Krebs beim Hund. Kerstin Piribauer

Krebs beim Hund - Kerstin Piribauer


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      Lipome zeigen sich oft nur als kleine tastbare Erhebung im Unterhautgewebe. Ist die Diagnose mittels Feinnadelaspirationsbiopsie gesichert, bleibt die Umfangsvermehrung klein und behindert den Hund nicht, ist eine sofortige Entfernung nicht unbedingt notwendig.

Benigne Tumoren*Maligne Tumoren
Verdrängen umliegendes GewebeDringen in umliegendes Gewebe ein (Infiltration)
Langsames WachstumSchnelleres Wachstum aufgrund einer hohen Zellteilungsrate
Gute Abgrenzung ermöglicht unkomplizierte OperationInfiltratives Wachstum erfordert weiträumige chirurgische Entfernung
Keine MetastasenbildungIm fortgeschrittenen Stadium zumeist Ausbreitung in den Organismus und Metastasenbildung
Der Patient ist nach einer Operation geheilt.Der Tumor kann bei unvollständiger chirurgischer Entfernung wieder auftreten und ein Rezidiv bilden.

      *Zusammenstellung nach diversen Informationen der Onkologischen Abteilung der Internen Klinik für Kleintiere der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

      Tumor, Neoplasie, Krebs und Karzinom – viele verschiedene Worte für das gleiche Krankheitsbild? Nein! Der Begriff Tumor bezeichnet im weitesten Sinne zunächst einmal nichts anderes als eine Umfangsvermehrung, die vielerlei Ursachen haben kann. Auch eine Schwellung infolge einer Entzündung, beispielsweise ein Ödem oder ein Abszess, fällt genau genommen in diese Begriffsdefinition. Erst im engeren Sinne bezeichnet das Wort „Tumor“ analog zum Begriff der Neoplasie eine neue Zubildung von Körpergewebe, das durch unphysiologisches vermehrtes Zellwachstum entstanden ist. Das sagt noch immer nichts über die Dignität dieses neuen Gewebes aus, also darüber, ob es sich um eine benigne oder maligne Zubildung handelt.

      Bösartige Tumoren werden in der deutschen Sprache umgangssprachlich als „Krebs“ bezeichnet – eigentlich eine Ungenauigkeit, denn das Wort Krebs entspricht dem aus dem Altgriechischen stammenden Begriff Karzinom, der sich von „Karkinos“, dem griechischen Wort für das Krustentier Krebs, ableitet. Diese semantische Verwandtschaft zwischen der Bezeichnung einer Tumorerkrankung und dem Namen der Krustentiere hat keinen wissenschaftlichen Hintergrund, ist aber uralt und basiert auf simplen augenscheinlichen Parallelen: Wie Tumorerkrankungen zeichnen sich auch Krebstiere zum einen durch eine große Vielfalt ihrer Formen, zum anderen durch außergewöhnliche evolutionäre Fähigkeiten aus, die es ihnen erlauben, sich unmittelbar an verschiedene Lebensräume und Umwelteinflüsse anzupassen. Beide Eigenschaften treffen ganz generell auch auf Tumoren zu. Zudem erinnern die unsichtbaren Ausläufer eines Tumors beispielsweise unter der Hautoberfläche an die langen gliedrigen Füße der Krebstiere. Anders als im allgemeinen Sprachgebrauch werden in der Onkologie nur bösartige Tumoren, deren Ursprungsgewebe die Haut, die Schleimhaut oder ein Drüsengewebe ist, als Karzinome bezeichnet.

      Eine andere Gruppe bösartiger Tumoren sind die Sarkome: Sie entwickeln sich aus dem Stützgewebe, finden ihren Ursprung also in Bindegewebs-, Knochen-, Knorpel- oder Muskelzellen. Ein wichtiges Charakteristikum ihres biologischen Verhaltens ist beispielsweise die Fähigkeit zu einer schnellen Metastasierung über den Blutweg.

