Filippas Engel - eBook. Filippa Sayn-Wittgenstein

Filippas Engel - eBook - Filippa Sayn-Wittgenstein


Скачать книгу
Eltern waren zutiefst berührt von Filippas Texten. Immer mehr Freunde und Verwandte wollten lesen, was Filippa hinterlassen hatte, und irgendwann kam dann die Aufforderung: »Ihr müsst das veröffentlichen.«

      Anfangs zweifelten wir, ob es richtig sei. Sollten Menschen, die keinen Bezug zu unserer Tochter und Vittorios Frau hatten, lesen, was vielleicht nicht für sie gedacht war? Je öfter wir jedoch die Aufzeichnungen lasen, desto mehr vermittelte sich uns der Eindruck, dass wir die Aufgabe hatten, »Filippas Licht« weiterzutragen, dass wir anderen den Zugang zu Filippas Gedankenwelt nicht verwehren sollten.

      Wir sind dem Don Bosco Verlag dankbar, dass er sich dazu bereit erklärt hat, Filippas Tagebuch zu veröffentlichen, dass er uns hilft, ein für uns schwieriges Thema zu be- und verarbeiten. Wir danken Cosimo Bargellini, Filippas Professor für Fotografie, dass wir sein Porträt von Filippa für die Um­schlag­gestaltung verwenden dürfen. Wir danken Filippas geliebter Omama für die vielen großartigen Aufnahmen, die sie im Laufe von zwanzig Jahren von ihrem »Fipschen« gemacht hat, danken allen anderen Fotografen, deren Fotos von Filippa wir hier veröffentlichen dürfen. Ein Dank gilt auch allen in diesem Buch genannten und ungenannten Freunden von Filippa. Nachdem zu private Eintragungen und vieles, das Filippa auf Englisch in ihre Tagebücher geschrieben hatte, von uns in dieses Buch nicht mit aufgenommen wurde, werden sich einige ihrer Freunde hier nicht wiederfinden, auch wenn sie Filippa sehr am Herzen gelegen hatten.

      Von ganzem Herzen dankbar sind wir natürlich Filippa für ihre Hinterlassenschaft. In ihren Aufzeichnungen lebt sie für uns weiter, erinnert uns an ihre Liebe zu ihrer Heimat, ihrer Familie, besonders zu ihren Geschwistern, zu Vittorio und uns.

      Vor allem aber danken wir Gott, dass wir Filippas Eltern hier auf Erden sein durften. Wir haben sie mit viel Liebe aufgezogen und umsorgt, wie auch ihre anderen Geschwister. Mein Mann und ich haben uns bemüht, sie auf den rechten Weg zu bringen, geduldig und gerecht zu sein. Wir wollten ihr ein Vorbild sein, sie nicht zu sehr verwöhnen. Nicht immer ist uns alles gelungen. Eines hatten wir dabei immer vor Augen, wie alle Eltern auf dieser Welt: Wir wollten, dass unser Kind glücklich werden sollte. Auch wenn wir es uns ganz anders vorgestellt haben, so sind wir uns sicher: Filippa ist jetzt glücklich, so glücklich, wie es sich keiner von uns vorstellen kann.

      Ab und zu werden wir trotzdem ihr »telefonino« anrufen, nur um ihre Stimme zu hören, und wenn wir dann vernehmen: »Non ci sono, ma lasciate un messaggio – Ich bin leider gerade nicht da, aber bitte hinterlasst mir eine Nachricht«, dann sind wir gewiss, dass es keines Telefons bedarf, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen.

      Gabriela Sayn-Wittgenstein

      Filippa hatte eine sehr behütete Kindheit zu Hause in Sayn. Sie war als unser viertes Kind am 23.7.1980 in Koblenz geboren wor­den. Ihre älteren Geschwister Heinrich, Alexandra und Casimir nahmen sie mit großer Freude auf und waren glücklich, dass die Reihenfolge Bub-Mädel-Bub weiter fortgesetzt wurde. Wir lebten im so genannten Landhaus, einer Villa, die Filippas Urgroßeltern nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut hatten. Das Schloss der Familie war in den letzten Kriegstagen zerstört worden, die Stammburg schon im 17. Jahrhundert. Wir, die Eltern, waren 1975 mit zwei Kindern von München nach Sayn gezogen, in den Ort, dessen Namen wir tragen. Hier wollten wir den kleinen Familienbesitz, der hauptsächlich aus Ruinen bestand, wieder in Ordnung bringen. 1982 begannen wir mit der Restaurierung von Burg Sayn. Im gleichen Jahr wurde uns ein weiteres Kind ge­schenkt, Louis. Als 1984 die Burg wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, hatten wir uns damit auch entschieden, zum Erhalt unserer Baudenkmäler auf den Fremdenverkehr zu setzen. Ein steiniger Weg, den Filippa anfänglich noch unbewusst, später uns dabei helfend, von Beginn an miterlebte. Anfang 1986 wurde unser sechstes Kind, Sofia, geboren.

