Peter Gabriel - Die exklusive Biografie. Daryl Easlea

Peter Gabriel - Die exklusive Biografie - Daryl  Easlea


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und Gabriel hatten ihn bereits seit seiner Zeit bei den Manish Boys auf dem Radar. Mittlerweile war er der Frontmann von The Hype, einer vierköpfigen Band, bei der Mick Ronson Gitarre und Tony Visconti Bass spielten. Es war einer ihrer ersten Auftritte überhaupt.

      „Wir hatten nichts mit Bowie zu tun“, erinnert sich Phillips. „Die Bühne war sehr klein. Es war auch nicht sehr atmosphärisch. Ich weiß noch, dass David Bowie und Tony Visconti Raumanzüge trugen, aber alles war sehr gestresst, es war nicht viel Zeit.“

      Gabriel und Bowie würden die nächsten beiden Jahre um Gigs in Großbritannien konkurrieren, wobei beide ihre Grenzen in puncto Bühnenpräsenz und Präsentation stets weiter pushen würden.

      Mike Pinder von The Moody Blues zeigte auch Interesse an der Gruppe, nachdem er sie Anfang 1970 für seine neue Firma Threshold Records beobachtet hatte. Laut Banks habe er sie sogar aufgenommen. Banks spielte eine falsche Note am Ende von „Looking For Someone“. Pinder sah kein Problem darin. Banks aber schon. Und schon war Pinder aus dem Rennen. „Sie nahmen einen ganzen Abend mit Pinder auf und er bezahlte auch“, erinnert sich Macphail. „Tony konnte sich nicht wirklich für ihn erwärmen. Das ist deshalb witzig, weil ohne Mike Pinder nie das Mellotron dazugekommen wäre. Und Tony vollbrachte später tolle Dinge darauf.“

      Nach einem Support-Gig mit Rare Bird kamen die Dinge für Genesis wirklich ins Rollen. Von allen Gruppen, mit denen sie bereits gespielt hatten, schaffte es nur Rare Bird, Rutherford und Banks zu deprimieren, weil sie so gut waren. Die Band aus London um Steve Gould und David Kaffinetti spielte einen bahnbrechenden, idyllischen, bluesigen Progressive Rock. Durch ihren Keyboarder Graham Field und ihren Produzenten John Anthony kamen Genesis in Kontakt mit dem Besitzer von Charisma Records, Tony Stratton-Smith, der sich mit ihnen in London treffen wollte.

      Genesis hatten durch den Veranstalter Bicknell die Möglichkeit bekommen, ab dem 3. März 1970 jeden Dienstag sechs Wochen lang über Ronnie Scotts sagenumwobenen Londoner Jazz-Club in Soho auftreten zu dürfen. Es hörte sich besser an, als es war, da nicht oft mehr als eine Handvoll Leute im Publikum waren. Allerdings sollte sich ihr Gastspiel als Wendepunkt in ihrer Karriere erweisen.

      Anthony erzählte Armando Gallo im Jahr 1977: „Es war, als würde man fünf sehr jungen Männern zuschauen, die auf gewisse Wiese zeitlos wirkten. Wenn man sie einzeln betrachtete, schienen sie so ziemlich jeden Fimmel auf der Welt zu haben. Als ob sie sehr zu kämpfen hätten. Aber als Einheit waren sie größer als die Summe ihrer Einzelteile. Ich war ziemlich erstaunt.“

      Anthony drängte Stratton-Smith, ein Konzert der Band zu besuchen – und im März 1970 traf die Band schließlich den Mann, der ihr Leben verändern sollte. Stratton-Smith war hin und weg.

