Please Kill Me. Gillian McCain

Please Kill Me - Gillian McCain


Скачать книгу
faszinierend.“

      Und Jac Holzman antwortete: „Was willst du mir damit sagen?“

      „Ich denke, wir sollten beide Gruppen unter Vertrag nehmen.“

      „Dann sieh zu, ob du die große Gruppe für zwanzig und die kleine für fünf Riesen unter Vertrag nehmen kannst.“

      Ich legte meine Hand auf die Sprechmuschel und fragte John Sinclair: „Wärt ihr mit zwanzig Riesen einverstanden?“

      Sinclair wurde weiß wie eine Wand und musste sich erst einmal setzen. Und dann fragte ich Jim Silver: „Wärt ihr mit fünftausend einverstanden?“

      Die beiden brauchten erst mal einen Stuhl, damit sie sich setzen konnten und wieder zu sich kamen. Das war der Deal, und beide Gruppen waren unter Vertrag.

      KAPITEL 4: YOUR PRETTY FACE IS GOING TO HELL

      Kathy Asheton: Ungefähr einen Monat, nachdem die Stooges und MC5 ihren Vertrag mit Elektra unterschrieben hatten, heiratete Iggy. Ich kann mich des­halb so gut an den Tag seiner Hochzeit erinnern, weil es der Tag war, an dem Iggy und ich unsere Liebesbeziehung begannen.

      Ich habe nie irgendwelche Röcke oder Kleider getragen, weil ich das nie ausstehen konnte, aber am Tag seiner Hochzeit beschloss ich, mein hautenges und kurzes Spaghettiträgerkleid anzuziehen. Das war das erste Mal, dass irgend­jemand meine Beine sah. Und ich denke, Iggy war mir gegenüber wesentlich aufmerksamer, als ein Mann es am Tag seiner Hochzeit sein sollte. Er warf ein „TV­Auge“ auf mich …

      „TV­Auge“ war meine Wortschöpfung. Es bedeutete „Titten­Vibrations­Auge“. Das war Mädchenkram. Meine Freundinnen und ich hatten einen Sprachcode entwickelt. Für uns war das eine Möglichkeit, miteinander zu kom­munizieren, wenn wir glaubten, ein Typ hätte ein Auge auf uns geworfen. Und wenn das bei uns der Fall war, sagten wir natürlich: „Er hat ein TV­Auge auf dich geworfen.“

      Iggy hatte uns dabei zugehört und fand es ziemlich witzig. Er schrieb des­halb auch den Song „TV Eye.“

      Scott Asheton: Ich habe mir ständig den Kopf darüber zerbrochen, wie Iggy es immer wieder geschafft hat, sich all diese Mädchen zu angeln. Manchmal haben sie einfach nur dagesessen und ihn dabei beobachtet, wie er seine Popel frisst. Ich behaupte das nicht einfach nur, dass Iggy herumsaß und seine Popel gefres­sen hat, er machte es wirklich. Er konnte sogar noch schweinischere Sachen machen als das. Einmal habe ich miterlebt, wie er sich seine fünf Freundinnen geschnappt hat, nachhause gegangen ist und all diese Mädchen um sich hatte – „O Iggy, o Iggy …“. Ich kam ungefähr eine Viertelstunde später nachhause, und er saß auf dem Fußboden und ließ eine Schallplatte laufen. Die Mädels saßen in einem Halbkreis um ihn herum und glotzten und himmelten ihn nur so an. Plötzlich schnäuzte er sich in die Hand und führte seine Hand direkt an den Mund. Und ich schwöre, dass sie ihn weiterhin angehimmelt haben und so taten, als hätten sie nichts gesehen.

      Ron Asheton: Wir haben Iggys Frau nur das „Kartoffelmädchen“ genannt. Sie war eigentlich ganz hübsch, aber ihr Gesicht sah aus wie eine niedliche Kartof­fel. Ich habe Iggy davor gewarnt, diese Frau zu heiraten, aber die Hochzeit hat ziemlichen Spaß gemacht.

      Ich trug meine Kampfpilotenjacke der Luftwaffe und ein weißes Hemd mit einem Nazi­Ritterkreuz mit Eichenblättern und Schwertern. An meinem Revers trug ich mein Eisernes Kreuz erster Klasse, Ordensbänder, das Eiserne Kreuz zweiter Klasse der Rotfront und meine Reitstiefel und Reithosen.

      Ich war der Trauzeuge. Unser Manager, Jimmy Silver, ein Jude, war der Pfarrer. Iggys Frau war ebenfalls Jüdin. Ihrem Vater gehörte eine Diskonterkette, die man mit dem Kmart in Ohio und Michigan vergleichen könnte. Ihre Eltern weigerten sich, die Hochzeit anzuerkennen, und von ihrer Familie ließ sich denn auch niemand blicken.

