Tales of Beatnik Glory, Band III (Deutsche Edition). Ed Sanders

Tales of Beatnik Glory, Band III (Deutsche Edition) - Ed Sanders


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wie eine Kirche niederbrannte, oder zur Schlafenszeit in die Häuser von Leuten einzubrechen, die mit der Registrierung der Stimmberechtigten zu tun hatten, um sie zusammenzuschlagen. Die akustische Erinnerung an den dumpfen Schlag, welcher Talbots des Großen Karriere als Footballspieler ruiniert hatte, war für ihn immer noch etwas, was er genoss.

      Er musste diese Dinge vor Mattie Farlo verbergen. Als im Verlauf des Sommers ’66 die Gewalt zunahm, ließ sie ihn wieder und wieder schwören, dass er nichts damit zu tun hatte.

      Als er festgenommen wurde und später wegen einer Kirchenbrandstiftung vor Gericht kam, musste er aufwendigere Ausreden erfinden. Johnny Ray verstand nicht, warum sich sein Vater solche Sorgen machte, da doch der Richter in dem Prozess ein Mitglied des Klans war.

      Aber da es ein Geschworenengericht war, konnte der Richter den Urteilsspruch nicht einfach vorwegnehmen. »Die Kommunisten schicken Agenten von Russland bis hierher, um sicherzugehen, dass das Gericht mich schuldig spricht!«, meinte Ethrom unter Tränen zu Mattie Farlo und konnte sie damit beinahe überzeugen. Am Tag, bevor die Gerichtsverhandlung beginnen sollte, versammelte sich die Familie in Matties Haus zum Gebet und bat darum, von allen Atheisten und kommunistischen Rassenvermischern erlöst zu werden, und darum, dass Ethrom aus dieser Angelegenheit siegreich hervorgehen möge.

      Die Gerichtsverhandlung fand am anderen Ende des Staates statt, deshalb beschloss Ethrom, bei dortigen Klanmitgliedern zu übernachten. Abends patrouillierten die Secret Six durch die Straßen, in denen die Geschworenen wohnten, und hinterließen Flugblätter mit der Aufschrift THE KLAN IS WATCHING YOU auf Windschutzscheiben und an der Tür zur Gemischtwarenhandlung, wo sie ihre Milch und Brot einkauften. Johnny Ray musste in die Schule und blieb deshalb zu Hause. Er war froh darüber. Das Haus gehörte nun ihm!! Tante Mattie kam jeden Abend herüber, um ihm das Essen zu machen, dann kehrte sie wieder zurück in ihr Haus. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Johnny Ray ganz allein war. Es war wunderbar. Er konnte lesen, was er wollte, und die Sachen offen liegen lassen. Er konnte die ganze Nacht lang Gitarre spielen und Platten hören.

      Er hatte an Talbot geschrieben, ob man ihm ein Tonbandgerät besorgen könnte, also schickten wir ihm ein schönes handbemaltes Wollensak-Spulengerät, das mir Andy Warhol geschenkt hatte. Es hatte einen Siebdruck von einer der berühmten Blumen von Warhol vorne auf dem Aluminium. Dieses Wollensak von Warhol kam an, als Ethrom Slage gerade vor Gericht stand.

      Man hatte erwartet, dass die Verhandlung mindestens ein bis zwei Wochen dauern würde, doch wurde Ethrom bereits nach drei Tagen freigesprochen. Ein Konvoi mit Kerlen aus dem Klan fuhr in Richtung Birmingham und veranstaltete ein Hupkonzert. Johnny fragte sich, was los war, als er aus der Ferne das Gehupe hörte, kam aber nicht auf die Idee, dass das sein Vater sein könnte.

      Ethrom soff aus Krügen so groß wie Einmachgläser und brüllte, als wäre der Krieg zu Ende. Er wollte nicht, dass Mattie Farlo ihn beim Trinken erwischte, also hielt er seinen Wagen am Ende der Straße, die vom Haus wegführte, um den schwarzgebrannten Whisky in einer alten abgestorbenen Föhre zu verstecken, die in der Familie »regloser Baum« genannt wurde und Spechtlöcher hatte, groß genug, um ein Gefäß darin zu verbergen.

      Warhols Wollensak war in Johnnys Schlafzimmer. Er hatte sich ein paar Bänder angehört, die wir ihm geschickt hatten. Der alte Verstärker der Fugs stand auf dem Waschbecken und Dylans Gitarre lag auf dem Polster und war mit einem selbstgebastelten Kabel, das Johnny aus einem alten Radio von der Müllkippe gebastelt hatte, an den Verstärker angeschlossen.

      Ethrom war im Haus, bevor Johnny alles verstecken konnte.

      Ethrom blickte betrunken und verwundert auf das mit Blumen bemalte Tonbandgerät. Er nahm die Schachteln für die Tonbänder, um zu lesen, was darauf geschrieben stand.

