Bildung gegen den Strich - eBook. Sara Sierra Jaramillo

Bildung gegen den Strich - eBook - Sara Sierra Jaramillo


Скачать книгу
target="_blank" rel="nofollow" href="#ulink_d91d83eb-af3a-5671-ab69-3122e2b88822">2 Vgl. http://www.ecpat.net/EI/index.asp

      Prostitution ist der Verkauf oder Kauf von sexuellen Handlungen, insbesondere von Geschlechtsverkehr. Bei diesem Tauschgeschäft sind neben der Prostituierten und dem Freier weitere Personen beteiligt: Zuhälter, Bordellbesitzer und die Sexindustrie. Sexuelle Ausbeutung hat viele Gesichter – Pornographie, Menschenhandel, Straßenstrich, Sextourismus. Prostitution und Menschenhandel hängen mit der Armut zusammen. Die Straßenkinder der Plazoleta Rojas Pinilla kommen aus armen Familien. Meist stehen die Mütter dem Haushalt alleine vor. Zerrüttete Familien, alkoholabhängige Eltern, Väter, die sich aus dem Staub gemacht haben: In dieser Situation bleibt mancher Mutter nichts übrig, als eines oder zwei ihrer Kinder wegzuschicken, damit sie auf der Straße für ihren Unterhalt selbst sorgen, wohl wissend, wo der Nachwuchs enden wird. Es sind oft die Kinder, die die aufgelaufenen Schulden ihrer Eltern abtragen müssen.

      Die Prostitution von Erwachsenen berührt die Frage der Menschenrechte und der Diskriminierung von Frauen. Prostitution Minderjähriger, Kinderhandel und Kinderpornographie hingegen sind eindeutig und immer illegal. Sie brechen die allgemeinen Rechte von Kindern.

      Kinderrechte und sexuelle Ausbeutung

      Kinderhandel und kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern waren Thema von drei Weltkonferenzen – 1996 in Stockholm, 2001 in Yokohama und 2008 in Rio de Janeiro. Zahlreiche internationale Übereinkommen und Protokolle ächten die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger. Die UN-Kinderrechtskonvention verlangt, dass Kinder, die in die Hand von Menschenhändlern gefallen sind, besonders geschützt werden. Die Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) aus dem Jahr 1999 bezeichnet sexuelle Ausbeutung als schlimmste Form der Kinderarbeit. Im Jahr 2000 forderte eine in Palermo beschlossene Vereinbarung die Strafverfolgung des Frauen- und Kinderhandels. In einem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das im Januar 2002 in Kraft trat, verpflichteten sich die Unterzeichnerstaaten, Kinder wirksamer vor Kinderhandel, Prostitution und Pornographie zu schützen. 2003 fasste die Europäische Union einen Rahmenbeschluss zur Bekämpfung des Menschenhandels, der sexuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpornographie. Im Jahr 2007 verabschiedete der Europarat das Abkommen zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung.

      Artikel 1

      Die Vertragsstaaten verbieten den Verkauf von Kindern, die Kinderprostitution und die Kinderpornographie nach Maßgabe dieses Protokolls.

      Artikel 2

      Im Sinne dieses Protokolls bedeutet

      a) »Verkauf von Kindern« jede Handlung oder jedes Geschäft, mit denen ein Kind gegen Bezahlung oder für eine andere Gegenleistung von einer Person oder Personengruppe an eine andere übergeben wird;

      b) »Kinderprostitution« die Benutzung eines Kindes bei sexuellen Handlungen gegen Bezahlung oder jede andere Art der Gegenleistung;

      c) »Kinderpornographie« jede Darstellung eines Kindes, gleichviel durch welches Mittel, bei wirklichen oder simulierten eindeutigen sexuellen Handlungen oder jede Darstellung der Geschlechtsteile eines Kindes zu vorwiegend sexuellen Zwecken.

DSCN3428.JPG

      Der sexuelle Missbrauch fügt Minderjährigen oft einen lebenslangen traumatischen Schaden zu. Wenn Kinderprostituierte in ihre Familien und in die Gesellschaft zurückkehren wollen, müssen sie feststellen, dass sie dort nicht willkommen sind. Wegen ihrer »schmutzigen Vergangenheit« werden sie lebenslang diskriminiert, ausgeschlossen und zurückgewiesen. Viele verzweifeln, werden depressiv oder neigen zur Selbsttötung.

       Kinder, die Kinder bekommen

      Immer mehr schwangere Mädchen

      Seit einiger Zeit gibt es am Rojas-Pinilla-Platz und auf der Avenida El Prado immer mehr schwangere Mädchen. Dieselbe Beobachtung kann man auch in anderen Städten Kolumbiens machen, mehr noch, sie trifft offenbar für den ganzen Kontinent zu. Obgleich das Bevölkerungswachstum zurückgeht, steigt die Anzahl der Schwangerschaften Minderjähriger und der Kindermütter. Dasselbe Phänomen wird auch aus anderen Ländern und Kontinenten berichtet. Die Zunahme der Zahl schwangerer Minderjähriger und jugendlicher Mütter ist besonders in armen Bevölkerungsschichten zu beobachten. Die betroffenen Jugendlichen, die aus unterprivilegierten Familien stammen, haben oft eine geringere Schulbildung als ihre Altersgenossinnen, die erst später Nachwuchs bekommen.

11981.jpg

      Aus Europa und Lateinamerika liegen inzwischen Forschungsergebnisse vor, die diese Situation näher beleuchten: Offenbar erleben Minderjährige den ersten Geschlechtsverkehr häufig »völlig ungeplant und überraschend«. Das praktische Verhütungsverhalten hat sich demnach in den letzten Jahren nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Bis zu 20 Prozent der 14- bis 15-Jährigen benutzen bei der ersten sexuellen Begegnung überhaupt keine Verhütungsmittel.

Foto_21b_DSC_5440.JPG

      Mehr Informationen zum Thema Schwangerschaften Minderjähriger:

      Literatur:

       Isabell Louis: Teenagerschwangerschaften – Ursachen, Problematik und Hilfe, München/Ravensburg 2008

       Sigrid Weiser u.a. (Hg.): Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Teilstudie I. Soziale Situation, Umstände der Konzeption, Schwangerschaftsausgang. Ergebnisse einer Erhebung an 1801 schwangeren Frauen unter 18 Jahren, Hamburg und Frankfurt a. M., November 2006

       Elka Thoss u. a.: Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch bei minderjährigen Frauen. Teilstudie I. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, ebenda

       Anke Spies: Frühe Mutterschaft. Die Bandbreite der Perspektiven und Aufgaben angesichts einer ungewöhnlichen Lebenssituation, Hohengehren 2010

       Carmen Elisa Flórez et al.: Fecunidad adolescente y desigualdad en Colombia y la Región de América Latina y el Caribe, Santiago de Chile 2006

       Organismo regional andino de salud (ed.): El embarazo en adolescentes en la subregión andina, 2008

       José


Скачать книгу