Please Kill Me. Gillian McCain

Please Kill Me - Gillian McCain


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wurden sogar langjährige Freundinnen. Diese Ann­Arbor­Girls wollten immer Bali­Hai­Wein trinken und wurden hinterher immer ganz grün im Gesicht, und dann musste ich für die kotzenden Mädchen den Sanitäter spielen. Ich habe immer die hoffnungslosen Fälle verarztet.

      Iggy hat den Mädchen sogar Acid gegeben, obwohl ich ihm immer gesagt habe: „Lass das, Mann, gib ihnen bloß kein Acid.“ Während Iggy am Bumsen war und seinen Spaß hatte, musste ich die zugedröhnten Mädchen auf ihrem Trip begleiten. Ich war immer der psychedelische Doktor.

      Einmal habe ich fünfzehn Stunden mit einem völlig ausgetickten Mädchen auf einer Treppe zugebracht, aber Iggy sagte nur: „Oh, fuck it.“ Dann verzog er sich wieder und hatte noch mehr Spaß.

      Ein anderes Mal ist eins der ausgetickten Mädchen spurlos verschwunden. Sie war total straight und kam einen Monat später wieder. Sie trug eine Hüft­hose aus Wildleder und ein rückenfreies Oberteil und hatte tonnenweise Haschisch dabei. Wir haben uns zusammen die Birne zugedröhnt, und sie bedankte sich, dass wir sie angetörnt hatten.

      Iggy Pop: Ich war wieder frei. Und konnte wieder auf die Straße gehen und mir meine Bettgenossinnen suchen, wie ich das immer tat. Ich bin in eine Ham­burger­Kette gegangen, wo die Kids nach der Schule immer rumhingen. Genau dort habe ich auch meine erste Stooges­Platte geschrieben. Ich habe einfach nur ihre sozialen Verhaltensmuster beobachtet und meine Beobachtungen in die Songs einfließen lassen. Ich bin also dort hingegangen und habe Betsy getrof­fen. So etwas wie sie hatte ich vorher noch nie gesehen. Sie war sehr süß. Das krasse Gegenteil von meiner Frau – sie war blond und hatte eine schneeweiße Haut. Sie war dreizehn und schaute mich total durchdringend an. Ich denke, man kann sich vorstellen, was als Nächstes passiert ist.

      Ron Asheton: Betsy war vierzehn. Ein süßes kleines Mädchen mit einem lusti­gen Gesicht. Iggy hat neben ihr zwar immer noch mit anderen Mädchen gebumst, aber er ist immer wieder zu Betsy zurückgekehrt. Ich habe ihm immer gesagt: „Verdammt noch mal, Iggy, sie ist schon zwei Tage hier, und sie ist erst vierzehn!“

      Und dann hat mir Iggy Betsys beste Freundin Danielle vorgestellt. Ich habe Iggy gefragt: „Ja und was soll ich jetzt machen? Soll ich etwa eine Vierzehnjäh­rige vögeln?“ Also habe ich zugesehen, dass ich sie ganz schnell wieder loswurde, weil ich keinen Stress haben wollte, obwohl Iggy wegen Betsy nie Scherereien bekommen hatte. Er hat sogar ihre Eltern kennen gelernt. Ich denke, die waren sehr liberal.

      John Cale: Ich bin mit Danny Fields nach Detroit gefahren, um mir das MC5­Konzert anzuhören. Als Vorgruppe spielten die Stooges, und ich habe mich auf der Stelle in sie verliebt.

      Ron Asheton: Ich war bereits ein paarmal vorher mit Iggy in New York gewe­sen, bevor wir bei Elektra unseren Vertrag unterzeichneten und dort unser erstes Album aufgenommen haben. Als wir das erste Mal nach New York gingen, hat Iggy zum ersten Mal STP ausprobiert. Er wusste natürlich nicht, dass der Trip drei Tage dauern würde, und dreimal darf man raten, wer auf ihn aufpassen musste. Ich natürlich.

      Ich habe ihm ein Seil um die Hüfte gebunden und ihn damit durch die Stadt geführt. Iggy sagte andauernd: „Donnerwetter, ich kann durch die Häuser hin­durchschauen.“ Er musste ständig aufstehen und irgendwelche Sachen machen, und ich sagte ihm: „O Mann, ich bin müde.“ Wenn ich schlafen wollte, habe ich mir das Seil, das um Iggys Hüfte geschlungen war, um mein Handgelenk gebun­den, doch ich wurde natürlich jedes Mal wach, wenn er sich bewegt hat.

      Das war unser erster Trip nach New York. Als wir bei Elektra aufkreuzten, um unsere Platte aufzunehmen, fragte mich Jac Holzman, ob wir wirklich genü­gend Material für ein ganzes Album hätten. „Aber klar doch“, antworteten wir. In Wirklichkeit hatten wir nur drei Songs. Also bin ich ins Hotel zurückgegan­gen und war eine Stunde später mit den Riffs für „Little Doll“,„Not Right“ und „Real Cool Time“ wieder da.

