Elton John. Mark Bego

Elton John - Mark  Bego


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zu den reichsten Männern im Showgeschäft zählen sollte.

      Das Leben im England der Nachkriegszeit war von vielen Entbehrungen gezeichnet. Nahrungsmittel und viele andere Gebrauchsgüter waren rationalisiert. Der junge Reggie wuchs in einem typischen Vorort auf. Er war ein Einzelkind und wurde dementsprechend von seinen Eltern ein wenig verhätschelt. Sheila hatte insgeheim auf ein Mädchen gehofft, bevor Reginald zur Welt kam, und sie weigerte sich lange, die blonden Locken ihres Sohnes abschneiden zu lassen, der auf den ersten Babyfotos tatsächlich ein wenig mädchenhaft wirkte.

      In dem Jahr, in dem Reggie geboren wurde, erhielt Stanley seine Beförderung zum Hauptmann der Luftwaffe, und seine neue Stellung führte dazu, dass er sehr häufig von Frau und Kind getrennt war. Während der ersten vier Lebensjahre seines Sohnes war er im Irak stationiert, und Sheila erzog Reginald mit ausgesprochen weiblicher Hand. Sie behütete ihn sehr; er durfte weder mit anderen Kindern spielen noch seine Kleider dreckig machen. Stattdessen wurde er allein in den kleinen Garten hinter dem Haus geschickt, wo Sheila darauf achten konnte, dass er nicht irgendwelchen Unsinn machte, den Jungen seines Alters gern anstellen.

      Schon früh wurde er von seiner Mutter, seiner Großmutter und seiner Tante dazu ermutigt, Klavier zu spielen. Elton erinnerte sich später: „Mein Vater war die meiste Zeit mit der Royal Air Force unterwegs, und ich wuchs in recht bescheidenen Verhältnissen bei meiner Mutter, Großmutter und Tante auf. In unserem Haus gab es immer viel Musik. Meine Tante Win spielte Klavier, und man hat mir erzählt, dass mich meine Oma und meine Tante oft auf den Schoß nahmen, damit ich an die Tasten herankommen konnte und dann selbst anfing zu spielen. Bei uns lief den ganzen Tag das Radio, und meine Mutter sammelte Schallplatten. Daher lernte ich schon früh die Musik von Nat ‚King‘ Cole, Kay Starr, Dean Martin, Rosemary Clooney und so weiter kennen. Es war ein ziemlich gutes Umfeld.“(2)

      Seine Liebe und Begeisterung für die Musik begannen schon früh, sobald er alt genug war, um sich für Platten zu interessieren. Er berichtete: „Meine Mutter und mein Vater sammelten beide Schallplatten, und die ersten Songs, die ich hörte, waren von Kay Starr, Billy May, Tennessee Ernie Ford, Les Paul & Mary Ford und Guy Mitchell. Ich wuchs mit dieser Musik auf. Als ich diese Platten hörte, war ich drei oder vier, und offensichtlich hat mich Musik schon damals interessiert.“(3)

      Als Reginald drei Jahre alt war, hörten seine Eltern eines Tages, wie er die Klaviertasten drückte, und sie erkannten, dass er klar und deutlich „The Skater’s Waltz“ spielte – ein Stück des französischen Komponisten Emile Waldteufel aus dem späten 19. Jahrhundert, das der Junge irgendwo einmal gehört hatte. Sheila erkannte sofort, dass ihr kleiner Sohn ein gutes Ohr hatte und die musikalische Begabung besaß, Lieder nachzuklimpern, die man ihm auf dem familieneigenen Klavier vorgespielt hatte.

      Seit diesem Augenblick betrachtete man Reggie als das musikalische Wunderkind in der Familie, aus dem noch einmal Großes werden würde. Seine Mutter behandelte ihn stets als etwas Besonderes, und sie brachte ihren Sohn gern dazu, sein Talent vor Freunden und Verwandten unter Beweis zu stellen. Oft, wenn sie abends Gäste hatte, schickte sie Reggie am Nachmittag für ein ausgedehntes Schläfchen ins Bett. Dann weckte sie ihn, wenn die Party in vollem Gange war, sodass der Junge die Gesellschaft mit seinen Tastenkunststückchen unterhalten konnte. Die meisten Vierjährigen wären sicher schüchtern oder verlegen gewesen, hätte man sie derart vor Publikum gestellt, nicht jedoch Reginald Dwight. Er war nicht nur wenig zurückhaltend oder befangen, er war richtiggehend selbstbewusst.

      Zunächst gefiel es Stanley, dass sein Sohn ein so großes Interesse an der Musik zeigte. Elton erzählte später über seinen Vater: „Er war Trompeter in einer Band. Natürlich hat er mich beeinflusst. Er hat mir Platten von George Shearing vorgespielt. Ein Vierjähriger, der George Shearing hört, das ist schon ein bisschen daneben.“(4)

      Mit fünf Jahren bekam Reggie seine erste offizielle Klavierstunde: „Ich spielte zunächst nach Gehör, und irgendwann – ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war – beschlossen meine Eltern, dass ich Unterricht bekommen sollte. Ich ging zu einer gewissen Mrs. Jones, die wie meine Familie auch in Pinner wohnte.“(5)

      Es dauerte nicht lange, und er hatte verinnerlicht, was ihm Mrs. Jones am Klavier beibringen konnte. Dabei stellte er fest, dass sein natürliches Talent durch ihre Anweisungen nur noch stärker hervor trat. Als er, inzwischen sechsjährig, gefragt wurde, was er später einmal werden wollte, antwortete er wie aus der Pistole geschossen, ihm sei es vorherbestimmt, Konzertpianist zu werden.

