GEWALT, GIER UND GNADE. Jakob Sass
zur IKL, sein weitreichendes persönliches Netzwerk sowie all jene boten, die er großzügig mit Geschenken bedachte. Gerade die SS-Führer, deren Karrieren er gefördert hatte und die er an seiner Bereicherung beteiligte, hielten dicht und zu ihm. Der Zweite Schutzhaftlagerführer gehörte seit 1940 zweifelsfrei zu dieser „Clique“. Während Haas‘ Zeit in Sachsenhausen entstand in Oranienburg ein neues Arbeitskommando, das Wagenladungen voller Metallspenden für Kriegszwecke sortieren sollte: Ringe, Ketten, Uhren, Vasen, Pokale, Musikinstrumente, Gold- und Silbersachen. „Mancher SS-Kommandoführer nutzte die Gelegenheit, sich ein besonders schönes Stück anzueignen“, trotz Androhung der Todesstrafe, berichtete der damalige Lagerälteste Harry Naujoks.257 Kommandant Loritz stand seinen Männern bei, „wenn Gefahr bestand, daß irgendeine Manipulation über das Lager hinaus bekannt würde“. Im Gegensatz zu Rudolf Höß waren ihm Loyalität und Verschwiegenheit über die gemeinsame Bereicherung wichtiger als die tatsächlichen Fähigkeiten seiner Untergebenen. Seiner Fürsprache verdankte es Adolf Haas schließlich, dass er am 18. Juni 1940 von einem Stellvertreter Himmlers folgende Nachricht erhielt: „An den SS-Sturmbannführer Haas, Adolf. Ich ernenne Sie mit Wirkung vom 1. Juni 1940 als Reserveführer der Waffen-SS zum SS-Obersturmführer.“258 Knapp, aber höchst erfreulich.
In der Allgemeinen SS war Haas’ Karriere seit 1937 erlahmt, nun konnte sie in der Waffen-SS weitergehen. Er musste dafür lediglich in Kauf nehmen, dass er der Regel nach nicht mit dem bisherigen Dienstgrad des Sturmbannführers, sondern zwei Dienstränge niedriger als Obersturmführer übernommen wurde.259 Seine Probezeit im Kommandanturstab des KZ Sachsenhausen hatte er nach gerade einmal drei Monaten bestanden. Die Frage war nur, was nun mit ihm geschah. Immerhin war soeben der Posten des Ersten Schutzhaftlagerführers frei geworden. Am 4. Mai 1940 hatte Himmler den altgedienten Schutzhaftlagerführer Rudolf Höß zum Kommandanten des neuen großen Lagers „für den Osten“ berufen. Der Name des Lagers, damals völlig unbekannt, sollte unter ihm zum Symbol des Massenmordes werden: Auschwitz. Doch so sehr Loritz seinen neuen Gefolgsmann Haas auch unterstützt und ihn über alle Maßen hinaus in seiner Beurteilung gelobt hatte, so realistisch hatte er seine Verwendung eingeschätzt. Für die Position des Zweiten Schutzhaftlagerführers hielt er Haas geeignet, auch für die eines Kompanieführers an der Front, aber zunächst nicht mehr.
Offiziell zog ihn die SS am 1. Juni 1940 ein, allerdings nicht für den Kriegseinsatz, sondern zunächst für eine einmonatige „Übung bei der Waffen-SS“. 260 Das meldete die SS jedenfalls der Halleschen Krankenkasse, bei der Haas eine private Arbeitslosenversicherung abgeschlossen hatte. Bei dieser „Übung“ ging es jedoch weder um das Schießen oder eine sonstige militärische Ausbildung, noch kehrte er im Juli nach Sachsenhausen zurück. Kommandant Loritz und die IKL hatten ihre Meinung doch noch geändert und ihm am Ort der „Übung“ eine neue Aufgabe zugewiesen.
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