Stone Butch Blues. Leslie Feinberg

Stone Butch Blues - Leslie Feinberg


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gab Georgetta das Mikro, ging raus auf die Bühne und trat vor Booker. Ich kniete vor ihm nieder und tat, als würde er mich ansingen. Dann umkreiste ich ihn und zog ihm verführerisch den Träger runter. „Laß ihn unten“, flüsterte ich, während ich ihn auf die Schulter küßte. Booker sang, „… before you break my heart …“ und stieß mich dramatisch von sich. Die Menge tobte vor Begeisterung. Niemand sah das rote Blinklicht.

      Die Musik erstarb, und alle stöhnten auf. Dann stürmte die Polizei den Club. Ich hielt die Hand vor Augen, damit das Scheinwerferlicht mich nicht blendete, konnte aber trotzdem nicht sehen, was vor sich ging. Ich hörte Schreie und den Lärm umstürzender Tische und Stühle. Der einzige Ausgang war versperrt – diesmal gab es kein Entkommen. Mit sechzehn war ich immer noch minderjährig.

      Ich zog langsam mein neues blaues Jackett aus, faltete es ordentlich zusammen und legte es auf das Klavier hinten auf der Bühne. Einen Moment lang dachte ich daran, meinen Schlips abzulegen, weil ich meinte, es wäre dann vielleicht leichter für mich. Aber das stimmte natürlich nicht. Im Gegenteil, die Krawatte gab mir ein Gefühl von Stärke angesichts dessen, was mir bevorstand. Ich krempelte die Ärmel hoch und stieg von der Bühne. Ein Bulle packte mich und fesselte mir die Hände fest auf den Rücken. Ein anderer schlug auf den schluchzenden Booker ein.

      Sie hatten den Polizeitransporter rückwärts vor den Eingang gefahren. Die Bullen prügelten uns hinein. Einige Tunten kabbelten sich nervös auf dem Weg zur Wache und machten Witze, um die Spannung zu lösen. Ich schwieg.

      Wir wurden alle zusammen in eine riesige Zelle verfrachtet. Meine gefesselten Hände waren geschwollen und kalt wegen der mangelnden Durchblutung. Ich wartete. Zwei Bullen öffneten die Zellentür. Sie lachten und redeten miteinander. Ich hörte nicht hin. „Brauchst du Arsch ’ne Extra-Einladung? Los!“ befahl der eine.

      „Los, komm schon, Jesse“, höhnte einer. „Lächle mal schön in die Kamera! Bist so ’n hübsches Mädchen. Ist sie nicht hübsch, Jungs?“ Sie schossen mein Polizeifoto. Einer der Bullen löste mir die Krawatte. Als er mein neues Hemd aufriß, flogen die himmelblauen Knöpfe ab und rollten über den Fußboden. Er zog mir das T-Shirt hoch und entblößte meine Brüste. Meine Hände waren noch immer gefesselt. Ich stand mit dem Rücken an der Wand.

      „Ich glaub, sie mag dich nicht, Gary“, sagte ein anderer. „Vielleicht bin ich eher ihr Typ.“ Er durchquerte den Raum. Meine Knie zitterten. Lieutenant Mulroney stand auf seinem Namensschild. Er bemerkte, daß ich darauf guckte und ohrfeigte mich hart. Seine Hand umspannte mein Kinn wie ein Schraubstock. „Lutsch meinen Schwanz!“ sagte er leise.

      Kein Laut war zu hören. Ich rührte mich nicht. Niemand sagte etwas. Ich meinte fast, es könnte so bleiben, wie ein angehaltener Film, aber das tat es nicht. Mulroney fummelte an seinem Reißverschluß. „Lutsch meinen Schwanz, Bulldagger!“ Jemand schlug mir mit einem Knüppel von hinten gegen die Beine. Ich ging mehr vor Angst als vor Schmerz in die Knie. Mulroney packte mich am Kragen und schleifte mich zu einer Stahltoilette. Ein Stück Kot schwamm im Wasser. „Lutsch meinen Schwanz oder friß meine Scheiße, Bulldagger! Du hast die Wahl.“ Ich war zu verängstigt, um denken oder mich rühren zu können.

