Please Kill Me. Gillian McCain

Please Kill Me - Gillian McCain


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von so ’ner Instrumentalband aus Detroit namens The Ramrods begleitet wurde. Alle trugen denselben roten Blazer, sie hatten eine nagelneue Fender­Ausrüstung und machten choreografierte Tanzschritte auf der Rücklaufbahn der Dragster­Piste. Damals dachte ich, das wär das Coolste, was ich je gesehen habe.

      Fred Smith und ich gründeten kurz darauf eine super Gruppe, die wir mit den besten Musikern aus unseren beiden Bands besetzten. Später kam noch Rob Tyner dazu, ein Beatniktyp. Von ihm stammt auch der Name MC5. Rob fand, das würde sich anhören wie eine Seriennummer – es passte also hervorragend zum Leben zwischen Autofabriken.

      Immerhin kamen wir aus Detroit, und die MC5 hörten sich an, als wären sie auf dem Fließband entstanden. Und wir hatten diesen Jugendkriminellen­Look, diesen Automechaniker­Look. Wir hatten unser Haar zu einer Tolle zurückgekämmt und trugen hautenge Hosen.

      Kathy Asheton: Nach dem MC5­Konzert im Mother’s fuhr mich Fred Smith nachhause. Ich war damals mit einer Freundin unterwegs, die bei mir über­nachtete, also bat ich sie, schon mal ins Haus zu gehen, weil ich noch ein wenig mit Fred allein sein wollte.

      „Sag einfach, ich käme gleich.“

      Fred entpuppte sich als sagenhaft guter Küsser. Er war vermutlich der beste Küsser, den ich je hatte.

      Meine Brüder flippten natürlich aus, dass ich mit einem fremden Typen draußen rumstand. Meine Mutter hatte es auch mitbekommen und war außer sich. Ich war ja erst vierzehn. Aber als Fred mich an die Tür brachte, kam mein Bruder Ronny raus. Ronny hatte damals lange Haare und Fred ebenfalls, und sie verstanden sich auf Anhieb: „Ist schon in Ordnung.“

      Aber ich war völlig aus dem Häuschen. Ich war in Fred verschossen wie ein kleines Mädchen. Ich hatte definitiv ein Auge auf ihn geworfen.

      Ron Asheton: Nachdem Dave und ich aus England zurück waren, spielte ich in dieser Band, The Chosen Few, und als sich die Band nach der Highschool auflöste, spielte ich bei The Prime Movers, bei denen Iggy Drummer war.

      Aber ich wurde gefeuert. Später arbeitete ich dann als Roadie für sie, und manchmal durfte ich bei einigen Stücken auch schon mal mitspielen. Iggy ver­ließ die Band ziemlich bald. Er hatte entschieden, dass Sam Lay, der berühmte schwarze Bluesdrummer, sein Mentor werden sollte, und ging deshalb nach Chicago.

      Iggy Pop: Nachdem ich die Paul Butterfield Blues Band und John Lee Hooker und Muddy Waters und sogar Chuck Berry seine eigenen Stücke hatte spielen hören, konnte ich unmöglich zurück und die Musik dieser Briteninvasion hören, eine Band wie die Kinks zum Beispiel. Die Kinks waren wirklich groß­artig, keine Frage, aber wenn man jung ist und herauszufinden versucht, wo seine Eier sind, kam man leider sehr schnell zu der Feststellung, dass diese Jungs wie Mösen klangen.

      Ich habe versucht, aufs College zu gehen, aber das hat leider nicht funk­tioniert. Ich hatte Mike Bloomfield, den Gitarristen von Paul Butterfield, ken­nen gelernt, und der sagte mir: „Wenn du wirklich Musik machen willst, musst du nach Chicago gehen.“ Also bin ich mit neunzehn Cent in der Tasche nach Chicago gegangen.

      Ein paar Mädchen, die bei Discount Records arbeiteten, nahmen mich im Auto mit. Die haben mich dann bei einem Typen namens Bob Koester abge­setzt. Bob war Weißer und der Betreiber vom Jazz Record Mart. Ich pennte dort, und dann ging ich raus in die Gegend, in der Sam wohnte. Ich war der einzige Weiße dort. Das war irgendwie beängstigend, aber andererseits auch ein Reise ­abenteuer – all diese kleinen Schallplattenläden und Voodoo­Amulette und die Leute in ihren bunten Klamotten. Ich ging zu Sams Adresse, und seine Frau war sehr erstaunt, dass ich nach ihm suchte. Sie sagte: „Er ist leider nicht zuhause, aber möchten Sie vielleicht ein Brathähnchen?“

      So lernte ich Sam Lay kennen. Er spielte zusammen mit Jimmy Cotton, und ich beobachtete sie beim Spielen und versuchte, so viel wie möglich von ihnen zu lernen. Und hin und wieder durfte ich sogar mitspielen, ich hatte dann einen billigen Gig für fünf oder zehn Dollar. Einmal habe ich für Johnny Young gespielt – er war von einem weißen Kirchenchor angeheuert worden. Viel Gage verlangte ich nicht, also ließ er mich mitspielen.

