Mein Leben - Meine Musik. John Fogerty

Mein Leben - Meine Musik - John Fogerty


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wie ich schon gesagt habe, war ich damals noch nicht einmal vier Jahre alt.

      „Camptown Races“ war eine eigenartige Nummer mit diesem ständigen „Duuh-daah, duuh-daah“. Allerdings hatte dieser Song auch etwas an sich, das mir gefiel. „Oh! Susanna“ war aber sogar noch besser! Ich mochte, wie die beiden klangen. Sie schienen richtig zu sein. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte, doch dasselbe Gefühl habe ich auch heute noch – ich spüre bis heute einfach die Richtigkeit eines Songs, wenn er funktioniert – Musik, Text, Herz, alles. Diese beiden Songs gehörten jedenfalls von da an zu meinen Lieblingsliedern, weshalb auch Stephen Foster sehr wichtig für mich wurde.

      Nur eine Mom, ein Kind und eine kleine Schallplatte. Mich verblüfft das bis heute noch. Tatsächlich habe ich darüber sinniert, ob meine Mom nicht eine Art Plan gehabt haben könnte. Vielleicht wusste sie ja, dass dieser Augenblick eine wichtige Rolle für mich spielen würde – durch mein ganzes Leben hindurch. Indem sie einfach nur sagte: „Diese Songs sind von Stephen Foster“, öffnete sie mir eine Tür.

      Wenn etwas einen so starken Eindruck auf dich macht, auch wenn du erst drei Jahre alt bist, dann willst du mehr davon. Und jedes Mal, wenn der Name Stephen Foster fiel, spitzte ich die Ohren: „Old Folks at Home“ (auch bekannt als „Swanee River“), „Old Black Joe“, „My Old Kentucky Home“ oder „Beautiful Dreamer“ – es gab so viele Songs von ihm. Über 200, wie ich später erfahren sollte.

      All diese Geschichten, die Bilder, die Art und Weise, wie die Songs erzählt wurden – das alles nahm ich mir sehr zu Herzen. Fosters Songs schienen historisch, Teil Amerikas zu sein. Es war wichtig für mich – auf dieselbe Weise, wie auch Mark Twain wichtig für mich wurde. All dies fühlte sich an, als wäre es das Fundament Amerikas, so wie die Mayflower oder die Art, wie in Indiana Mais angebaut wird. Dies waren Dinge, die mir als Kind nicht bewusst waren – ich wusste nur, dass sie mir wirklich sehr gut gefielen.

      Als schließlich die Zeit anbrach, mich selbst künstlerisch zu betätigen und zu entwickeln, wies mir Stephen Foster den Weg. Schaufelraddampfer und der Mississippi … Ich meine, hört euch nur „Proud Mary“ an, das könnte direkt von Stephen stammen! Und dann kam der Moment, in dem mir klar wurde, dass, wenn ich diesen Weg beschritt, es gut war. Wenn ich es richtig hinbekam, war der Nachhall immens – aber nicht immer unmittelbar und manchmal erst Jahrzehnte, nachdem ich zu einem Song inspiriert worden war. Ich begann aber, mir selbst Mut zuzusprechen, diese Richtung ausführlicher zu erkunden.

      Hättet ihr mir aber erzählt, als ich 15 war und vor Betrunkenen in Kaschemmen wie dem Monkey Inn auftrat, es werde mir irgendwie gelingen, Rock ’n’ Roll mit Stephen Foster zu kombinieren, hätte ich euch für verrückt erklärt. Die Leute hörten sich meine Song an und fragten: „Woher kommt das bloß alles?“ Mir fiel es aber schwer, das zu erklären. Schließlich war ich noch nie am Mississippi gewesen, als ich „Proud Mary“ schrieb, und ich war noch nicht in Louisiana gewesen, als ich „Born on the Bayou“ schrieb. Trotzdem kam mir das alles vertraut vor. Und das tut es immer noch. Erst vor ein paar Jahren habe ich herausgefunden, dass Stephen Foster, obwohl er all diese Lieder über den Süden schrieb, eigentlich aus Pittsburgh stammte! Soweit ich weiß, schrieb er „Swanee River“, lange bevor er jemals den Süden besuchte. Zwischen unser beider Leben gibt es aber noch andere Parallelen. So wurde etwa auch Stephen um seine Tantiemen betrogen. Und es hätte auch noch andere Überschneidungen geben können: Foster endete nämlich als Alkoholiker und starb verarmt im Alter von nur 37 Jahren. Ein ziemlich trauriges, aber auch recht typisches Schicksal. Und wenn nicht meine Frau Julie gewesen wäre, dann hätte es mir auch so ergehen können.

