Filippas Engel - eBook. Filippa Sayn-Wittgenstein

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keine Lust mehr.

      Abend: Jetzt gleich gehe ich und Leo zu Mrs. Bowman.

       Ich schwim­me und schwimme und springe. TOLL, mein erstes Mal, dass ich in dem Jahr 88 bei ihr schwimme.

      6. August 1988

      Heute ist Tennis frei! Jipi! Mein Bett ist noch nicht gemacht. Jetzt ist es 8h 10 Min. Die Uhr ist von Mami. Ein bisschen Heimweh hab ich schon. Tante Isabelle ist gerade reingekommen und wollte Leo und F.A. aufwecken, aber der F.A. hat gesagt: Samstag, ich möchte ausschlafen.

      Mittag: F.A. ist heute so motzig, man könnte es gar nicht glauben. Leonie hatte ihr Bett wunderschön gemacht, aber F.A. fand es scheußlich. Er hat ein Buch, davon hat er eine rote Folie, die ist weg. Geschieht ihm recht. Vielleicht gehen wir zu Mrs. Bowman, aber Leo muss noch zwei Briefe schreiben. Ich hasse Briefe schreiben.

      Nachmittag: Wir waren gerade einkaufen, ich habe jetzt ein Paar Jeans und Spielgeld. T. Isabelle spielt Paddeltennis mit F.A. Gleich fahren wir. – 1 Stunde später – Jetzt gehen wir.

      7.August 1988

      Abend: Ich habe für einen Tag nicht mehr geschrieben, das Datum ist 7.8.88. Tschuldigung, aber ich habe das Buch nicht gefunden. Jetzt Schluss. Der F.A. war heute sooo gemein.

      Es sind gut drei Jahre vergangen seit Filippas erstem Tagebuch. Ob sie während dieser Zeit Tagebuch führte, ist unsicher. Vermutlich begann sie erst wieder zu schreiben, als ihre große und viel bewunderte Schwester Alexandra, von ihr auch Alex, Ax oder später Alila genannt, nach dem Abitur zum Studieren nach Brüssel gezogen und Casimir (genannt Casi), mit dem sie das Zimmer von klein auf teilte, ins Internat gekommen war. Filippa hatte damit ihre wichtigsten Ansprechpartner verloren und brauchte das Tagebuch als Ersatz. Sicherlich wurde sie auch durch den Tod meiner Mutter und die Geburt ihres jüngs­ten Bruders Peter zum Nachdenken über Leben und Tod angeregt. Irgendwann fand sie das tägliche gemeinsame Abendgebet mit den Kleinen zu banal und wollte ihre eigenen Gedanken Gott vortragen, aber allein.

      1992 wurde Filippa 12 Jahre alt. In diese Zeit fielen auch ihre ersten »großen Lieben«, die sie immer sehr ernst nahm. Es waren meistens viel ältere Vettern, in die sich Filippa abwechselnd verliebte. Je nach deren Aufmerksamkeit, der Häufigkeit der Briefe oder Telefonanrufe stieg oder fiel ihre Laune. So war sie manchmal himmelhochjauchzend, lustig, motiviert in der Schule, aber auch manchmal betrübt oder hatte schlechte Laune, die vor allem die kleinen Geschwister zu spüren bekamen. Wir Eltern nahmen diese Schwärmereien nicht zu ernst, und die Geschwister machten sich darüber lustig, vor allem wenn Filippa bei der Erwähnung des ein oder anderen Namens rot wurde.

      In den Ferien verreiste sie nun häufiger ohne Eltern zu Verwandten ins Ausland, meistens zusammen mit ihrem Bruder Casimir. So war sie öfter auf dem Obertauern bei ihrer späteren Firmpatin zum Skifahren, in Spanien auf einer Finca in der Nähe von Toledo, sowie in Amerika. Dort besuchte sie neben ihrer Cousine Leonie (Leo) auch meine Schwägerin Teresa, die mit ihrer Familie zwei Stunden außerhalb von New York auf der »Top of the Hill«-Farm lebte. Juan, den zweitältesten Sohn, liebte unsere Fipsi wie einen Bruder.

      Filippa schrieb ihre Tagebücher in dieser Zeit fast nur noch in Englisch, das sie mittlerweile recht gut beherrschte. Auszüge daraus wurden für dieses Buch ins Deutsche übertragen.

      Gabriela Sayn-Wittgenstein

      Vorbemerkung

      Bitte lies das nicht!

      Es ist wirklich sehr wichtig für mich, dass niemand man weiß, was in dieses Buch geschrieben wurde …

      Danke, F.