      Ein Jahr später eröffneten wir im Schlosspark den Garten der Schmetterlinge, eine Einrichtung, die sich zu einem Publikumsmagneten entwickeln sollte. Im Juni 1992 wurde dann Filippas jüngster Bruder Peter geboren. Er war 21 Jahre jünger als sein ältester Bruder und 12 Jahre jünger als Filippa.

      Glücklicherweise hatten wir immer gute und geduldige Mitarbeiter. Vor allem zu Hause war das wichtig, bei unserer stets wachsenden Großfamilie. Ingrid und Häns Dietz waren die Stützen in Haus und Garten; Moni begleitete uns im Haushalt, seit Filippa ein Jahr alt war. Wechselnde Au-pair-Mädchen aus Australien, Südafrika und England halfen uns dabei, auch um die Kinder zweisprachig zu erziehen.

      Filippa besuchte Kindergarten und Grundschule in unserem Ort, bevor sie nach Vallendar ins Gymnasium der Schönstätter Marienschwestern wechsel­te. Die Ferien verbrachten wir fast immer bei den Großeltern in Süddeutschland und Österreich, wo auch die meisten Verwandten von uns lebten. Besonders Fuschl, das Zuhause ihrer Großmutter, war Filippa eine zweite Heimat. In der Nähe wohnten viele ihrer Vettern und Cousinen, auf die sie sich während der gesamten Schulzeit freute. Schon als kleines Mädchen verbrachte unsere sehr selbstständige Tochter ab und zu ein oder zwei Nächte bei ihrer Lieblingscousine Leonie (Leo) und deren Geschwistern Franz Anton (F.A.) und Sita. Mit knapp acht Jahren wollte sie dann unbedingt mit Leo sowie deren Eltern und Geschwistern die Sommerferien in Amerika verbringen. Wir waren im Jahr zuvor mit ihr dort gewesen, jetzt wollte sie die Reise auch ohne uns antreten. Unsere kleine Tochter für einen Monat alleine zu lassen, gefiel uns nicht. Doch sie konnte uns über­zeugen, dass ihre Tante Isabelle, Leonies Mutter, ein sehr guter Ersatz für mich sei. Außerdem könne sie je­derzeit, wenn sie zu viel Heimweh hätte, nach Hause kommen.

      Zu ihrem achten Geburtstag bekam Filippchen einen Flug nach New York geschenkt. Außerdem ein kleines rosa Büchlein, mit Gummibären verziert, ihr erstes Tagebuch. Ich bat sie jeden Tag etwas hineinzuschreiben, damit sie sich nach den Ferien an alles Erlebte noch erinnern und uns erzählen könne. Auch dachte ich, dass es eine gute Schreibübung während der Ferien wäre. Das Resultat präsentierte sie mir nach dem Monat Amerika stolz: Es war nicht um­wer­fend, aber ein Anfang war gemacht. Ich war ge­spannt, ob Filippa ihr Tagebuch irgendwann weiterschreiben würde.

      Gabriela Sayn-Wittgenstein

      Mein Steckbrief

      Name: Maria Filippa Johanna Fernanda Sayn-Wittgenstein

      Augen: grün

      Größe: 1.37

      Geb.: Koblenz

      4. August 1988

      Jetzt ist es 7h morgens. Ich bin gerade aufgestanden und habe mein Bett gemacht. Leo und F.A. schlafen noch. Gestern ist F.A.s Kontaktlinse im Aug zerbrochen beim Tennis. Jetzt in zwei Stunden ist Tennis. Ich bin sehr gut im Tennis, nur die back hand kann ich nicht sehr gut, aber das werden wir schon schaffen.

      Jetzt fällt mir nichts mehr ein. Ich schau aus dem Fens­ter, da, jetzt ist mir etwas eingefallen. Ich habe vor ein paar Tagen diese Schmetterlinge gesehen: Monarch, Segelfalter, Indisches Blatt, Kleiner Tiger. Und ich bin in einer Limousine gefahren. Jetzt ist Teresita wach. Vor ein paar Tagen habe ich Mrs. Bowman gesehen. Wir dürfen wieder bei ihr schwimmen und sie backt uns Cookies, nett, gell.

      Mittag: Jetzt ist Tennis vorbei, wir wollten zu Mrs. Bowman gehen, aber Alison [Au-pair-Mädchen] wollte nicht. Man muss jemanden zum Nachschauen dabei haben, sonst darf man nicht schwimmen.

      Nachmittag: Jetzt sind wir auf der Beach gewesen.

      Alison erzählt uns gerade eine Geschichte: »Peter, Clarisa und Snow White with the dwarfs« [Schneewittchen und die Zwerge]. Wir hatten ein gutes Essen gehabt.

      5. August 1988

      Ich hab gerade mein Bett gemacht. Leo und F.A. schlafen noch, Sita auch. Es ist gerade 7:15. Bei mir liegt ein Foto von Mum and Dad. An Papi muss ich sehr denken. Er fuhr ein Autorennen und ich bin ja in United States of Amerika. Deswegen


Скачать книгу