Die Geschichte des Untergangs der RMS Titanic. Группа авторов
und gewöhnlichen Seemännern zusammen. Man sagt, die Davits seien zwar mit modernen Winden ausgestattet, aber zu kompliziert zu bedienen gewesen. Und die Crew sei ungeübt in der Bedienung gewesen, so dass es viele Probleme gab.
Überlebende in einem Rettungsboot der Titanic. Fotografiert von der Carpathia aus, am Morgen nach der Katastrophe.
Die ergreifende Geschichte des Untergangs
ERZÄHLT VON L. BEASLEY, M.A., CAMBRIDGE UNIVERSITY, ENGLAND
»Die Reise ab Queenstown war ziemlich unspektakulär. Man hatte gutes Wetter erwartet und die See war ruhig. Wir hatten die ganze Zeit über West-bis Südwestwind, es war ziemlich kalt, vor allen Dingen am letzten Tag. Tatsächlich konnte man nach dem Dinner am Sonntagabend vor Kälte kaum noch an Deck gehen.
Ich lag in meinem Bett, seit vielleicht zehn Minuten, als ich gegen 23:40 Uhr einen leichten Stoß spürte. Dieser war aber auch für Ängstliche nicht kräftig genug, um sich zu beunruhigen. Die Maschinen stoppten sofort und ich dachte, ›Die haben eine Schiffsschraube verloren!‹
Ich ging also im Morgenmantel an Deck und fand dort nur wenige Leute vor, die wie ich nachschauen wollte, warum wir angehalten hatten. Niemand war beunruhigt.
Durch die Fenster des Rauchsalons sahen wir, dass dort Karten gespielt wurde. Wir gingen hinein, um die Spieler zu fragen, ob sie etwas wüssten. Scheinbar hatten sie von dem Stoß etwas mitbekommen und durch die Fenster auch einen riesigen Eisberg gesehen, der nur knapp am Schiff vorbeizog. Sie gingen davon aus, dass wir den Eisberg gestreift hätten und nun hätte man die Maschinen gestoppt um zu schauen, ob etwas beschädigt sei. Niemand hatte natürlich eine Ahnung davon, dass die Titanic vom unter Wasser liegenden Teil des Eisbergs aufgeschlitzt wurde.
Man spielte also weiter, ohne an eine Gefahr zu denken, und ich zog mich in meine Kabine zurück, um ein wenig zu lesen und zu warten, bis wir weiterfuhren.
Ich habe keinen der Kartenspieler oder der Neugierigen auf Deck jemals wieder gesehen. Ein wenig später hörte ich Leute die Treppen nach oben laufen. Ich ging wieder vor die Tür und fand Leute, die auch wissen wollten, warum wir angehalten hätten.
Ohne Zweifel waren die meisten aufgewacht, da die Vibrationen der Maschinen – an die man sich bereits gewöhnt hatte – plötzlich aufhörten. Bei den starken Maschinen der Titanic waren solche Vibrationen natürlich relativ ausgeprägt. Und das Stoppen der Vibrationen hatte den selben Effekt, wie wenn man Großvaters laut tickende Uhr plötzlich anhält.
RETTUNGSWESTEN ANLEGEN!
Als ich wieder auf Deck ging bemerkte ich unzweifelhaft, dass das Schiff zum Bug herab schief lag. Doch bei dem was ich wusste, ging ich davon aus, dass vielleicht eines der Frontabteile voll gelaufen sei und dies das Schiff ein wenig nach unten zog. Ich ging also wieder zurück in die Kabine und holte mir wärmere Kleidung. Dann hörte ich die Rufe: ›Alle Passagiere auf Deck und Rettungswesten anlegen!‹
Mit den Westen über unserer Kleidung gingen wir langsam an Deck. Wir dachten aber immer noch, es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, die der Kapitän in seiner Weisheit angeordnet hatte, und dass wir schnell wieder in unsere Betten zurückkehren könnten.
Es gab überhaupt keine Panik oder Aufregung. Ich denke, das rührte auch von der sehr ruhigen Nacht her und natürlich von der Abwesenheit irgendwelcher sichtbaren Spuren eines Unfalls.
DIE WAHRE GEFAHR VERKANNT
Das Schiff lag vollkommen ruhig – abgesehen von der leichten Neigung nach vorne, die aber höchstens einer von zehn zu diesem Zeitpunkt bemerkt hatte. Es gab keinerlei Vorzeichen für die folgende Katastrophe. Die Titanic lag dort, als würde sie nur auf den Befehl warten, weiterzufahren, nachdem irgendeine Kleinigkeit repariert worden wäre. Aber einen Augenblick später sahen wir, dass man die Planen von den Rettungsbooten zog und die Mannschaft begann die Seile abzuwickeln, an denen man die Boote zu Wasser lassen konnte.
