Gärten des Jahres 2021. Konstanze Neubauer

Gärten des Jahres 2021 - Konstanze Neubauer


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ansteigenden Weg, so gelangt man zu den fünf Höfen: Zunächst in den Küchen- und Saunahof mit Natursteintrog als Tauchbecken, den zwei besonders schöne Laubbäume, ein Eisenholzbaum (Parrotia persica) und eine Blumenesche (Fraxinus ornus) zieren. Weiter geht es zum Werkstatthof mit riesigem Sandsteinfindling und einer Sichtschutzpflanzung aus Bambus (Phyllostachys aureosulcata 'Spectabilis'). Eine Eibe (Taxus baccata) und eine Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia) begleiten den Weg nun abwärts zum Wohngarten auf Eingangsniveau. Es schließen sich ein Kräutergarten mit Hochbeet und der Bürogarten an. Aus Zeiten der Reihenhausbewohner existieren noch zwei Hainbuchenhecken (Carpinus betulus), welche Wohn-, Kräuter- und Bürogarten voneinander trennen. Sie wurden bewusst nicht entfernt, um die alte Struktur des Gartens zu erhalten. „So konnten wir den Höfen unterschiedliche Themen geben“, sagt Volker Püschel. Nun spiegelt jeder Gartenraum die jeweilige Funktion des angegliederten Wohnraumes wider, die sich im Laufe der Jahre wandelte, je nach den Lebensumständen. „Es sind eigene funktionierende Höfe, klein, aber fein. Viele kleine Höfe ergeben auch einen ganzen Garten“, resümiert Volker Püschel. Im Falle dieses abwechslungsreichen Gartens trifft das ohne Einschränkung zu!

      LAGE DES GARTENS

      Mettmann, Nordrhein-Westfalen

      GRÖSSE DES GARTENS

      625 m2

      PLANUNGSBÜRO

      Büro Volker Püschel

      AUSFÜHRUNG

      Pflanzarbeiten: Volker und Helgard Püschel Pflaster -u. Wegebauarbeiten: Landschaftsbau Dieter Horstmann

      FOTOGRAFIE

      Sibylle Pietrek

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      „Schon damals handelten wir nach dem Motto, dass das horizontale und vertikale Grün in Architektur und Stadtlandschaft ein wesentlicher Beitrag zur Umweltverbesserung ist.“

      HELGARD UND VOLKER PÜSCHEL

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      PLAN

       1Wohngebäude

       2Sauna

       3Werkstatt

       4Wohngarten

       5Kräuter und Hochbeet

       6Bürogarten

      Lustenberger Schelling Landschaftsarchitektur

      Über den Dächern der Stadt

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       Blick ins Grüne: Die Bepflanzung schafft eine Verbindung zum Stadtgrün.

      Ein Dachgarten mitten in der Stadt ist wahrer Luxus und bedeutet pure Lebensqualität – hier oben ist man Teil des pulsierenden urbanen Lebens und gleichzeitig sehr privat im eigenen grünen Freiluftzimmer. Diese längliche Dachterrasse, eingenistet zwischen zwei Häusern, gehört zu einer Wohnung innerhalb eines historischen Gebäudes und bietet viele Vorzüge. Der Blick fällt rechts und links auf die Kronen der umliegenden Stadtbäume, über die Dächer der Stadt bis zu den bewaldeten Hügelketten am Horizont.

       Laudatio

      Im Verlauf der Jurysitzung stellte sich schnell heraus, dass mit diesem wunderbaren urbanen Dachgarten ein Sonderfall vorlag, dessen Erstellung fast gänzlich andere Herausforderungen mit sich brachte als die anderen Gärten. Die Gestaltung von Dachgärten als großstädtische Bauaufgabe gehört leider noch immer zu den recht vernachlässigten Bereichen. Das liegt an vielen Faktoren: an der Größe oder an ungünstig langen und schmalen Formen, die sich aus den Hausgrundflächen ergeben und denen die Dachterrassen-Besitzer meist etwas ratlos gegenüberstehen. Dazu kommen besondere statische Voraussetzungen, die einem in der Planung manchmal kleine Wunder abverlangen. So auch hier.

      Durch die sinnvolle Gliederung der Dachfläche in drei Bereiche sind Räume entstanden, die durch ihre Gestaltung neugierig machen und trotz begrenzter Gegebenheiten unterschiedlichste Bedürfnisse abdecken. Das Umfeld ist hervorragend eingebunden, indem die Aussicht in die Umgebung – ein Kapital des Dachgartens – entsprechend berücksichtigt wurde. Auch die Lichtverhältnisse, die bestimmte Stimmungen erzeugen, sind überzeugend mit aufgenommen.

      Die äußerst sorgfältige Komposition aus verschiedenen Materialien und der Bepflanzung ist kontrastreich und gleichzeitig harmonisch. Alle Aspekte sind in jeder Hinsicht optimal ausgeschöpft.

      Dieser Garten ist eine grüne Oase: frisch, großzügig, individuell, zeitgemäß, lebendig und sehr stimmig in seiner Gesamtheit. Er lädt zu Aufenthalten in einer warmen entspannten Atmosphäre ein.

      Claudia Feldhaus

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       Platz für Bäume: Japanischer Zierahorn im leichten Fieberglastopf mit Stahlbeschichtung

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       Dachterrasse mit abwechslungsreichem Pflanzenleben und gemütlichem Ambiente

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       Größte Herausforderung: Großzügigkeit schaffen und trotzdem verschiedene Aufenthaltsbereiche ermöglichen

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       Die Holzbänke sind mit den Gefäßen verbunden und kommen ohne Stützen aus.

      Dazu kommt ein optimales Gestaltungspotenzial, denn die Terrasse bekommt genug Licht, hat nachmittags aber Schatten, sodass es nicht zu heiß wird. Abends taucht die Sonne den Dachgarten nochmals in ein warmes Rot. Hervorragende Bedingungen also, um daraus einen Lieblingsort, einen erweiterten Wohnraum unter freiem Himmel zu machen.

      Was fehlte war Räumlichkeit – als Raumteiler fungierten lediglich große Pflanztöpfe, was den Dachgarten mit seinen 78 m2 unruhig wirken ließ. Die beiden Landschaftsarchitekten Jan Schelling und Robin Lustenberger standen vor der anspruchsvollen Aufgabe, Räumlichkeit zu schaffen, ohne dabei die Großzügigkeit zu vernachlässigen. Ihr Konzept sah vor, die kleine Fläche in verschiedene Nutzungsbereiche zu gliedern, Sitzgelegenheiten und Pflanzbereiche einzurichten, Blickachsen herauszuarbeiten und so für eine ruhige Atmosphäre zu sorgen. Und das unter Berücksichtigung der technischen Gegebenheiten, denn der Dachgarten ruht auf der Wohnung eine Etage tiefer. „Alles hatte so leicht wie möglich zu sein. Die gesamte Gestaltung musste den statischen Ansprüchen angepasst werden, was zu Kompromissen führte, etwa bei der Größe und Tiefe der Pflanzgefäße“, berichtet Jan Schelling.

      Um bei dem knappen Raum möglichst viele Sitzgelegenheiten zu schaffen, ließen sich die beiden Landschaftsarchitekten etwas Besonderes einfallen: Hölzerne Sitzbänke, die gleich in die Pflanzgefäße integriert sind. „Sie kommen ohne Stützen aus, was ihnen eine gewisse Leichtigkeit verleiht“, sagt Jan Schelling. Die Bänke werden von den hölzernen Pflanzgefäßen eingerahmt, was sehr wohnlich wirkt. Zu dieser wohnlichen


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