelt.

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       Eine Felsentreppe führt durch die Stauden- und Gräserpflanzung hinauf zum Baumhaus am Waldrand.

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       Alles ist bepflanzt, sogar das Dach des eingeschossigen Holzhauses.

      Pflanzen dürfen nicht nur bis an die bodentiefen Fenster des Hauses wachsen, sie dürfen das komplette Flachdach besiedeln und das Gebäude zu einem Teil der Pflanzenwelt machen. Terrassen im klassischen Stil gibt es nicht, sondern teppichartige Flächen mit trittfesten Bodendeckern und Stauden wie Fiederpolster (Cotula im Halbschatten) und Thymian (Thymus in der Sonne). So liegt das Haus, als Teil der Natur völlig von Pflanzen umgeben, geschützt in seiner Mulde.

      Im Haus blickt man von allen Seiten in die von Stauden und Gräsern belebte Felsenlandschaft. Auf dem Flachdach siedeln Sedum-Arten (Sedum telephium, Sedum spectabile), Gräser und kleine Nelken. Über einen Rundweg aus großen Grauwacke-Blöcken gelangt man vom unteren Teil des Grundstückes durch den Garten auf das Dach. „Da das Dach des Wohnhauses von hinten begehbar ist, nimmt der Besucher im ersten Moment nicht wahr, dass er sich über das Haus bewegt“, erklärt Peter Berg. Der Gartendesigner, bekannt für die Gestaltung von Hanggärten mit Natursteinen, arbeitete bei diesem ungewöhnlichen Projekt mit der Landschaftsarchitektin Petra Pelz zusammen. Die Zusammenarbeit mit der Expertin für Pflanzenkonzepte zahlte sich aus, denn kaum jemand versteht es besser, Stauden und Gräser so harmonisch miteinander zu kombinieren, dass solch naturnahe Pflanzenbilder entstehen.

      Da der Garten auf einer Seite ein Niveauunterschied von vier Metern aufweist, musste der steile Hang abgefangen werden. Peter Berg modellierte mit seinem Team das Gelände, entwickelte eine Höhenstaffelung und befestigte den Hang mit Quadern, Brocken und Blöcken aus gelblich-warmer Grauwacke. Diese Gestaltung gefiel den Bauherren so gut, dass die Steinstruktur auf den ganzen Garten ausgedehnt wurde. So entstand ein wunderbares Zusammenspiel zwischen Stein und Pflanze. „Ich pflanze gerne in höheren Gruppen, immer sehr üppig. Die Wirkung der Steine durfte dabei aber nicht verloren gehen, daher ist die Pflanzung in der Mitte flacher und nur an den Rändern höher. Mittels Drohne konnten wir die Lage und Form der Steine so ermitteln, das wir zu einem exakten Pflanzplan kamen“, berichtet Petra Pelz. Dort, wo die Felsentreppe durch die Stauden- und Gräserpflanzung zum Baumhaus am Waldrand hinaufführt, pflanzte sie vor allem Blaugras (Sesleria autumnalis), mischte kleine Staudengrüppchen (u. a. Salvia nemorosa 'Serenade', 'Mainacht') darunter und verwob sie miteinander. Schönaster (Kalimeris incisa) und Blaue Färberhülse (Baptisia australis) sind ein Leitmotiv in der Pflanzung – Arten, die farblich harmonieren, langlebig sind und dauerhaft schön aussehen. Petra Pelz pflanzt sie immer in Gruppen, damit sie zusammenwachsen und den Boden bedecken.

      Endpunkt der Felsentreppe bildet ein ungewöhnliches Baumhaus am Waldrand zwischen alten Eichen, von dem man einen weiten Blick in die Landschaft und bis nach Hannover hat. Es ist eine verspiegelte Stahlkonstruktion, die ebenso wie das Holzhaus vom Baumhaus-Experten Andreas Wenning stammt. In der Fassade spiegelt sich die naturnahe Gartenlandschaft aus Felsen, Gräsern und Stauden. Nichts stört dieses Bild vollkommener Harmonie zwischen Haus, Garten und Umgebung. Da ist es nur folgerichtig, dass ausschließlich natürliche Materialien wie Holz, Stein und Pflanzen verwendet wurden – bis auf die Fahrspuren an der Zufahrt wurde komplett auf Beton verzichtet. Dass das Thema Nachhaltigkeit auch für die Gestaltung ein absolutes Plus bedeutet, zeigt dieser Garten in vorbildhafter Weise.

      LAGE DES GARTENS

      in der Nähe von Hannover, Niedersachsen

      GRÖSSE DES GARTENS

      1900 m2

      PLANUNGSBÜRO

      Petra Pelz Designnatuerlich und GartenLandschaft Berg & Co. GmbH

      AUSFÜHRUNG

      Petra Pelz Designnatuerlich und GartenLandschaft Berg & Co. GmbH

      FOTOGRAFIE

      Ferdinand Graf Luckner

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      „Die Zusammenarbeit und gemeinsame Planung führte zu einer außergewöhnlichen Symbiose von Architektur und Garten. In der Branche sollte mehr zusammengearbeitet werden, damit sich Synergie-Effekte nutzen lassen.“

      PETRA PELZ UND PETER BERG

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      PLAN


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