      Iggy Pop: Obwohl ich ein großer Fan von Velvet Underground war, war ich nicht sonderlich begeistert, dass John Cale unser erstes Album produzieren sollte, weil es mich nicht begeisterte, überhaupt von irgendjemandem produ­ziert zu werden. Ich fand das genauso wenig begeisternd, wie von jemandem, den du nicht kennst, irgendwo anders berührt zu werden, hahaha.

      Es ist sehr persönlich, aber als ich erfahren habe, dass John Cale unser Album produzieren wird, habe ich gedacht, dass das schon in Ordnung sei und dass ich damit leben könne. Offensichtlich ist er ein sensibler, intelligenter und cooler Typ. Einer, mit dem ich einen Dialog führen kann – und nicht mit sei­nem Schwanz. Ich fand allerdings den Gedanken aufregend, ihn dazu zu bewe­gen, bei irgendetwas mitzuspielen.

      Ron Asheton: Wir waren vorher noch nie in einem Aufnahmestudio. Wir haben unsere Marshall­Verstärkerboxen aufgebaut und voll auf die Zehn gedreht. Dann haben wir angefangen zu spielen, aber John Cale sagte nur:„Halt, stopp, so geht das nicht …“

      Wir erwiderten: „Das muss aber gehen. Wir spielen nun mal immer so laut.“ Also versuchte Cale uns andauernd zu predigen, was wir zu tun hätten, und wir bornierten Schnösel, die wir nun mal waren, traten in den Sitzstreik. Wir haben unsere Instrumente beiseite gestellt, sind in eine der Aufnahme­kabinen gegangen und haben erst mal einen Joint geraucht.

      Cale versuchte weiter auf uns einzureden. Er hat versucht, uns über Auf­nahmetechniken aufzuklären. „Mit diesen riesigen Verstärkern bekommt ihr nie den richtigen Sound hin, das funktioniert einfach nicht.“

      Aber wir wussten es damals einfach nicht besser. Wir konnten nur bei vol­ler Lautstärke spielen. Außerdem hatten wir nicht genügend Erfahrung mit unseren Instrumenten. Zu mehr als Power­Akkorden reichte es nicht. Wir haben im Grande für Blue Cheer als Vorgruppe gespielt, und die hatten drei Marshall­Verstärker übereinander. Die waren so laut, dass einem fast die Ohren wegflogen, aber wir fanden das geil. Wow, drei Verstärker übereinander, Mann. Das war die einzige Möglichkeit, Musik zu machen, die uns geläufig war.

      Also schlossen wir einen Kompromiss: „Okay, wir stellen den Verstärker auf neun.“ Cale sagte schließlich: „Fuck it“, und gab sich geschlagen.

      Iggy Pop: Als wir mit den Aufnahmen anfingen, saßen Nico und John Cale in einer Kabine und sahen aus wie die Addams Family – Cale trug einen Dracula­Umhang mit einem riesengroßen Kragen. Er sah aus wie Z­Man in Russ Meyers Film Im tiefen Tal der Superhexen und hatte einen ziemlich komischen Haar­schnitt. Und Nico strickte in einer Tour. Während der gesamten Aufnahme des Albums saß sie da und strickte irgendwas. Vielleicht einen Pullover.

      Ron Asheton: Nachdem das Album erschienen war, hat Danny uns in die Fac­tory mitgenommen, damit wir Andy Warhol kennen lernen. Die Factory war mit Alufolie dekoriert und machte einen ziemlich schmuddeligen Eindruck. Wir kamen aus dem Mittleren Westen, und für uns war das alles irgendwie zu durchgeknallt – all diese New­Yorker Speedfreaks und Schwuchteln. Ich habe nicht einmal mit Andy geredet. Scotty, Dave und ich waren so verstört, dass wir einfach nur blöd auf dem Sofa rumgesessen haben. Weil das für unseren Geschmack alles viel zu gruftig war, haben wir uns nach einer halben Stunde wieder verpisst.

      Am nächsten Abend sind wir in Steve Pauls Club The Scene gegangen, um Terry Reid zu hören. Dort tauchte auch Jimi Hendrix auf und improvisierte mit ihm. Anschließend haben Iggy und ich ein Bier mit Hendrix getrunken. Iggy ist mit Nico in der Gegend rumgelaufen, und ich saß einfach nur da und musste kichern, weil sie Iggy herumkommandierte, als wäre er ihr Söhnchen. Sie war so groß und er so klein – sie benahmen sich wie zwei Turteltauben. Sie ließ ihn nicht aus den Augen.

      Danny Fields: Irgendwie hatte man erwartet, dass sich Nico in jemanden wie Iggy verlieben würde. Er hatte nämlich alles, was sie an einem Typen gut fand: Er war verletzlich, brillant, zerbrechlich, aber hart wie Stahl, wahnsinnig und verrückt.

      Von daher war es keine Überraschung. Denn Nico verliebte sich in jeden, der brillant, wahnsinnig oder ein Junkie war. Ich möchte jetzt nicht zynisch erscheinen, aber wenn ich gewusst hätte, was für eine große Geschichte daraus werden sollte, hätte ich immer ein Tonbandgerät dabeigehabt, aber damals haben alle nur gesagt: „Schau an, schau an, Nico hat sich schon wieder in einen Poeten verliebt.“

      Iggy Pop: Ich habe viel mit Nico rumgevögelt. Praktisch den lieben langen


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