      Als er meinen Kopf das erste Mal unter Wasser drückte, hielt ich die Luft an. Beim zweiten Mal hielt er mich so lange untergetaucht, bis ich Wasser schluckte und den Klumpen Scheiße an meiner Zunge spürte. Als Mulroney meinen Kopf wieder aus dem Klo zog, kotzte ich ihn voll. Ich würgte und erbrach mich wieder und wieder.

      „Ach, Scheiße, schaffen wir sie hier raus!“ brüllten die Bullen einander zu, als ich schwer atmend da lag.

      „Nein“, sagte Mulroney. „Auf den Tisch da drüben mit ihr!“

      Sie hoben mich auf, warfen mich rücklings auf den Tisch und fesselten mir die Hände über dem Kopf. Als mir ein Bulle die Hose runterzog, versuchte ich, die Krämpfe in meinem Magen zu unterdrücken, damit ich nicht an meiner eigenen Kotze erstickte.

      „Hey, ist das nicht süß? Richtige Männer-Unterhosen!“ rief ein Bulle. „Perverse Sau!“

      Ich sah zu dem Licht an der Decke hoch, eine große gelbe Glühbirne hinter einem Metallgitter. Das Licht erinnerte mich an die endlose Folge von Western, die ich im Fernsehen gesehen hatte, nachdem wir in den Norden gezogen waren. Immer wenn sich jemand in der Wüste verirrte, zeigten sie bloß noch eine gleißende Sonne – die ganze Schönheit der Wüste wurde auf dieses eine Bild reduziert. Ich starrte auf die Gefängnisglühbirne, um nicht Zeugin meiner eigenen Erniedrigung sein zu müssen: Ich klinkte mich einfach aus.

      Ich stand in der Wüste. Der Himmel hatte bunte Streifen. Jeder kleinste Lichtwechsel tauchte die Weite in einen anderen Farbton: lachsfarben, rosa, lavendel. Der Salbeigeruch war übermächtig. Noch bevor ich den Steinadler im Aufwind über mir dahingleiten sah, hörte ich ihn schreien, so deutlich, als wäre es aus meiner Kehle gekommen. Ich sehnte mich danach, mit dem Adler zu fliegen, aber ich fühlte mich mit der Erde verwurzelt. Die Berge kamen mir entgegen. Ich ging auf sie zu, auf der Suche nach Zuflucht, aber etwas hielt mich zurück.

      „Verdammt!“ zischte Mulroney. „Dreht sie um! Ihre Fotze ist zu labbrig.“

      „Ey, Lieutenant, wie kommt’s eigentlich, daß diese Scheiß-Bulldagger nicht mit Männern ficken, aber so große Mösen haben?“

      „Frag doch mal deine Frau“, erwiderte Mulroney. Die anderen lachten.

      Ich geriet in Panik. Ich versuchte, in die Wüste zurückzukehren, aber ich konnte die fließende Öffnung zwischen den Dimensionen nicht wiederfinden. Ein berstender Schmerz in meinem Körper katapultierte mich schließlich zurück.

      Ich stand wieder in der Wüste, aber diesmal hatte sich der Sand abgekühlt. Der Himmel war bewölkt; ein Sturm drohte. Die schwüle Luft war unerträglich. Ich konnte nur schwer atmen. In der Ferne hörte ich wieder den Adler schreien. Der Himmel wurde so dunkel wie die Berge. Der Wind blies mir durchs Haar.

      Ich schloß die Augen und wandte mein Gesicht dem Wüstenhimmel zu. Und dann, endlich, die Erlösung: Ein warmer Regen brachte meinen Wangen die ersehnte Erleichterung.

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