Heute oder nie!. Valentin Krasnogorov

Heute oder nie! - Valentin Krasnogorov


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in den Filmen immer Wodka? Ich geh´ selten ins Kino, aber ich dachte, dass deren eigentliche Beschäftigung eine ganz andere ist.

      ER: Wenn Sie nicht wollen, trinken Sie nicht! Ehrlich gesagt, ich mag ihn {Wodka} auch nicht.

      SIE: Also, und wie stehen Sie zu den Frauen des Freien Berufs.

      ER: (Zuckt mit den Schultern.) Ich weiß nicht. Wenn sie schon existieren, werden sie wohl von jemandem gebraucht.

      SIE: Aber nicht von Ihnen.

      ER: Nicht von mir.

      SIE: Womit haben die Sie denn so verärgert?

      ER: Damit, dass sie sich allen und jedem hingeben.

      SIE: Warum sollten sie denn nicht demjenigen Vergnügen bereiten, der daran Bedarf hat? Ich würde sagen, das ist sogar unsere weibliche Aufgabe. (Mit gespielter Feierlichkeit.) Schon Platon hat bestätigt, dass wir nicht nur für uns selbst leben sollten, sondern teilweise auch der Öffentlichkeit gehören, teilweise den Freunden.

      ER: Sie sind aber gut beschlagen.

      SIE: Das Leben ist der beste Schmied. Es schmiedet manchmal so hart, dass dir beim Ritt der Kopf dröhnt.

      ER: Was immer du auch sagst, sich zu verkaufen ist unmoralisch.

      SIE: Irgendwie verkaufen wir alle unsere Zeit, unsere Dienste, unsere Arbeit. Ist es Ihrer Meinung nach moralischer, wenn eine Frau am Fließband steht, sich das Kreuz auf dem Bau verbiegt oder Erde umgräbt? Und außerdem, die, die Sie so angreifen, faulenzen nicht, sondern arbeiten. In Amerika nennt man solche Damen „sexual workers”, sexuelle Arbeiter, und sie sind in einer Gewerkschaft organisiert. In Holland nennt man sie poetischer „Froelichsmädchen”, “ Freudenmädchen”. Bei uns dagegen verleiht man ihnen wer weiß was für welche Namen, von Schimpfworten ganz abgesehen.

      ER: Verdienen sie denn nicht solche Bezeichnungen?

      SIE: Welche verdienen dann die Männer, die deren Dienste in Anspruch nehmen?

      ER: Nun, es gibt einen Unterschied.

      SIE: Versteht sich, es gibt einen. Öffentliche Frauen, die machen das wenigstens wegen des Verdienstes. Aber Männer aus Wollust und Perversität.

      ER: Ich hoffe, Sie meinen nicht mich?

      SIE: Nein, nicht Sie. Natürlich nicht Sie. Sie sind tadellos. (Erhebt sich und nimmt ihre Tasche.) Ich werde Ihnen wohl nicht weiter mit meiner Gesellschaft lästig werden. Ich habe Sie ein bisschen gereizt, und damit Schluss. Ihre Aufzeichnungen sehnen sich nach Ihnen. Alles Gute.

      ER: Warten Sie… Wohin gehen sie?

      SIE: Ich hab´ Sie schon lange genug angehört.

      ER: Ich vertreibe Sie eigentlich gar nicht.

      SIE: Und wer hat den Punkt auf das I gesetzt und Klarheit geschafft?

      ER: Nun, ich war ein bisschen schroff.

      SIE: Sind Sie wirklich nicht böse?

      ER: Nein. Weshalb? Und mir war zugegeben ziemlich einsam. Draußen ist eine abscheuliche Herbstnacht, Kälte und Wind…

      SIE: Dann gehen Sie schlafen!

      ER: Zu mir ins Zimmer? Dort herrscht tödliche Langeweile. Und ich schlaf´ trotzdem nicht ein.

      SIE: Quält Schlaflosigkeit?

      ER: (Nickt.) Eigentlich, ja. Chronische.

      SIE: Nun gut, dann werde ich noch ein bisschen bei Ihnen bleiben.

      ER: Vielleicht bestellen wir etwas?

      SIE: Kein Bedarf, danke. Ich will Sie nicht ruinieren.

      ER: Mein Geldbeutel wird diesen Schlag verkraften.

      SIE: Nein, ich danke Ihnen.

      ER: Dann eine Tasse Kaffee?

      SIE: Nein.

