Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman. Helga Torsten

Fürstenkinder Staffel 1 – Adelsroman - Helga Torsten


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gähnte noch einmal herzhaft, dann ging sie.

      »Hast du was mit mir vor, Tante Sybill?« fragte Wölfchen erwartungsvoll.

      Sie drückte ihn zärtlich an sich.

      »Ja, mein kleiner Spatz. Du hast es erraten. Mir schien doch, als machte da jemand ganz traurige Augen, weil ich mitfahren sollte. Oder habe ich mich da getäuscht?«

      Er strahlte sie so zärtlich an, daß ihr ganz warm ums Herz wurde.

      »Ach, Tante Sybill, kannst du denn wirklich nicht für immer hierbleiben?« fragte er bittend. »Ich werde auch stets ganz, ganz brav sein.«

      Sie küßte ihn auf die Wange.

      »Lieber kleiner Schatz«, murmelte sie zärtlich. »Es geht nicht. Es geht wirklich nicht.«

      Sie hatten ihr Frühstück beendet. Sybill sprang mit einem Satz aus dem Bett und hob den Kleinen hoch in die Luft.

      »So, jetzt ziehst du dich rasch an, und ich werde duschen. Anschließend machen wir einen schönen Waldspaziergang. Was meinst du dazu?«

      »Prima! Da nehme ich Dackeli auch mit.«

      »Das kannst du. Aber jetzt schnell hinaus mit dir.«

      *

      Die Augen des Fürsten leuchteten auf, als er Sybill mit seinem Sohn an der Hand auf sich zukommen sah. Er hielt sein Pferd an, um das liebliche Bild ganz in sich aufzunehmen. Sein Herz schlug heftig in seiner Brust. Und er wußte plötzlich, daß er noch nie in seinem Leben etwas so heiß und so heftig begehrt hatte wie dieses Mädchen.

      Er liebte die kleine Baronesse von Gereneck mit der ganzen Kraft seines Herzens. Und er war entschlossen, sie zu seiner Frau zu machen, gegen alle Widerstände, die sicher zu erwarten waren.

      »Vater!«

      Wölfchen hatte es ausgerufen. Er löste sich von Sybills Hand und lief dem Reiter entgegen.

      Auch das hat sie fertiggebracht, dachte der Fürst tief gerührt, daß mein Sohn mich als seinen Vater anerkennen und liebengelernt hat.

      Er sprang vom Pferd und nahm Wolfram auf die Arme.

      »Na, mein Junge? Möchtest du auch einmal reiten?«

      Er hob ihn auf das Pferd, das geduldig stillhielt.

      Wölfchen fürchtete sich nicht.

      »O ja«, jubelte er begeistert, »mit Tante Sybill, ja, Vater?«

      Sybill lächelte verlegen. Aber Fürst Hasso ließ ihr keine Zeit zur Antwort. Er nahm sie, die ihn leicht wie eine Feder dünkte, einfach auf die Arme und hob sie auf den Rappen.

      Sekunden nur spürte sie seine starken Arme um sich; und in diesen Sekunden schlug ihr Herz laut und stürmisch, daß sie meinte, er müsse es hören.

      Ihre zarten Wangen röteten sich purpurfarben.

      Dann saß sie hinter dem kleinen Prinzen auf dem Pferd, das unruhig auf dem Boden scharrte.

      Der Fürst sah glücklich lächelnd zu ihr empor. Er nahm die Zügel und begann neben dem Rappen herzugehen, der sich gehorsam in Trab setzte.

      »Sybill.« Die Stimme des Fürsten klang seltsam rauh. »Ich muß Sie heute noch sprechen. Ich habe Ihnen eine Frage zu stellen, deren Beantwortung für mich sehr wichtig ist.«

      Sie nickte. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich.

      Sie schlang die Arme zärtlich um das vor ihr sitzende Kind und preßte ihr glühendes Gesicht an sein Köpfchen.

      Als sie in den Gutshof einbogen, kam der Verwalter aufgeregt auf sie zugelaufen. Er blieb in einiger Entfernung stehen und sagte:

      »Durchlaucht, der Herr Baron Werndeck bittet, Seine Durchlaucht sprechen zu können. Es ist sehr wichtig, wie er sagt.«

      »Der alte Werndeck?« Der Fürst zog die Brauen hoch. »Dann muß es sich tatsächlich um etwas Wichtiges handeln. Er würde mich wohl sonst kaum aufsuchen.«

      Er hob erst den Kleinen, dann Sybill vom Pferd.