      Die tast- bzw. sichtbaren Neoplasien, die sich zunächst an einzelnen Organen oder bestimmten Regionen lokal im Organismus manifestieren, werden auch als solide Tumoren bezeichnet.

      Darüber hinaus gehören die verschiedenen Formen der Leukämie oder des malignen Lymphoms zu den bösartigen Tumorerkrankungen. Diese systemischen Krebserkrankungen gehen von den Zellen des hämatopoetischen (blutbildenden) und des lymphatischen Systems aus und betreffen den gesamten Organismus. Eine Leukämie entsteht, wenn unreife Zellen in einem frühen Stadium der Blutbildung entarten und dadurch unter anderem die Fähigkeit erlangen, sich unkontrolliert zu vermehren. Diese Tumorzellen gelangen unmittelbar aus dem blutbildenden System, dessen Hauptorgan das Knochenmark ist, in die Blutbahn und verteilen sich so im gesamten Organismus. Im Gegensatz dazu gehen die Tumorzellen des malignen Lymphoms von reifen Lymphozyten aus und gelangen erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung in die Blutbahn. Obwohl es sich sowohl bei Leukämien als auch bei Lymphomen um systemische Krebserkrankungen handelt, kommt es beim malignen Lymphom in den meisten Fällen zunächst zur Ausbildung solider Tumoren. Diese Umfangsvermehrungen sind in der klinischen Untersuchung oder bildgebenden Diagnostik tast- oder sichtbar und treten zumeist in den Lymphknoten oder in der Milz auf. Maligne Lymphome können aber auch in allen anderen Organen des Organismus entstehen, beispielsweise als kutanes Lymphom in der Haut, als spinales Lymphom im Rückenmark oder als gastrointestinales Lymphom im Magen-Darm-Trakt.

      Das maligne Lymphom, wegen der häufigen Lokalisation seines Auftretens in den Lymphknoten oft auch als „Lymphdrüsenkrebs“ bezeichnet, ist eine der meistverbreiteten Tumorerkrankungen des Hundes und macht fünf bis zehn Prozent aller Tumoren bei Hunden aus.

UrsprungsgewebeBenigne TumorenMaligne Tumoren
Epitheliale Zellen (Deckund Drüsengewebe):
Plattenepithel (z. B. Haut oder Schleimhaut)PapillomPlattenepithelkarzinom
DrüsenepithelAdenomAdenokarzinom
Mesenchymale Zellen (Stützgewebe):
BindegewebeFibromFibrosarkom
FettgewebeLipomLiposarkom
KnorpelgewebeChondromChondrosarkom
KnochenOsteomOsteosarkom
Zellen des hämatopoetischen (blutbildenden) und lymphatischen Systems:
LymphozytenMalignes LymphomLymphatische Leukämie
PlasmazellenKutanes PlasmozytomMultiples Myelom
GranulozytenMyeloische Leukämie
MakrophagenHistiozytomHistiozytäres Sarkom
MastzellenMastozytom

       Jeder Krebserkrankung gehen über einen längeren Zeitraum hinweg komplexe Prozesse und vielschichtige zellbiologische Vorgänge voraus. Diese langsame Entstehung eines malignen Tumors wird als Karzinogenese bezeichnet. Am Beginn der Karzinogenese steht eine initial geschädigte Zelle. Kommt diese Zelle immer wieder mit unterschiedlichen krebsfördernden, in der Fachsprache karzinogenen Faktoren in Kontakt, die zu weiteren Schädigungen und zusätzlichen Mutationen in ihrem Erbgut führen, kann sie sich schließlich zu einer Krebszelle entwickeln.

      Genetische Mutationen sind die Triebfeder der Evolution. Mutationen sind somit ein natürlicher und notwendiger Bestandteil des Lebendigen, gehören andererseits aber auch zu den entscheidenden Auslösern einer Krebserkrankung.

      Die Onkologie definiert Krebs heute als eine genetische Erkrankung der Zelle.

      Das pathologische


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