Krebs beim Hund. Kerstin Piribauer
unterdrücken sollen. Zahlreiche Studien konnten nachweisen, dass das Risiko zur Ausbildung maligner Mammatumoren mit der Verabreichung der früher häufig eingesetzten Progesteronderivate oder hoch dosierter Östrogen-Gestagen-Kombinationen signifikant ansteigt. Heute kommen im Rahmen der sogenannten chemischen Kastration üblicherweise Substanzen zum Einsatz, deren Wirkung bereits auf der Ebene des Hypothalamus und der Hypophyse einsetzt und die daher nicht unmittelbar mit einem höheren Risiko für Mammatumoren verbunden sind. Zu den allgemeinen Risiken und Nebenwirkungen der chemischen Kastration gibt es in der Tiermedizin insbesondere in Bezug auf die Hündin aber noch durchaus widersprüchliche Meinungen.
Eingriffe in den Hormonhaushalt können zum gleichen Ergebnis führen wie der physiologische Prozess, den die körpereigenen Hormone anstoßen: zu einer Zellvermehrung (Proliferation) und zu Gewebewachstum. Wird dieser Prozess allerdings ohne einen sinnvollen Grund initiiert oder unphysiologisch beschleunigt, kann die erhöhte Zellteilungsaktivität auch hier zum Auslöser einer Tumorerkrankung werden. Wieder sind die Vorgänge in den Zellen mit der Arbeit in einer Fabrik vergleichbar: Eine schnellere Proteinproduktion und Zellteilung bedeutet immer automatisch auch eine höhere Fehlerquote. Wird die Produktionsgeschwindigkeit erhöht, steigen die Anforderungen an die Regulations- und Prüfprozesse, und es wird hier und da zu Fehlern kommen. Auch so kann eine initial geschädigte Zelle in den Organismus gelangen und die erste Stufe einer möglichen Karzinogenese darstellen. Die fehlerhafte Zelle entspricht nicht mehr exakt den ursprünglichen Vorgaben: Sie ist genetisch verändert und müsste in den physiologischen geplanten Zelltod geführt werden. Läuft der Prozess der Proliferation aber beispielsweise durch eine Stimulation mittels Hormongaben in einem deutlich beschleunigten Tempo ab, können die Suppressor- und Reparaturgene ihrer Kontrollfunktion für die Zelle nicht mehr zuverlässig gerecht werden, und die Karzinogenese nimmt ihren Lauf.
Zu den wachstumsstimulierenden Hormongaben gehören auch Wachstumsförderer wie anabole Steroide, die zu einem schnelleren Aufbau von Muskelgewebe führen. Derartige Substanzen werden sehr vereinzelt auch heute noch gezielt bei jungen, für die Zucht vorgesehenen Rassehunden eingesetzt, um bereits mit jugendlichen Hunden frühe Ausstellungserfolge zu erzielen. Diese Vorgangsweise ist mit einem hohen Risiko für die Entwicklung einer Krebserkrankung verbunden.
Wenn Mutationen oder Eingriffe in die Steuerungsmechanismen das biologische Verhalten einer Zelle verändert haben, gerät das physiologische Gleichgewicht zwischen Zellteilung und geplantem Zelltod aus dem Takt. Aus dieser gestörten Balance kann sich in der Folge eine Tumorerkrankung entwickeln.
Ein spezielles onkologisches Fachwissen ist unerlässlich, um das unterschiedliche biologische Verhalten der verschiedenen Tumoren richtig einzuschätzen und einen entsprechenden Therapieplan zu entwickeln.
Nicht jeder Tumor ist auch eine bösartige Krebserkrankung. Erst wenn der Tumor die Fähigkeit besitzt, infiltrativ in das umgebende Gewebe einzuwachsen und Metastasen zu bilden, liegt ein malignes Tumorgeschehen vor.
Die Bezeichnung der Tumorerkrankung – handelt es sich um ein Karzinom oder ein Sarkom, um eine Leukämie oder ein Lymphom? – verweist auf das Ursprungsgewebe der Krebszellen.
Die Onkologie versteht Krebs heute als eine genetische Erkrankung der Zelle. Mutationen können veränderte Funktionen von wachstumsfördernden und wachstumshemmenden Genen hervorrufen. Funktion und Zusammenspiel von Onkogenen und Suppressorgenen fördern oder hemmen dabei das Zellwachstum und damit die Entwicklung einer Tumorerkrankung.
Die Entwicklung einer Krebserkrankung, die sogenannte Karzinogenese, durchläuft mehrere Phasen: die Initiation, die Promotion und die Progression. Über einen langen Zeitraum hinweg wird dabei aus der ersten Mutation im Genom einer einzelnen Zelle eine maligne Tumorerkrankung.
Karzinogene Substanzen bewirken eine Veränderung oder Schädigung der DNA und führen so zu falschen Signalen an die Zelle, die letztlich zu einer übermäßigen unphysiologischen Zellteilung führen und das Tumorrisiko damit deutlich erhöhen.
Prävention bedeutet Vorsorge. Der Begriff stammt aus der lateinischen Sprache und leitet sich von dem Verb „praevenire“ – „zuvorkommen“ ab. Präventivmaßnahmen gibt es in den unterschiedlichsten Lebensbereichen. Sie helfen, eine unerwünschte Entwicklung zu verhindern und können dazu beitragen, ein eventuelles Problem gar nicht erst aufkommen zu lassen.
In der Onkologie bezeichnet Prävention bei Mensch und Tier nichts anderes als Krebsvorsorge – in Form von Handlungsweisen und Möglichkeiten, die geeignet erscheinen, das Risiko einer Krebserkrankung zu senken. Dabei unterscheidet die Medizin drei Stufen der Vorsorge: die primäre, die sekundäre und die tertiäre Prävention.
•Primäre Prävention bedeutet, den beständigen Kontakt mit eventuellen Auslösern einer Krebserkrankung im individuellen Lebensstil zu vermeiden.
•Sekundäre Prävention ist Früherkennung: die frühe und rechtzeitige Diagnose einer bereits vorliegenden Erkrankung. Der Tumor kann kurativ behandelt werden, der Patient ist geheilt.
•Tertiäre Prävention bezeichnet die Kontrolle des Patienten nach erfolgter Tumortherapie, um das Risiko einer neuerlichen Ausbreitung des Tumors im Organismus deutlich zu reduzieren.
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