Machtergreifung. Ferdinand Schwanenburg

Machtergreifung - Ferdinand Schwanenburg


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       Ferdinand Schwanenburg

       MACHT ERGREIFUNG

       ROMAN

      1. eBook-Ausgabe 2021

      © 2021 Europa Verlag in Europa Verlage GmbH, München

      Umschlaggestaltung und Motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

      Lektorat: Rainer Wieland, Berlin

      Layout & Satz: Robert Gigler, München

      Gesetzt aus der Simoncini Garamond

      Konvertierung: Bookwire

      ePub-ISBN: 978-3-95890-316-6

      Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

      Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

      Alle Rechte vorbehalten.

       www.europa-verlag.com

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       PERSONEN IN DER REIHENFOLGE IHRES AUFTRITTS

       DIE PARTEIEN DES ROMANS IN ALPHABETISCHER REIHENFOLGE

      Meinem Lateinlehrer,

      der mich gelehrt hat,

       historisch zu denken

       KAPITEL 1

      »Der redet doch genau wie Hitler«, sagte Vater Sehlings ziemlich laut und aufgebracht zu seinem Sohn Friedrich. »Dass solche Nazis im deutschen Fernsehen wieder reden dürfen, als sei nichts gewesen, ist ein Skandal. Das haben wir nur dir und deinen Spießgesellen zu verdanken, dass Hitler mit all seinen unsäglichen Taten wieder gesellschaftsfähig wird.«

      Friedrich Sehlings blickte seinen Vater erstaunt an. Seit Jahren hatte er den Namen des Führers nicht mehr in seiner Gegenwart erwähnt. Im Fernsehen lief die Sonntagabend-Talkshow, das Wort hatte ein leicht schwitzender älterer Herr mit Gartenzwergkrawatte und anthrazitfarbenem Trachtenjanker.

      »Hör dir das doch mal an, Friedrich, der redet genauso wirres Zeug wie du!« Der Vater kam immer mehr in Rage.

      Den Sohn wiederum machten diese Worte stolz. Den Führer wieder gesellschaftsfähig gemacht zu haben, das war auch sein persönliches Verdienst. Wenigstens etwas hatte er erreicht! Doch auch das konnte die tiefe Enttäuschung nicht vertreiben, die er in diesem Moment verspürte. Mit dem heutigen Tag drohte seine Mission zu scheitern. Das dämmerte Friedrich Sehlings, als er den verbraucht wirkenden Alten mit der Gartenzwergkrawatte auf dem Bildschirm sah. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen! Dieses Mal hätte es wirklich klappen können mit der Machtergreifung. Der Alte war die perfekte bürgerliche Fassade.

      Dr. Adalbert Hausding, der gerade in der Sonntagabend-Talkshow über die Hitlerzeit redete, war der große Held der Deutschlandpartei. Er hatte sie gegründet, sie von Erfolg zu Erfolg getragen – und sie drei Jahre zuvor mit einem sensationellen Wahlergebnis von 13 Prozent in den Bundestag geführt. Seitdem war er nicht nur der Vorsitzende der Partei, sondern auch Vorsitzender der Bundestagsfraktion. Von Beginn an wollte Friedrich Sehlings unbedingt dazugehören, er wollte dabei sein, wenn es in Deutschland endlich wieder einen Führer gab. Doch seit dem heutigen Tag standen das Deutsche Herz, der völkische Flügel der Partei, und ihre Nachwuchsorganisation, die Jungdeutschen, unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes – ein schwerer Rückschlag im Kampf um die Macht.

      Der Sohn sagte nichts und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Alten mit der Gartenzwergkrawatte zu: »Die deutsche Geschichte umfasst mehr als zwölf Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft. Und auch diese dunkle Zeit hatte ihre lichten Momente. Unter den Soldaten des Dritten Reiches waren viele Helden. Viele Deutsche denken so. Erkennen Sie das doch endlich an!«

      Die letzten Worte waren an den Verteidigungsminister der Christpartei und den Chef der Ökopartei gerichtet. Mit ihnen zusammen saß Hausding im Talkshow-Studio. Die beiden galten als die kommenden Männer in Deutschland.

      »So ein Nazi, so ein elender Nazi! Und diesen Fernseh-Fritzen geht es doch nur um die Quote«, schimpfte der Vater.

      Friedrich Sehlings blickte auf seinen Vater. Dann streifte sein Blick die weiße Bibliothekswand in der hellen, geräumigen Münchner Altbauwohnung mit den hohen Decken, in der sein Vater seit fast fünfzig Jahren lebte und in der er selber groß geworden war. Dort standen sie, Buchrücken an Buchrücken. Der ganze in Literatur gegossene Antifaschismus Nachkriegsdeutschlands: Günther Grass, Heinrich Böll, Max Frisch, Wolfgang Borchert, Bertolt Brecht und wie sie alle hießen.

      Friedrichs Mutter war promovierte Literaturwissenschaftlerin und Gründungsmitglied der Ökopartei. Sie arbeitete in einem Münchner Verlag und veranstaltete in seinem Elternhaus


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