Heute oder nie!. Valentin Krasnogorov

Heute oder nie! - Valentin Krasnogorov


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Millionen!

      MARINA: (Mit einem Seufzer der Erleichterung.) Nun, dann gib sie der Bank zurück. Wo sind sie?

      ANTON: Verstehst du, ich habe sie in den Koffer gelegt, das Taxi gerufen und dich angerufen. Und dann dachte ich: Wenn ich heute schon so ein Glück habe, dann setze ich nochmal auf das Pferd. Um nicht nur die Schulden zu tilgen, sondern auch euch abzusichern.

      JOHANNA: Und alles verspielt?

      ANTON: Nein, nicht alles.

      JOHANNA: (Atmet erleichtert auf.) Gott sei Dank.

      ANTON: Nicht alles, sondern zweimal so viel. Versteht ihr, nachdem ich alles verspielt hatte, habe ich mich entschlossen, alles auf vabanque zu setzen. Nun, und… (Verstummt.)

      VIZEPRÄSIDENT: Wie groß ist denn jetzt die Schuldensumme?

      ANTON: (Verwirrt.) Vier Millionen.

      Alle sind schockiert. Marina fällt kraftlos in den Sessel. Der Doktor trinkt das nächste Glas Cognac. Der Vizepräsident fasst sich an den Kopf..

      JOHANNA: Wenn du nur nicht zurückgekommen wärst.

      ANTON: Aber ich weiß einen Ausweg!

      JOHANNA: (Müde.) Welchen?

      ANTON: Gebt mir wenigstens noch tausend, und ich gewinne alles zurück! Ich schwöre es euch!

      Alle schweigen. Als Erster erholt sich der Doktor vom Schock.

      DOKTOR: Sagen Sie, Anton, schämen Sie sich nicht, so ein Leben zu führen?

      ANTON: Und welches Leben wollten Sie, das ich führe? Ein langweiliges, graues Dasein eines kleinen Angestellten? Ein Leben, wo heute, wie gestern ist und morgen wie heute? Jeden Groschen zu zählen und jeden Cent zu sparen? Sich zu langweilen und das Wochenende zu erwarten, den Urlaub, die Rente? Ist es nicht besser zu riskieren, alles was du hast auf ein Pferd zu setzen, vabanque zu spielen?

      DOKTOR: Und wenn du verspielst? Gehst du ins Gefängnis?

      ANTON: Und wenn schon? Womit ist das Gefängnis schlechter, als dieses graue, tägliche erniedrigende Leben, ein Leben ohne Risiko, ohne Funken, ohne Schärfe, ohne Pfeffer?

      DOKTOR: (Der Doktor nimmt langsam den Geldbeutel und zieht Geldscheine heraus. Anton streckt ihm erfreut die Hand entgegen, aber der Doktor weicht mit ihr zur Seite aus und wendet sich an Marina.) Geben?

      MARINA: (Müde.) Wie Sie wollen. Zwei Millionen Schulden, vier, acht, sechzehn – was macht den Unterschied? Trotzdem absitzen.

      DOKTOR: Aber es gibt doch trotzdem keinen anderen Ausweg. Und vielleicht klappt´s? (Er gibt Anton das Geld. Dieser ergreift es erfreut und macht sich auf den Weg zum Casino.)

      ANTON: Ich komm´ bald zurück, und alles wird gut! Ihr werdet sehen! Ich gewinne! Ich gewinne auf jeden Fall!

      ENDE

      Leichte Bekanntschaft

      Легкое знакомство

      Theaterstück in zwei Akten

      Aus dem Russischen von Albrecht D. Holzapfel

      Inhaltsangabe

      Ein Mann und eine Frau treffen spät abends im Restaurant eines Hotels aufeinander und lernen sich kennen, wobei die Initiative in diesem Bekanntwerden die Frau ergreift. Sehr schwer zu verstehen, wer diese seltsame Unbekannte ist: Eine Nachtschwärmerin oder eine elegante Glücksritterin. Der Mann kann nicht bestimmen, ob sie ihm gefällt, ob sie mit ihm spielt, oder einfach verdienen will. Das mündliche Duell dieser Figuren spiegelt ihre gegenseitige Anziehung und Abstoßung wider, ihre Einsamkeit und den Versuch, sie zu überwinden, ihre Sehnsucht nach Liebe und die Angst davor.