      »Bitte entschuldigen Sie mich. Wir sehen uns nachher noch.«

      Er eilte davon.

      »Was tun wir jetzt, Tante Sybill?«

      Das Kind sah sie fragend an. »Spielen wir ein bißchen mit der Eisenbahn?«

      »Wie du willst, mein Liebling.«

      Sie nahm den kleinen Prinzen an die Hand und ging mit ihm ins Schloß. Sie stiegen die gewundene Treppe empor und gingen über den teppichbelegten Gang zu Wölfchens Zimmer.

      Als sie an den Zimmern der Damen Kingsbird vorbeikamen, scholl die laute Stimme der Gräfin zu ihnen heraus. Offenbar schalt sie mit ihrer Tochter, deren Schluchzen deutlich zu hören war.

      »Ich begreife nicht, wie du dich derart gehenlassen kannst! Du hast wohl vergessen, daß du in aller­nächster Zeit Fürstin Degencamp werden sollst. Was soll dein zukünftiger Mann von dir denken, wenn er von diesem unglaublichen Vorfall erfährt!«

      Die Komteß antwortete etwas, aber Sybill hörte nichts mehr. Das Blut rauschte in ihren Ohren, ihr Herz schlug wie ein Hammer dumpf gegen die Brust.

      Der Fürst wollte die Komteß heiraten! Und sie hatte geglaubt – sie hatte wirklich angenommen, daß er und sie… Wie töricht war sie doch gewesen. Wie grenzenlos töricht und dumm!

      Ihre Wangen wurden blaß. Auch aus ihren Lippen wich alle Farbe.

      »Ich Törin«, murmelte sie vor sich hin. »Was bin ich doch für ein dummes Ding!«

      Das Kind sah sie erschrocken an.

      »Was hast du denn, Tante Sybill? Du bist auf einmal ganz traurig.«

      Wie sensibel er ist, dachte sie. Er ist ein so lieber Junge. Aber ich kann nicht länger hierbleiben. Jetzt kann ich es nicht mehr. Wenn der Fürst mich nachher fragt – sicher will er mir noch einmal zureden, daß ich die Stelle als Erzieherin des Prinzen doch annehmen solle, so muß er mir doch anmerken, daß ich eine andere Frage erwartet hatte! Bestimmt wird er es merken.

      Sie preßte die Hand auf das jetzt wild und verzweifelt pochende Herz.

      Aber was hatte sie sich soeben selbst eingestanden? Ihre Augen glänzten wie im Fieber. Ihr Mund wurde auf einmal trocken und spröde.

      Sie liebte ihn! Ja, sie liebte den Fürsten. O Gott! Sie atmete hastig und gepreßt.

      Er durfte das nie erfahren! Nie! Er durfte ihr das niemals anmerken, sie wurde sich zu Tode schämen, denn er würde sich nur über sie lustig machen.

      Sie mußte fort! Jetzt gleich – sofort!

      Sie nahm das Kind, das sie ängstlich beobachtete, zärtlich in die Arme.

      »Wölfchen, ich muß dir etwas sagen, aber du darfst nicht traurig sein.«

      »Ja?«

      Die Stimme des Kindes zitterte, als ahne es, was die geliebte Tante ihm zu sagen hatte.

      »Wölfchen, ich muß abreisen. Sofort! Gleich! Ich kann nicht länger hierbleiben. Es geht nicht. Wirklich nicht!«

      Tränen schossen in Sybills Augen. Sie flossen langsam die bleichen Wangen herunter und netzten die Stirn des Kindes, das sie ratlos ansah.

      »Warum nicht, Tante Sybill? Warum kannst du nicht bleiben? Der Vater hat doch gesagt…«

      Jetzt weinte auch er. Bitterlich schluchzend preßte er sich an das junge Mädchen. »Ach bitte, geh doch nicht fort, bitte, bitte! Ich hab’ dich doch so lieb. Warum bleibst du nicht bei mir?«

      Sie drückte ihn an sich und küßte ihn zärtlich.

      »Es geht nicht, mein Liebling. Es geht wirklich nicht«, flüsterte sie mit bebenden Lippen.

      Dann eilte sie in ihr Zimmer,


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