Musikergesundheit in der Praxis. Claudia Spahn

Musikergesundheit in der Praxis - Claudia Spahn


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ich das Freiburger Institut für Musikermedizin seit zehn Jahren mit Freude und Erfolg gemeinsam leite, hat durch die Erstellung der Kapitel zu den Themen Atmung, Gehörschutz und Sängerstimme und die Durchsicht des gesamten Textes wesentlich zum Gelingen des Buches beigetragen. Ganz besonders danken möchte ich ebenfalls Frau Alexandra Türk-Espitalier MSc, mit der mich seit Jahren eine hervorragende Zusammenarbeit im Bereich der Fortbildung und in der Vorstandstätigkeit der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin (DGfMM) verbindet. Sie hat den allergrößten Teil der Übungen in diesem Buch konzipiert und ist an den inhaltlichen Grundlagen der Texte in den Kapiteln I.1 und II.6 maßgeblich beteiligt. Auch bei der Erstellung der Fotos in einer gemeinsamen umfangreichen Fotosession hat sie entscheidend mitgewirkt.

      Das wunderbare Fotomaterial wäre ohne die gekonnte und geduldige Kameraführung von Herrn Gocke nicht entstanden; hier gilt mein Dank auch Aischa Ibrahim, die als Modell für die Übungen mit viel Bewegungstalent bereitstand. Besonders danken möchte ich auch den einzelnen Musikern, die sich sehr spontan und motiviert für die Fotoaufnahmen zur Verfügung gestellt haben.

      Von Frau Korina Kaisershot sind die vielen illustrativen und schönen Zeichnungen in diesem Buch, von denen sie einige neu angefertigt hat. Für die Möglichkeit, bereits vorhandene Zeichnungen aus dem Buch TANZMEDIZIN verwenden zu können, danke ich der Autorenkollegin Liane Simmel sehr herzlich.

      Zuletzt gilt mein Dank Frau Dr. Bayerl und Frau Eisler, den Lektorinnnen, für die kompetente und gute Zusammenarbeit sowie Herrn Scheffler dafür, Text und Bildmaterial optisch gekonnt »in Szene« gesetzt zu haben. Auch dem Verleger des Henschel Verlags, Herrn Dr. Bach, und seinen Mitarbeitern gilt mein Dank für die Realisierung des Buches.

      Ohne die finanziellen Zuschüsse der Hochschule für Musik Freiburg – vertreten durch das Rektorat mit den Herren Rektor Dr. Nolte, Prorektor Prof. Dr. Holtmeier und Kanzler Probst – und der Deutschen Orchestervereinigung – vertreten durch ihren Geschäftsführer Herrn Mertens – wäre dieses Buch nicht realisierbar gewesen. Auch Ihnen herzlichen Dank.

      Zuletzt danke ich allen Musikerinnen und Musikern für die gute Zusammenarbeit der vergangenen Jahre und wünsche nun allen Leserinnen und Lesern gute Anregungen und viel Spaß bei der Umsetzung!

       Claudia Spahn im Juli 2015

      1 Immer, wenn im Text aus Gründen der besseren Lesbarkeit sprachlich nur die männliche Form verwendet wird, ist selbstverständlich auch die weibliche Form mit gemeint.

      Musizieren besteht immer aus einem komplexen Zusammenspiel mehrerer Dimensionen, die untrennbar miteinander verbunden sind (Doerne 2010). Körper, Gefühl und Geist spielen gleichermaßen eine wichtige Rolle. Zudem findet Musizieren nicht im luftleeren Raum statt, sondern steht in einem kommunikativen und sozialen Kontext. So ist ein Musiker zuallererst Künstler, aber auch (Kunst-)Handwerker, Memotechniker, Kommunikator und Leistungssportler in einem. Angesichts dieser Vielseitigkeit erscheint jede isolierte Betrachtung lediglich einer Dimension des Musizierens als unzulässige Reduktion. Wenn im Folgenden trotzdem Teilaspekte des Musizierens getrennt betrachtet werden, so geschieht dies aus rein didaktischen Gründen.

      In diesem Kapitel werden die körperlichen, psychologischen und sozialen Grundlagen erklärt, die für das Verständnis der Vorgänge beim Singen und Musizieren als Musiker wichtig sind. Dieses Wissen bildet den Ausgangspunkt für die Überlegungen im zweiten Teil des Buches, wie Prävention und Gesundheitsförderung in der jeweiligen Tätigkeit als Musiker sinnvoll zu gestalten sind.