      »Was ist da drauf auf der Maschine, Junge? Spiel es vor.«

      Johnnys Hand warf einen Schatten auf die Blume von Warhol, als er die »Play«-Taste drückte.

      Es war ein Tonband von den Begräbnisfeierlichkeiten für die Opfer des Bombenanschlags von Birmingham. Talbot war nach seiner Begegnung mit Johnny Ray zu dem Begräbnis gefahren. Wir hatten einen Brocken Mörtel von der Kirche, in der die Bombe explodiert war, auf meinem Schreibtisch im Peace Eye Bookstore stehen.

      Auf dem Band, das Johnny Ray seinem Vater vorspielte, beendete Martin Luther King gerade seine Rede zum Gedenken an die Opfer, und dann setzte der Trauergesang der versammelten Gemeinde ein, mit einer die Seele erschütternden Strophe aus Pete Seegers Hymne für die Bürgerrechtsbewegung:

       »They won’t die in vain

       They won’t die in vain

       Deep in my heart I do believe

       They won’t die in vain.«

      Als er die Stimme von Martin Luther King hörte, setzte Ethrom sich aufs Bett, rot im Gesicht und bebend, sein Atem kam stoßweise, der Whiskygeruch, der aus seiner Kehle rülpste, mischte sich mit scharfen Magendämpfen. Die Worte »They won’t die in vain« jedoch ließen seinen Hass und seine Wut wieder zurückkehren, sodass er ein Loch durch das Auge des Horus im Verstärker der Fugs, der nun auf Johnnys Bett stand, boxte. »Die Südstaaten werden auch nicht umsonst sterben!« zischte er.

      Diese Ungeheuerlichkeit! Sein Sohn, an den er seine Zukunftsvision geknüpft hatte — sein Sohn, dazu auserkoren, der fesselnde Prophet des Südens zu werden, welcher Ethrom am Liebsten selbst geworden wäre, war von den Kommunisten vereinnahmt worden! Während er an seinen Knöcheln lutschte, die von dem Schlag gegen den Verstärker bluteten, versuchte er seine Fassung wiederzugewinnen.

      »Woher hast du das, Junge?« Ethrom hielt die Gibson hoch.

      »Die ist von Bob Dylan, Daddy.«

      »Von wem?«

      Johnny Ray nahm die Gitarre und fing an »With God on Our Side« zu singen.

      Ethrom packte die Gitarre und schleuderte sie Richtung Wand, um sie zu zerschmettern, verlor aber das Gleichgewicht, sodass es misslang. Er rannte aus dem Zimmer und warf einen Stuhl um, während er zum Ofen eilte. »Du hältst dich für weiß Gott was für heiße Scheiße«, rief er über seine Schulter. »Aber du bist bloß ein kaltes Würstchen auf einem heißen Zahnstocher.«

      Johnny hörte, wie die Ofentür geöffnet wurde, und das Herumrascheln, als sein Vater Papier zusammenknüllte, und das Reiben des Zündholzes, dann das kratzende Geräusch der Gitarre, während diese auf das brennende Papier geschoben wurde.

      Johnny ging ans Fenster, zog den Vorhang zur Seite und schnappte nach Luft: »FBI, Daddy!«

      Der totale Schrecken brach aus. Der Vater ließ die Ofentür offen, als er über die Stiegen nach oben stürzte, um sein Gewehr zu holen, und rief seinem Sohn noch zu, das Funkgerät einzuschalten. »Ruf die Secret Six. Sag ihnen, sie sollen sich bereit machen zum Kampf!!«

      »Okay, Daddy.«

      Johnny nahm die kleine Axt neben dem Holzofen und durchtrennte die elektrische Leitung am Sicherungskasten. Es gab einen gewaltigen Blitz, und dann war es im ganzen Haus finster. Er rannte zur Veranda; und kletterte über das Spaliergitter aufs Dach hinauf, wo er eine Schindel herausriss, um das Rauchabzugsloch im Kamin zuzudecken. Er dachte, dass sich so vielleicht das Haus mit Rauch füllen würde und seinen Vater aus der Fassung bringen müsste.

      Dann rannte er zurück in sein Zimmer, wo er den versteckten Stapel Zeitschriften von Talbot herausriss und zum Ofen trug. Er holte die Gitarre heraus, die wie durch ein Wunder noch unbeschädigt war, abgesehen von ein paar Brandflecken auf den psychedelischen Aufklebern, und warf stattdessen die Zeitschriften hinein.

      Er erschauderte, pisste sich vor Angst in die Hosen, als er sich die Finger abschürfte, während er in Windeseile einige seiner Habseligkeiten in den groben Leinensack stopfte, den sein Vater aus dem Koreakrieg mitgebracht hatte. Er fand seine Jeansjacke, einige nicht zusammenpassende Socken und die Familienbibel, denn Johnny war religiös. Er nahm ein Messer aus der Küche, damit er später die Flagge der Konföderierten vom


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