      Es gibt ein Foto des kleinen Reginald aus dieser Zeit, das im Booklet seines 1973 erschienenen Albums Don’t Shoot Me I’m Only The Piano Player abgebildet ist. Man hat ihn auf die Bank vor dem Klavier seiner Eltern gesetzt. Seine Hände liegen auf den Tasten, und er blickt über seine linke Schulter, den Kopf schmeichelnd der Kamera zugewandt. Schon am selbstbewussten und engelhaften Gesichtsausdruck kann man es ablesen: Er weiß, dass er einmal ein großer Starpianist werden wird.

      Mit sechs Jahren wurde eine weitere Leidenschaft im kleinen Reggie geweckt, die ihn sein Leben lang begleiten sollte. Sein Vater nahm ihn mit zu einem Spiel des örtlichen Fußballvereins FC Watford. Der Junge entwickelte nicht nur eine große Begeisterung für den Sport an sich, sondern auch für das Team.

      1953 wurde Stanley erneut befördert und hatte nun den militärischen Rang eines Geschwaderführers inne. Nun endlich konnte er mit Frau und Kind ein hübsches eigenes Haus mit vier Zimmern beziehen. Es befand sich in der Potter Street 111 in Northwood, nur drei Kilometer von Pinner entfernt.

      Elton klagte in der Öffentlichkeit oft darüber, dass er in seiner Jugend seinen Vater oft als kalt und lieblos erlebt habe. Vielleicht lag es daran, dass Sheila eine derart warmherzige und liebevolle Person war, dass Stanleys Bemühungen, väterliche Zuneigung zu zeigen, gar nicht wahrgenommen wurden. Zumindest jammerte Elton später über seine angespannte Beziehung zu Stanley: „Mein Vater verhielt sich mir gegenüber so blöd, es war schon albern. Ich konnte Sellerie nun mal nicht essen, ohne dabei Geräusche zu machen. Es war einfach der reine Hass.“(6)

      Reggie lehnte die Autorität seines Vaters völlig ab. Als Erwachsener klagte er: „Er ließ mich nie tun, was ich wollte. Ich durfte nicht einmal im Garten spielen, ich hätte ja seine Rosenbeete zertrampeln können … Ich habe immer gebetet, dass mein Vater an den Wochenenden nicht nach Hause kommen würde.“(7)

      Trotz der gemischten Gefühle, die Reggie seinem Vater entgegen brachte, förderte auch Stanley das Interesse seines Sohnes an der Musik, nicht nur Sheila. Elton berichtet: „Mein Vater war Trompeter, daher stammt mein musikalisches Talent vermutlich von seiner Seite. Als ich ungefähr sieben Jahre alt war, schenkte mir mein Vater Frank Sinatras Songs For Swinging Lovers, nicht gerade ein ideales Geschenk für einen Jungen in dem Alter. Ich hatte mir ein Fahrrad gewünscht. Er kaufte mir auch Platten vom Nat ‚King‘ Cole Trio, bei dem Nat Klavier spielte, anstatt zu singen, und von George Shearing … Daher wuchs ich mit ungefähr allem auf, was es damals an aktueller Musik gab, bevor der Rock’n’Roll kam.“(8)

      Ende der 1950er-Jahre traten mit dem Siegeszug des Rock’n’Roll neue Vorbilder auf die Bildfläche. Etwa zur gleichen Zeit machte auch der spätere „Elton John“ seine ersten Erfahrungen mit diesem neuen, rockenden Sound. 1958 erreichte Elvis Presley mit fünf verschiedenen Songs den ersten Platz der Hitparade und beherrschte die Radioprogramme auf der ganzen Welt. Der neu gekrönte König des Rock’n’Roll machte großen Eindruck auf Reggie.

      „Ich erinnere mich sehr gut daran, wie es mit dem Rock’n’Roll losging“, erklärte Elton. „Eines Tages beim Friseur, als ich darauf wartete, mir die Haare schneiden zu lassen, fiel mir eine Ausgabe der Zeitschrift Life in die Hände. Darin war ein Foto von Elvis Presley. Jemanden wie ihn hatte ich noch nie gesehen. Ich habe es immer noch ganz lebendig vor Augen. An jenem Wochenende kam meine Mutter mit zwei 78-er-Schallplatten nach Hause, mit ‚ABC Boogie‘ von Bill Haley und ‚Heartbreak Hotel‘ von Elvis. Sie kaufte sich jede Woche zwei Platten, und irgendjemand hatte ihr wohl erzählt, diese beiden Songs seien toll. Ich sagte ihr, dass ich den einen Typen gerade in einer Zeitschrift gesehen hatte. Es war einfach komisch, dass das in der gleichen Woche passierte. Es hat mein Leben verändert.“(9)

      Im gleichen Jahr landete der schottische Sänger Lonnie Donegan einen Riesenhit


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