Inseln der Macht. Frank Westermann
Christer«, antwortete Veila.
»Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, dass uns jemand rausholt.«
Pantars Stimme klang gleichzeitig erschöpft und erleichtert. »Bedankt euch bei der Gruppe«, sagte Christer »Wird es nicht auffallen, wenn so viele Leute auf einmal bei dir reingehen? Vielleicht sollten wir uns lieber vorher trennen.«
»Nicht nötig«, meinte Christer leichthin. »Erstens sind um diese Zeit die meisten Leute noch bei der Arbeit und zweitens hab ich mich schon seit einigen Tagen krank gemeldet. Und für die Klatschtanten in unserem Haus habe ich durchsickern lassen, dass ab und zu mal so kleine Privatkonferenzen bei mir stattfinden, so eine Art geheime Arbeitsgespräche. Die haben sowieso ziemlich Respekt vor mir, weil ich für sie ein hohes Tier bin.« Er lachte vor sich hin.
»Ist ja ein bisschen windig«, überlegte Pantar.
»Ach was!« regte sich Veila auf. »Sollen wir jetzt nochmal umdisponieren? Wenn nicht wieder sowas wie vorhin passiert, geht alles klar. Was war eigentlich los.«
»Wir hatten die drei schon rausgeholt, als uns plötzlich so ein dämlicher Arzt in den Weg trat«, erzählte Christer.
»Der dämliche Arzt ist zufällig der Chef von ganz Bergotos«, fügte Pantar hinzu.
»Na, das erklärt alles«, entfuhr es Christer. »Dem wird natürlich so ein wichtiger Transport vorher angekündigt. Der blöde Major glaubte ja noch, es sei alles in Ordnung, als er unsere Papiere sah. Tja, Lerc hat dann schnell reagiert, als er sah, was auf uns zukam, und so sind wir rausgekommen.«
»Und der Weiße.«fragte Veila.
»Er war im Schlepptau des Arztes«, fuhr Christer fort. »Er spricht nur Neu-Ing. Ich hab natürlich nichts verstanden, und daran mag es liegen, dass Lerc mich so überrumpeln konnte und den Weißen mitnahm. Ich weiß nicht, was ihn dazu getrieben hat. Und schließlich konnte ich mich in der Situation nicht mit Lerc rumstreiten. Wir müssen zusehen, dass wir den Weißen so schnell wie möglich irgendwo abladen.«
»Das kommt nicht infrage«, protestierte Lerc energisch.
»Hör zu!« Christers Gesicht verdunkelte sich noch eine Spur. »Soll er etwa bei dir wohnen.«
»Quatsch, du weißt genau, dass uns jetzt erst mal Razzien bevorstehen. Und bei dir bestimmt nicht. Wenn wir ihn laufenlassen, wäre das ohne Marke sein Ende. Außerdem hat er uns gesehen, und wenn er geschnappt wird, könnte er viel erzählen. Und was hat es für einen Sinn, ihn zu befreien und dann wieder auszuliefern? Ich hab ihn mitgenommen und werde mich um ihn kümmern, sobald es geht.«
»Da wirst du's aber sehr schwer haben zuhause.«
»Okay, Christer, halt dich da raus. Das ist mein Problem.«
Christer schwieg. Damit war also der Streit endgültig wieder ausgebrochen. Hätte er den Weißen etwa da lassen sollen? Das hätte er nicht gekonnt. Schließlich hatte er seine Worte verstanden. Er wusste zwar nicht, wie es hier für ihn weitergehen sollte, aber Bergotos wäre die Hölle gewesen.
Die Limousine erreichte Christers Wohnung. Die drei, Christer und Veila gingen sofort hinauf. Lerc öffnete den Kofferraum und tat, als ob er was suchte.
»Pass auf!« sagte er zu dem Weißen. »Ich hol dir gleich ein paar Klamotten und was zu essen. Mit etwas Geschick kannst du die Sachen da drin anziehen und im dunkeln rauskommen. Ich lass den Kofferraum offen. Klopf dreimal im zweiten Stock bei Doculos und Brenner.«
Er hörte eine schwache Zustimmung, dann ließ er den Deckel wieder zuschnappen. Seine Gedanken überschlugen sich, als er die Treppe raufging. Wenn niemand aus der Gruppe für seine Entscheidung Verständnis hatte, dann musste er sich in der Tat überlegen, seine politische Arbeit dort einzustellen. Ohne allerdings eine Alternative zu wissen. Aber so hielt er es ohne Zweifel nicht mehr lange aus.
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