      Es waren nur die MC5, unser Manager Jimmy Silver, John Sinclair, Danny Fields und all unsere Freunde dabei. Weil wir uns makrobiotisch ernährt haben, hatten wir einen Buchweizenauflauf gemacht, was die MC5 gar nicht lustig fan­den: „Wo ist das Futter? Wo sind die Hotdogs? Wo sind die Hamburger?“

      Darüber haben sich die MC5 fürchterlich aufgeregt und nichts gegessen, aber sich stattdessen zünftig betrunken. Es war lustig. Sogar die Bullen waren da und meinten: „Hey, Jungs, ihr habt die Sears­Roebuck­Flagge gehisst – das verstößt gegen das Gesetz.“ Sie sagten, es wäre gesetzwidrig, irgendeine andere Flagge als die amerikanische zu hissen. Also hisste ich die Schweizer Fahne. Sie meinten, dass ich die auch nicht hissen dürfte, doch ich erwiderte:„Okay, wenn ihr mich einbuchten wollt, werdet ihr euer blaues Wunder erleben“ – und dann habe ich die Hakenkreuzfahne gehisst.

      Bill Cheatham: Dave Alexander und ich haben uns vor der Hochzeit neue Ten­nisschuhe gekauft. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, was Dave sagte, als wir an der Kasse standen: „Ich wette, dass diese Schuhe wesentlich länger halten als Iggys Ehe.“

      Iggy Pop: Die Jungs von der Band saßen auf der vorderen Veranda und haben Bier getrunken und Münzen geworfen und untereinander Wetten abgeschlos­sen, wie lange meine Ehe halten würde. Ziemlich lautstark sogar:„Hey, ich wette

      fünf zu vier, dass sie nicht länger als zwei Monate hält.“

      „Nein, nur einen Tag. Ich kenne Pop.“

      Danny Fields fragte mich, was bloß in mich gefahren sei. „Denk an dein Image.“ Jimmy Silver, mein Zen­Manager in Sachen Makrobiotik, erwiderte, dass es mir auf Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit ankomme, aber Danny Fields glotzte ihn nur an:„Scheiß auf die Wirklichkeit! Wen kümmert schon die Wirklichkeit?“

      Ron Asheton: Das Kartoffelmädchen ist dann bei uns eingezogen und hat für Iggys Zimmer all diese hübschen Rattanmöbel mitgebracht. Sie hatten ihren eigenen kleinen Kühlschrank, der mit einem Vorhängeschloss versehen war, und jedes Mal, wenn sie nicht zuhause waren, sind Scotty, David und ich nach oben geschlichen, haben ihren Kühlschrank aufgebrochen und ihnen alles weg­gefressen.

      Iggys Frau hatte Geld und hat dafür all diesen guten Käse und das ganze Zeug eingekauft. Und wir hatten nur Reis und Bohnen. Dann wollte Iggy lieber mehr Zeit mit uns verbringen statt mit ihr, und sie konnte uns nicht so akzep­tieren, wie wir waren.

      Iggy Pop: Ihr war es besonders wichtig, dass sie nachts schlafen konnte. Ich wollte aber immer dann schlafen, wenn mir danach war. Mir war es wichtig, dass ich zu jeder Zeit Gitarre spielen konnte. Eines Nachts hatte ich eine Idee für einen Song – einfach so, mitten in der Nacht –, aber blöderweise lag da diese Frau in meinem Bett. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Das geht einfach nicht. Entweder das eine oder das andere – sie oder meine Karriere.

      Man muss bedenken: Ich liebte sie über alles. Aber dann habe ich meine beste Melodie überhaupt komponiert – „Down On The Street“. Ich habe mich mit meinem Verstärker in einen Kleiderschrank verzogen und sehr gedämpft und leise Gitarre gespielt – ein wahres Gestampfe, sehr rituell. Es klang sehr schön – gedämpft, aber intensiv. Aber dann wollte ich die nächste Idee für einen anderen Song umsetzen und dachte: „O Scheiße, ich muss ja leise sein.“ Doch dann sagte ich mir: „Nein, Mann, du musst überhaupt nicht leise sein!“

      Also bin ich aus dem Schrank rausgekrochen, und als Nächstes kam dann dieser ohrenbetäubend laute Part – ein donnernder, krachender Akkord. Sie stand natürlich senkrecht im Bett. Aber das war schon okay – ich hatte mei­nen Song zusammen. Das war ein lustiger Moment – ein Neuanfang! Ich musste ihr schließlich sagen, dass sie verschwinden sollte.

      Ron Asheton: Sie ist nach einem Monat wieder gegangen. Ich hatte prophezeit, dass die Ehe einen Monat halten würde, und sie hielt einen Monat! Ich hatte die Wette gewonnen.

      Als die Scheidungsurkunde geschickt wurde, haben wir sie an die Wand gehängt. Es klang alles so lustig. Es war ein dickes Dokument, in dem stand, dass die Ehe nicht vollzogen worden wäre, weil Iggy schwul sei. Das hing ewig bei uns an der Wand.

      Iggy wurde langsam wieder normal. Nach einem Gig brachte er Mädchen mit nachhause, nahm sie mit nach oben auf sein Zimmer, und es dauerte nie lange, bis die Mädchen heulend die


Скачать книгу