Insight - Martin Gore und Depeche Mode. André Boße
erreicht die Synthie-Pop-Welle ihren Höhepunkt. Die Elektrobands dominieren die Charts, und zwar so sehr, dass die britische Musikergewerkschaft fordert, den Einsatz der Synthesizer in den Studios einzuschränken, da diese Geräte auf Dauer die professionellen Musiker arbeitslos zu machen drohen. Doch auch andere Szenen wettern gegen die Synthie-Popper. Gitarrenlastige Wavebands wie Echo & The Bunnymen lästern, diese Keyboard spielenden Kids besäßen kein Talent. Die Punkband The Undertones schreibt den Song My Perfect Cousin über ein besonders oberflächliches Exemplar unter den Synthie-Musikern. Ihr Image ist miserabel. »Haircut Bands« ist noch ein braves Urteil, »art fag« – Kunstschwuchtel – zielt da schon tiefer. In den Redaktionen der Musikmagazine sitzen vor allem Althippies, die den Siegeszug der elektronischen Musik für das Ende des Abendlandes halten und gegen die Bands Stimmung machen. Während sich die Innovatoren unter den elektronischen Musikern rechtzeitig in die Avantgarde verabschieden und Gruppen wie Soft Cell oder The Human League ab Ende 1982 laut propagieren, nun stünden echte Streicher und Bläser für die Zukunft, bleiben Depeche Mode ihrer Idee treu: Keyboards only. Die Ära des Synthie-Pop endet Anfang 1983. Plötzlich stehen Depeche Mode recht alleine da. Martin Gore gefällt das ziemlich gut. Er zieht das Ding stur durch – und wird dafür reich belohnt.
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