Uns wurde klar, dass die Situation ernster war als vermutet. Zunächst dachte ich darüber nach, zurück in die Kabine zu gehen, um wärmere Kleidung und ein wenig Geld zu holen, aber als ich sah, wie die Leute die Leitern anlegten, dachte ich, es wäre besser, die anderen nicht durch mein Hin- und Herlaufen zu belästigen.
Dann kam der Befehl: ›Alle Männer treten bitte von den Booten zurück und alle Ladies versammeln sich bitte auf dem unteren Deck«, womit das Deck des Rauchsalons bzw. Deck B gemeint war. Die Männer zogen sich zurück und verharrten in absoluter Stille, lehnten sich gegen die Absperrung auf Deck oder liefen ganz ruhig auf und ab.
Die Boote wurden abgefiert, vom A-Deck zum B-Deck herabgelassen, wo alle Frauen inzwischen versammelt waren. Die Ladies gingen still und ruhig in die Boote, mit Ausnahme einiger, die ihre Männer nicht alleine lassen wollten. Manchmal riss man sie los und schubste sie in die Boote, aber meistens ließ man ihnen ihren Willen, denn niemand bestand wirklich darauf, dass sie gehen müssen.
Wenn man über die Bordwand hinabschaute, sah man, dass einige Boote bereits im Wasser waren und langsam in der Dunkelheit verschwanden. Direkt neben mir hörte ich das Quietschen der neuen Seile in den Flaschenzügen und sah, wie man Boote die 30 Meter bis zum Wasser hinab ließ. Ein Offizier in Uniform kam herunter und rief, ›Wenn Sie unten sind, rudern Sie zu den anderen Booten und warten auf weitere Anweisungen.‹
DIE DISZIPLIN WAR GUT
›Aye, Aye, Sir!‹, kam die Antwort, aber ich glaube nicht, dass eines der Boote dem Befehl gehorchen konnte. Denn als sie erst auf dem Wasser waren und mit dem Rudern begannen, sah man, wie schnell die Rettungsboote inzwischen besetzt wurden. Ein Anzeichen höchster Gefahr – weit mehr ersichtlich als für an Bord verbliebenen – und in dem Chaos konnte man nichts mehr tun, als möglichst schnell vom sinkenden Schiff wegzurudern und sein Leben zu retten. Ohne Zweifel hatte man angst, dass der Sog des riesigen absinkenden Dampfers für die hauptsächlich mit Frauen besetzten Boote zu einer großen Gefahr werden könnte.
Aber an Bord gab es die ganze Zeit über kein Anzeichen von Chaos, keinen Sturm auf die Rettungsboote, auch keine Szenen mit hysterisch kreischenden Frauen – so wie man es immer in solchen Momenten erwartete. Jeder schien nur ganz langsam zu begreifen, in was für einer Gefahr er sich befand.
Auch als uns klar wurde, dass wir unweigerlich im Wasser landen würden, mit nichts als unseren Rettungswesten am Leib, um uns über Wasser zu halten bis wir von einem Rettungsboot aufgenommen werden konnten, war es unglaublich, wie ruhig jeder blieb, wahnsinnig kontrolliert!
Eins nach dem anderen wurden die Boote mit Frauen und Kindern besetzt, zu Wasser gelassen und in die Nacht weggerudert. Auf einmal machte das Gerücht die Runde, ›Die Männer werden auf der Steuerbordseite in die Boote gelassen!‹ Ich befand mich backbord und die meisten von uns gingen hinüber, um nachzuschauen, ob das auch stimmte. Ich aber bleib wo ich war und hörte auf einmal: ›Keine Frauen mehr da?‹ Ich blickte über die Bordwand und sah Boot Nummer 13, das auf Höhe von Deck B schwang, nur halbvoll mit Frauen besetzt. Wieder kam der Ruf, ›Sind keine Frauen mehr da?‹ Ich sah keine mehr und dann schaute einer der Besatzung zu mir herauf und fragte mich, ›Sind da noch Frauen auf ihrem Deck, Sir?‹
›Nein‹, antwortete ich.
›Dann springen sie wohl besser!‹
Ich sprang und landete im Boot, gerade als man ›runter mit dem Boot!‹ rief. Schon auf dem Weg nach unten, schubste man eiligst noch zwei Ladies durch die Menge auf Deck B und ließ sie zu uns herab, und auch ein zehn Monate altes Baby reichte man uns. Die Bootsbesatzung rief den Männer an den Winden zu, dass sie uns in der Waage halten sollten: ›Bug! Heck! Alle beide!‹, bis wir etwa zehn Meter über dem Wasser schwebten. Und hier kam der einzige Moment, in dem wir während der ganzen Rettungsaktion wirklich Angst hatten.
NEUE GEFAHR
Direkt unter unserem Boot lag der Auslass der Dampfkondensatoren; ein dicker Wasserstrahl schoss knapp oberhalb der Wasserlinie aus dem Schiffsrumpf. Wir mussten