      Ich begann mit der Musik nicht, um Mädchen abzubekommen. Oder um berühmt zu werden. Oder reich. Diese Dinge wären mir gar nie in den Sinn gekommen. Ich begann mit der Musik wegen der Musik selbst. Ich liebte sie einfach. Für mich war (und ist) sie etwas Mystisches, etwas Magisches, und ich wollte Songs schreiben – gute Songs, großartige Songs, Songs, über die Stephen Foster nicht die Nase gerümpft hätte: „Proud Mary“, „Born on the Bayou“, „Have You Ever Seen the Rain“, „Lodi“, „Who’ll Stop the Rain“, „Green River“, „Fortunate Son“. Vermutlich kennt ihr ein paar davon. Wenn ihr mit dem letzten Song vertraut seid, dann verwundert es euch vielleicht, dass der Titel sogar für eine Biografie von George W. Bush entlehnt wurde! Anscheinend ist George W. ein Fan meines Songs „Centerfield“. Ich hörte jedenfalls, er habe ihn auf seinem iPod. Das brachte mich ins Grübeln: Hat er je irgendeinen meiner anderen Songs gehört – wie eben etwa „Fortunate Son“? Im Englischen trägt meine Autobiografie jedenfalls denselben Titel, doch wie passt er nun zu mir? Am besten lässt sich dies mithilfe einer Geschichte erklären, die mir erst unlängst – nämlich am amerikanischen Veteran’s Day – passiert ist.

      Ich trat in einer Fernsehsendung mit dem Titel A Salute to the Troops: In Performance at the White House auf. Als Gastgeber fungierten hierbei auf dem Südrasen des Weißen Hauses Präsident Obama und die First Lady. Kurz nach der Übertragung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde die Aufzeichnung via American Forces Network auch rund um den Globus ausgestrahlt. Ein Teil dieses Abends zu sein war mir eine große Ehre. Der Produzent der Veranstaltung war Ken Ehrlich, der auch die Grammy-Award-Show produziert. Schon Jahre zuvor hatten Ken und ich uns für einen anderen Event zu Ehren von Vietnam-Veteranen in Washington zusammengetan. Dieses Mal fanden Ken, Julie und ich, „Fortunate Son“ sei genau der richtige Song für den Anlass. Unter anderem ist es ein Anti-Kriegs-Song, weshalb sich auch Widerstand formierte: „Nein, nein, bloß nicht diesen Song!“

      Ich hatte großen Respekt: Wenn die Entscheidungsträger zu große Angst hätten und nicht wollten, dass ich den Song spielte, würde ich keinen Ärger machen. Ich war da, um für unsere Veteranen zu spielen, Männer und Frauen, die ich achte und denen ich mich ein wenig ähnlich fühlte. Wir haben jedenfalls schon seit Langem eine Beziehung zueinander, wenn man so will.

      Also waren alle ein wenig angespannt. Präsident Obama saß ganz vorn, und ich bin mir sicher, dass er sich fragte: „War es die richtige Entscheidung, zu alldem hier meinen Segen zu geben?“ Als ich ans Mikro ging, sagte ich: „Ich möchte nur loswerden, was für ein tolles Land das ist, in dem wir leben. Gott schütze die Männer und Frauen, die uns beschützen.“ Anschließend stiegen meine Band und ich in den Song ein. Ich spielte den Riff an, und alle Soldaten sprangen auf. Da stand ich nun und schrie den Text: „It ain’t me! It ain’t me!“ All die Veteranen sangen begeistert mit und amüsierten sich prächtig. Unter ihnen befand sich auch ein Viersternegeneral. Sogar der Präsident tanzte mit, was überhaupt das Coolste war.

      Ich beendete den Song und erntete eine überschwängliche Reaktion. Ich kehrte kurz ans Mikro zurück und sagte. „Und ja, ich bin ‚fortunate‘.“ Ich war tatsächlich ein Glückspilz. Über diese Ansage hatte ich mir bereits vor der Veranstaltung Gedanken gemacht, aber ich war mir bis zuletzt nicht sicher, ob ich sie tatsächlich bringen würde. Aber so sagte ich diese Worte und verließ die Bühne. Ich wollte damit ausdrücken: Das ist mein Song, und ich glaube an jedes einzeln Wort davon. Es sollte heißen: Seht mich an, mein Traum ist wahr geworden. Und außerdem wollte ich sagen: Was für ein tolles Land. Hier in Amerika, im Land der Freiheit, ist uns dies möglich. In Nordkorea ginge das nicht. In dieser Hinsicht bin ich tatsächlich ein Fortunate Son.

      Für dieses Buch hatten wir bereits ein anderes Vorwort parat. Es war ziemlich actionreich und einigermaßen reißerisch. Fast schon filmisch. Robert Johnson, Bob Dylan, dröhnende Gitarren und ein unüberschaubares Ensemble inklusive. Sogar Richard Nixon hätte darin einen kleinen Gastauftritt gehabt, wenn ich nicht irre. Aber wisst ihr was? Das hätte nicht zu mir gepasst. Ich bin nämlich kein schriller Typ – eher simpel und herzlich. Und so sollte auch dieses Buch sein. Meine Miss Julie hat mich darauf hingewiesen. Julie. Ihr werdet diesen Namen noch oft in diesem Buch lesen. Es ist mein Ernst, wenn ich behaupte, dass ich mein ganzes Leben darauf gewartet hatte, ihr zu begegnen. Jeder, der mich besser kennt, weiß, dass sie die Liebe meines Lebens ist. Julie wird später noch selbst zu Wort kommen, denn sie weiß alles über mich. Es ist etwas ganz Besonderes, jemanden zu haben, mit dem man so offen sein kann. Und wenn ihr dieses Buch erst einmal zu Ende gelesen habt, werdet ihr so wie sie wissen, dass ich keine Angst vor der Wahrheit habe. Julie ist einer der Hauptgründe dafür, dass ich dieses Buch geschrieben habe. Sie ist sich der emotionalen


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