      Mit Blick auf die körperlichen Grundlagen des Musizierens stellt sich die Frage, welche Elemente des menschlichen Körpers an den Spielbewegungen beteiligt sind und wie sie funktionell zusammenwirken. Um die Funktionszusammenhänge besser verstehen zu können, ist es sinnvoll, den Bau des menschlichen Körpers mit seinen Strukturen – wie Knochen, Gelenken, Muskeln und Nerven – in Grundzügen zu kennen. Bei Bläsern und Sängern ist die Atmung einer der Funktionskreise, die im Mittelpunkt des Interesses stehen. Für alle Musiker und Sänger sind Steuerung und Lernen von Bewegungen weitere zentrale Bestandteile des Musizierens, an denen die Sinneswahrnehmung – besonders Hören, Bewegungssinn, Tasten und Sehen – zusammen mit den Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen beteiligt sind. Zum besseren Verständnis dieser Vorgänge werden die anatomischen und physiologischen Grundlagen der jeweiligen Organsysteme anschaulich und in Bezug auf die Musikausübung beschrieben.

      Psychologische Vorgänge spielen beim Musizieren in verschiedener Hinsicht eine ebenso wichtige Rolle. Gerade Körper und Psyche gehen hierbei eine sehr enge Verbindung ein. Kommunikation ist für die Verständigung von Musikern untereinander, insbesondere im professionellen Bereich, ein wichtiges Thema. Die Persönlichkeit und das Selbstkonzept eines Musikers wirken sich ebenfalls auf das Musizieren aus. Darüber hinaus ist das Lampenfieber in Auftrittssituationen ein spezifisches Thema für Musiker.

      Hinsichtlich der körperlichen und psychischen Vorgänge muss bedacht werden, dass sie bei jedem Menschen im Laufe des Lebens Wandlungen unterworfen sind. Für die musikalische Entwicklung in Kindheit und Adoleszenz, für die Berufsspanne von Musikern und für das Musizieren im höheren Lebensalter stellt die Kenntnis dieser natürlichen Veränderungen eine wichtige Voraussetzung dar.

      Im letzten Abschnitt dieses Kapitels werden die soziokulturellen Rahmenbedingungen beleuchtet, unter denen Musizieren im professionellen Bereich und im Bereich der Freizeitmusik heute stattfindet.

      Das Skelett gibt die Form des menschlichen Körpers vor. Mit über 200 Knochen ist es sein inneres Gerüst, verleiht ihm Stabilität, schützt die Organe und ist die Ansatzstelle für Sehnen und Muskeln. Je nach Funktion weisen die einzelnen Knochen deutliche Unterschiede in ihrer Form auf. Die Extremitäten bestehen beispielsweise aus langen Röhrenknochen, während in der Wirbelsäule und in den Fuß- und Handwurzeln kompakte, eher würfelförmige Knochen vorherrschen. Die Formen der Knochen korrespondieren mit der Belastung, welcher sie ausgesetzt sind. Druck- und Zugkräfte wirken durch Schwerkraft und Zug der Muskeln auf die Knochen ein, so dass diese an Stellen höherer Belastung vermehrt Substanz aufbauen. Röhrenknochen z. B. sind in der Mitte dünner und werden an den Enden dicker, da dort durch den Ansatz der Sehnen mehr Knochenmasse benötigt wird (Abb. I.1). Die Verteilung der Knochensubstanz ist ökonomisch gestaltet, um das Eigengewicht aller Knochen so gering wie möglich zu halten. Auf diese Weise spart der Organismus Energie, da kein unnötiges Gewicht getragen und zusätzliches Gewebe versorgt werden muss. Das gesamte Skelett macht so nur etwa 15–20% des Körpergewichts aus.

      Die Leichtbauweise unserer Knochen ist jedoch nicht nur ökonomisch, sondern sie ermöglicht auch die besonderen Eigenschaften wie Druck-, Zug- und Bruchfestigkeit sowie Elastizität als Reaktion auf äußere Reize. Der Knochen besteht an seinen beiden Enden aus einem Gerüst feiner Knochenbälkchen, die sich entlang der Belastungslinien ausrichten. Sie bilden die sog. Spongiosa mit ihrem Trabekelsystem, das an eine stabile und gleichzeitig elastische Brückenkonstruktion erinnert. Zwischen den beiden Knochenenden – den Epiphysen – befindet sich der lange Schaft. Er besitzt einen röhrenförmigen Knochenmantel (sog. Kortikalis) aus dichtem Knochenmaterial. In ihrem Inneren – der Markhöhle – und in den Zwischenräumen der Spongiosa befindet sich das Knochenmark, in dem die Blutzellen gebildet werden. Von außen wird der Knochen von der Knochenhaut umkleidet, die mit ihren Blutgefäßen für seine Ernährung sorgt. Sie ist von einem sensiblen Nervengeflecht durchzogen, so dass eine Verletzung dieser Knochenhaut äußerst schmerzhaft ist.

      Der Knochen ist ein lebendiges und dynamisches System. Etwa ein Zwanzigstel unserer Knochenmasse wird innerhalb einer Woche durch ständigen Auf- und Abbau erneuert. Der Knochen reagiert dabei darauf, wie wir ihn belasten. Anpassungsprozesse führen dazu, dass der Knochen sich je nach Funktion in seiner Form verändert.

      Abb.


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