      Das hat mir den totalen Kick gegeben. Es war total aufregend, in so unmit­telbarer Nähe von diesen Typen zu sein, die alle ein spezielles Auftreten, eine spezielle Sprache hatten. Was mir bei diesen schwarzen Jungs besonders auf­gefallen ist, war, dass ihnen ihre Musik einfach so aus den Fingern floss. Rich­tig kindhaft und charmant in ihrer Einfachheit. Einfach eine sehr natürliche Art, wie sie ihren Lebensstil zum Ausdruck brachten. Sie waren ständig betrun­ken und führten sich nicht wie die üblichen Sexprotze auf, sondern waren ein­fach nur Jungs, die keine Lust zum Arbeiten hatten, sondern lieber gute Musik machen wollten.

      Mir wurde schnell klar, dass mir diese Typen haushoch überlegen waren und dass das, was sie da machten, so vollkommen natürlich daherkam und dass es für mich völlig absurd gewesen wäre, wenn ich sie einfach nur kopiert hätte, so, wie es die meisten weißen Bluesbands taten.

      Und dann habe ich eines Abends meinen ersten Joint geraucht. Drogen wollte ich schon immer mal nehmen, aber das konnte ich leider nie, denn die einzige Droge, die ich kannte, war Marihuana, und ich litt unter schwerem Asthma. Davor habe ich mir nichts aus Drogen gemacht und war auch noch nie betrunken. Ich wollte einfach nur Musik machen und etwas in Bewegung set­zen, das war alles, worum es mir ging. Aber dieses Mädchen,Vivian, mit der ich in ihrem Auto nach Chicago gefahren bin, hatte mir ein wenig Grass gegeben. Also ging ich eines Abends zur Kläranlage unten beim Loop, wo der Fluss kom­plett industrialisiert war. Nichts als zubetonierte Ufer und Abwässer von den Marina Towers. Ich rauchte also diesen Joint, und dann durchfuhr es mich.

      Ich dachte mir, ich sollte einfach meinen eigenen einfachen Blues spielen. Ich konnte meine Erfahrungen auf der Grundlage dessen beschreiben, wie diese Jungs auch ihre Erfahrungen beschrieben …

      Und das tat ich dann auch. Ich eignete mir so einiges von ihrem Gesangs­stil und auch ihre Phrasierungen an, die ich entweder herausgehört oder falsch gehört oder aus Bluessongs verdreht mitbekommen hatte. So ist dann wahr­scheinlich „I Wanna Be Your Dog“ entstanden, was ich fälschlicherweise als „Baby Please Don’t Go“ herausgehört habe.

      Ron Asheton: Iggy rief mich aus Chicago an und meinte: „Hey, Jungs, habt ihr nicht Lust, hierherzukommen und mich abzuholen?“ Das war der Moment, als sich Iggy entschieden hatte: „Warum gründen wir nicht eine Band?“

      Iggy Pop: Als wir zum ersten Mal zusammen geprobt haben, war es tiefster Winter, und ich wohnte bei meinen Eltern, weil ich kein Geld hatte. Ich musste ungefähr eine achthundert Meter durch den Schnee bis zur Bushaltestelle gehen. Und dann musste ich nach einer vierzigminütigen Busfahrt noch mal zehn Minuten bis zum Haus der Ashetons laufen.

      Ron Asheton: Iggy lebte damals in einem Wohnwagen in der Carpenter Road, am Stadtrand von Ann Arbor. Wenn er zu uns kam, nahm er den Bus nach Ann Arbor. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass er von seiner Mutter Geld brauchte, weil er sich eine Orgel kaufen wollte. Seine Mutter gab ihm das Geld nur unter der Bedingung, dass er sich die Haare schneiden ließ: „Ich werde dir die Orgel nur kaufen, wenn du dir die Haare schneiden lässt.“

      Also bekam er diesen Raymond­Burr­Haarschnitt verpasst. Kennt ihr den Film, wo Raymond Burr zusammen mit Natalie Wood diesen geisteskranken Typen spielt? Er hatte diesen kurzen Mädchenpony, fast schon so eine Art Bürs­tenhaarschnitt. Jedenfalls bekam Iggy aus irgendeinem Grund diesen komi­schen Haarschnitt verpasst, und dann trug er diese weißen weiten Hosen, die beinahe wie ein Overall aussahen. In diesem Aufzug wurde er von der Polizei angehalten, weil die Bullen dachten, er wäre aus der Irrenanstalt ausgebrochen.

      Iggy Pop: Ich musste mir schon was einfallen lassen, damit Ronny oder Scotty mir die Tür aufmachten. Die beiden haben nämlich immer bis Nachmittags gepennt. Ich klingelte und klingelte und klingelte, und manchmal machten sie die Tür auf, manchmal aber auch nicht. Also musste ich den Gartenschlauch nehmen und gegen ihre Fenster spritzen oder Steine gegen die Fenster werfen oder irgendwas Blödes rufen oder Schneebälle werfen. Schließlich gelangte ich irgendwie ins Haus rein, und dann musste ich sie noch ein paarmal wecken. Sie waren ziemlich launische Zeitgenossen – ich spielte ein paar Schallplatten, damit sie in Stimmung kamen. Später


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