      ER: (Ergreift die Karaffe.) Vielleicht trotzdem etwas Kräftiges? (Da sie ihn, statt zu antworten, nur schweigend ansieht, fährt er fort.) Wer sind Sie eigentlich?

      SIE: Sie sehen selbst – eine Männerjägerin.

      ER: Das ist klar. Und genauer?

      SIE: Sag´ ich nicht. Ein Geheimnis verleiht einer Frau Anziehungskraft. Ein Mann will sie sofort verstehen.

      ER: Glaubst du?

      SIE: Ich weiß es. Andernfalls wird sie uninteressant, wie ein gelöstes Kreuzworträtsel.

      ER: (Lachend.) Welche Geheimnisse kannst du haben?

      SIE: Ehrlich gesagt, keinerlei. Deshalb muss ich sie mir ausdenken, um interessanter zu sein. „Dich habe ich gesehen, aber mein Geheimnis verdeckten die Züge“… Mein Geheimnis verdeckte die Züge?

      ER: (Betrachtet sie aufmerksam.) Geheimnis oder nicht, aber ich kenne dich überhaupt nicht.

      SIE: Sehr gut. „Wer bist du – ich kenne dich nicht. Aber unsere Liebe steht uns noch bevor“.

      ER: Nun, bezüglich der bevorstehenden Liebe bin ich mir nicht sicher.

      SIE: Ach ja, ich hab´ vergessen: Sie sind doch verheiratet. Liebe von einer Anderen, sogar für eine Nacht, ist für Sie unmöglich.

      ER: Hat für dich Treue in der Ehe keine Bedeutung?

      SIE: Wenn sie für Sie so wichtig ist, dann bin ich bereit, Sie für ein paar Stunden zu heiraten.

      ER: Für ein paar Stunden?

      SIE: Ja, und? Das ist angenehmer, als für das ganze Leben.

      ER: Dir ist auch nichts heilig.

      SIE: (Verächtlich.) Lassen Sie! Mit hohen Worten werden gewöhnlich niedrige Taten und schmutzige Absichten verdeckt. Und je unansehnlicher die Dinge, desto schöner die Worte. Männer reden angeregt von deinen schönen Augen, die Sternen gleichen, und zur selben Zeit fassen sie dir unter den Rock. Gezwungenermaßen wirst du Realistin.

      ER: Denken Sie tatsächlich, dass alle Männer so sind?

      SIE: Ich wäre froh, anders denken zu können, aber …

      „Aber bedauernswert der, der alles vorhersieht,

      Dessen Kopf sich nicht dreht,

      Der alle Bewegungen, alle Worte

      In ihrer Übersetzung hasst,

      Dessen Herz der Verstand verurteilt

      Und sich zu vergessen verbat“…

      Kurze Pause.

      ER: Sie kennen sogar Gedichte. Woher diese Gelehrtheit?

      SIE: Ach, Sie wieder, was heißt denn da Gelehrtheit… Evgènij Onègin nimmt man in der Schule durch. Diese schönen Zeilen kennt jedes romantische Mädchen. (Ändert den Ton und lächelt.) Entschuldigen Sie, das war eine momentane Schwermut. Schon vorbei. Ich bin wieder bereit, Sie zu vergnügen, wie eine japanische Geisha.

      ER: Wie heißt du?

      SIE: Das ist nicht wichtig. Wir gehen trotzdem morgen früh auseinander und werden uns nie mehr wiedersehen.

      ER: Ich sehe, du gehst davon aus, dass diese Sache schon entschieden ist.

      SIE: Dass wir auseinandergehen

      ER: Nein, dass morgen früh.

      SIE: Und wann denn? Übermorgen?

      ER: Nein, heute Abend. Wir stehen vom Tisch auf und winken uns mit der Hand zu.

      SIE: Schlecht der Mann, der eine Frau zum Abendessen einlädt, nicht hoffend, mit ihr auch zu frühstücken.

      ER: Aber ich hab´ dich nicht zum Abendessen eingeladen. Du hast dich selber eingeladen. Sag…en Sie, gehen Sie wirklich diesem Beruf nach?

      SIE: Ich mag meinen Beruf und habe ihn lange studiert. Ich schäme mich kein bisschen. Und überhaupt, wer ich bin – ist für Sie schon lange klar, da gibt es nichts zu reden. Erzählen Sie lieber über sich.

      ER: Nichts zu erzählen.

      SIE:


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