      [Das Wort »nicht« wurde von Filippa später durchgestrichen; das Wort »niemand« ersetzte Filippa später durch »man«.]

      DU schaust hier rein? DU?!? Hast du keine Gewissensbisse? Okay, die Neugier! Ich sage dir nur, ich wusste, dass DU reinschauen wirst. Es steht nix drinnen, was escht ey interessant wäre. Also du willst trotzdem noch reinschau­en?!? Du glaubst mir nicht? Nochmal für die »Versteh-Tiefflieger«!: Also warum on earth SCHREIBE ICH DAS HIER VORNE DRAUF; WENN ICH NICHT WÜSSTE, DASS DU EH REINSCHAUST – Okay, aber das nächste Mal, falls du (wieder) reinschauen willst, tu es nicht und wage nicht, mir noch ehrlich in die Augen zu schaun!!! Danke.

      P.S. Falls du doch reinschaust, bist du schon Mr. Nosy! Egal ob du ’ne Mrs. oder ein Mr. bist. Meine Schrift kannst du eh nicht lesen! (Hoffe ich doch)

      Letzte Verwarnung! SCHLAG DAS BUCH ZU!

      Stehst du so tief???

      Ist dein Gedächtnis so mies, dass du es nötig hast, hier den Tagesablauf der letzten Tage nachzulesen?

      – Nein? Dann trifft P.S. auf dich zu.

      – Ja? Dann schaffe dir selbst so ein Buch an!

      8. Januar 1992

      Leider starb Amama vor einigen Monaten. Krebs! Sie hatte Depressionen. Ich war traurig.

      Mami sagte mir, dass sie mir ein Geheimnis sagen wollte, und fragte ob ich dieses jenes behalten konnte und es niemanden weitersagen würde.

      Ich sagte Ja!

      Mami sagte: »Wir bekommen ein Kind!« Ich war so froh!

      [Nachtrag 27. Juni 92:] Es ist Peter!

      Na ja, morgen bin ich wieder in der Schule.

      12. November 1992

      Es ist der 12.11.1992. Well! Heute habe ich meine erste Pizza gebacken und sie ist geil. Aber essen tun wir sie erst morgen, weil heute Chaos total war! Also nicht wegen Chaos, aber ich habe um 5:00 angefangen und es ist ein Hefeteig!!!! (Man berechne die Geh-Zeit, ca. 1 1/2 Std.)

      Also auf der Finca war es echt cool ey!?! Da war auch Christina!! Diese blöde Nuss soll mir endlich das Foto schicken, aber ich werde vergessen!

      Gerade läuft das Ende von »Kashmir« (Led Zeppelin) und jetzt »When the levee brakes« (Tipp von M.)

      Die Landschaft war echt super affengeil … auch dass ich jetzt dich [das Tagebuch] habe! Dir, mein Schatz, kann ich alles sagen (Applause!) – Kitsch und Co, Baubüro. Ach ja, Alex ist in Bruxelles, Belgien. Wow, nicht?!? Sie wohnt im Haus mit Stephanie, irgend so na Vivienne und Sandra. Kennen tu ich persönlich keine, obwohl ich’s gerne mal würde. Hmh. Mein Stift schmeckt vom Trouble [einer der beiden Hunde] vorgekaut escht wow. Bis moschä!

      Freitag, 13. November 1992

      Casi bekam einen blauen Brief! Geil ey! Meine Pizza wurde mit Begeisterung gegessen und bald kommt se – Alex!

      Morgen gehen wir ins Kino, essen bei Mc Donalds und mein Gäddo Blaster wird zum (hin-) richten gebracht. Besser wär’s zum Tauschen! Dann ist Partytime im Stock. Es ist 11:20 in der Nacht, morgen Schule, Sch…, vor 3 Min. Haare gewaschen …

      12. Dezember 1992

      Jetzt hätte ich viel zu schreiben! Fangen wir mal an!

      Es ist der – (?) Ah ja, der – Es ist der – Mein Gott, ich hab’s vergessen! Es ist der – Ich Trottel vergesse ja, dass ich die Uhr anhabe mit eingebautem Datum. Es ist der 12.12.92 – noch.

      Heute war bis auf den Abend ein toller Tag. Ich war mit Mitch [Michelle Leversedge, Au-Pair-Mädchen aus Austra­lien] im Kino und bei Mc Donalds. Ich habe Schule geschwänzt … Das war so: Gestern bin ich (zum Glück!!) mit dem Kopf leicht gegen die Schulbank »gestupst« und habe laut F#!ck gesagt. Die S. (Lehrerin – dazu in Englisch!!!) glotzt mich doof an, ich sage Sorry und tu so,


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