      Zwei über dem Abgrund

      Aus dem Vorwort des Regisseurs Leonìd Cheìfez zur Veröffentlichung des Stücks in der Zeitschrift „Zeitgenössische Dramaturgie“.

      Ich habe das Lesen diese Stücks lange vor mir hergeschoben. Ich wollte es „mit nüchternem Kopf“ lesen. Es klappte nicht. Dann entschied ich mich für die einfachste Variante: Ich lese den Anfang und dann stückweise und nach Möglichkeit. Ich begann zu lesen. Der Funke sprang über. Ich musste eine Pause machen. Aber ich wollte noch ein Stückchen lesen… Und dann las ich alles „in einem Atemzug“ durch.

      Für mich ist das ein Wunder. Vielmehr ein seltener Fall. Ich habe schon lange kein Stück mehr auf einmal bewältigt. Ich war wie berauscht. Ich unterrichte im Institut, probe im Theater… Und dann hat Valentin Krasnogorov so ein Stück geschrieben. Man kann sagen, eine meisterliche Arbeit. Blendend aus handwerklicher Sicht. Auch zu heutigen Zeiten eine seltene Sache. Wort für Wort „ins Schwarze“. Wo gibt es jetzt noch so eine Dramaturgie? Halloooo!?

      Ich wiederhole und bestehe darauf: Das Stück ist blendend gemacht… Hinter der meisterhaften Ausführung der Dialoge schlägt der Puls heißen Bluts.

      Handelnde Personen:

      Er

      Sie

      Immer wieder, ob wir der Liebe Landschaft auch kennen

      und den kleinen Kirchhof mit seinen klagenden Namen

      und die furchtbar verschweigende Schlucht, in welcher die anderen

      enden: immer wieder gehn wir zu zweien hinaus

      unter die alten Bäume, lagern uns immer wieder

      zwischen die Blumen, gegenüber dem Himmel.

      Aus: R.M.Rilke, Die Gedichte 1910 – 1922 (Ende 1914)

      Erster Akt

      Saal eines Hotelrestaurants. Spät abends, das Restaurant ist fast leer. An einem der Tischchen, isst ein Mann mittleren Alters, sich nicht beeilend, zu Abend und liest, scheinbar zerstreut, handschriftliche Aufzeichnungen.

      Einige Tische weiter entfernt sitzt eine gut gekleidete, anziehende Frau im besten Alter. Sie trinkt gemächlich Kaffee. Mann und Frau achten scheinbar nicht aufeinander. Obwohl sie ihm unbemerkt einige Blicke zuwirft. Der Mann klopft mit dem Messer an sein Glas, nachdem er den Saal mit Blicken nach dem Kellner abgesucht hat.

      Die Frau, offenbar einen Entschluss gefasst, steht auf und tritt an seinen Tisch.

      SIE: Entschuldigen Sie, ist hier frei?

      Der Mann hebt den Kopf, sieht sich im leeren Saal um und schaut erstaunt auf die Frau.

      SIE: Ich frage, ist hier frei?

      ER: Ja, frei.

      SIE: Kann ich mich auf diesen Stuhl setzen?

      Er räumt unwillig die auf dem Stuhl liegende Aktentasche weg.

      ER: Ja, bitte.

      Sie setzt sich. Er nimmt aus der Tasche ein Papier und vertieft sich demonstrativ darin, einige Korrekturen machend. Sie hängt ihr Täschchen an die Lehne des Stuhls, richtet ihre Frisur und setzt sich bequemer auf dem Stuhl zurecht. Man merkt, dass sie sich „auf längere Zeit einrichtet“.

      SIE: Entschuldigen Sie, haben Sie Streichhölzer?

      ER: (Sich vom Lesen abwendend) Was?

      SIE: Ich frage: Haben Sie Streichhölzer?

      ER: Ich rauche nicht.

      SIE: Schonen Sie die Gesundheit?

      ER: Ich rauche einfach nicht.

      SIE: Recht so. Ich rauche auch nicht.

      ER: Warum haben Sie dann um Streichhölzer gebeten?

      SIE: Ich habe nicht darum gebeten. Ich wollte einfach wissen, ob Sie welche haben oder nicht.

      ER: Angenommen, nicht. Was dann?

      SIE: Nichts.

      ER: Und wenn ich welche habe?

      SIE: Auch nichts.

      ER: Der Versuch,


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