      „Sie waren so unglaublich gut“, sagte er 1977. „Sie waren anders. Sie hatten ihre eigene Sprache und ein eigenes Feeling. Man merkte, dass sie die Fähigkeit besaßen, dreidimensional zu sein.“ Die Leiterin des Büros von Charisma erinnert sich noch gut: „Graham, der Keyboarder von Rare Bird, gab uns eine Kassette von Genesis, die irgendwo vor ihnen aufgetreten waren, und sagte, dass wir sie uns mal anhören sollten. Sie standen zu fünft auf der Bühne. Davor standen ebenfalls fünf Leute: ich, mein Bruder Glen, Stratton-Smith, John Anthony und wahrscheinlich mein erster Mann Fred Munt. Sie waren total originell. Peter stand nicht nur vorne auf der Bühne, sondern trat auch eine Bass-Drum und spielte Flöte. Die Texte waren unglaublich, die Melodien sehr schön. Wir waren alle beeindruckt.“ Innerhalb von zwei Wochen unterzeichneten Genesis bei Tony Stratton-Smiths aufkeimendem Label Charisma Records.

      Die Nähe von Ronnie Scotts Club zu Stratton-Smiths Büro in Soho bietet Platz für allerlei Spekulationen, die sich nahtlos in eine Reihe mit zahlreichen anderen theoretischen Fragen einfügen: Was wäre, wenn Richard Macphail 1966 Charterhouse nicht verlassen hätte? Was wäre, wenn Jonathan King nicht auf Besuch gekommen wäre? Was wäre, wenn Christmas Cottage nicht zur Verfügung gestanden hätte? „Wenn der Club sich nicht ganz in der Nähe des Büros befunden hätte, wäre es wahrscheinlich nie passiert“, lacht Macphail. „John Anthony sah die Band und schleppte anschließend Strat auf ein Konzert. John sagte ihm, dass er diese Band sehen müsse. Er ließ sich überreden und so kam alles zustande.“

      „Strat mochte die Band und dachte, sie würde gut zu sein Label passen“, sagt Banks. „Wir erhielten ein Honorar von 10 Pfund pro Woche, das uns zwar von unseren zukünftigen Einnahmen abgezogen wurde, aber wir konnten mit ihnen machen, was wir wollten. Das war fantastisch.“

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      „Er ist ein bemerkenswerter Sänger, der über eine große stimmliche Bandbreite verfügt – von unerwarteten Soul-Kieksern über abgehackte, präzise Phrasierung und gequälte Heuler bis hin zu grotesken, rollenden Akzenten, die er mit theatralischer Schärfe einsetzt.“

      – Aus dem Tourprogramm von Genesis, 1972

      Das Jahr 1970 sollte sich als Schlüsseljahr für Genesis entpuppen. Die Band sollte bei einem fähigen Label unterschreiben, anfangen, Konzerte vor einem wertschätzenden Publikum zu spielen, und Peter Gabriel würde weiterhin an seinem Image, das legendär sein würde, feilen. Genesis würden ihre – für viele – definitive Besetzung finden und vor allem ein Album veröffentlichen, das ihre neue Ausrichtung auf den Punkt bringen würde. Allerdings sollte es sich auch als zu anstrengend für Gitarrist Anthony Phillips erweisen, der sich letztlich von der Band verabschieden würde.

      Mit Tony Stratton-Smith hatte die Band einen loyalen Unterstützer gefunden, der gewillt war, der Band die Zeit zu geben, die sie bräuchte, um ihren eigenen Ansprüchen gemäß wachsen zu können. Als Boss ihres Labels spornte er die Band nicht nur an, sondern er hatte auch viel Verständnis für sie. Außerdem wurde er auch de facto ihr Manager.

      „Strat“, wie er liebevoll genannt wurde, war einer der eigenwilligsten Charaktere der Popmusik, und es gibt zahllose Anekdoten über ihn. Er wurde 1933 in Birmingham geboren und begann seine Karriere als Journalist, als er bei der Zeitung The Daily Sketch zum jüngsten Sportredakteur auf der Fleet Street avancierte. Während der Fußball-WM 1962 in Chile traf er zufällig auf den brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim, was sein Interesse am Musikverlagswesen weckte. Ab den späten Sechzigern war er schließlich als Bandmanager tätig. Stratton-Smith war ein Universalgenie, ein Alleskönner. Er hatte z. B. auch ein Buch über Mutter Maria Skobzowa geschrieben, die – für ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg bei der französischen Resistance – im KZ Ravensbrück ermordet wurde. Der passionierte Fan von Pferderennen saß mit Vorliebe im Pub The Ship oder im Club Le Chasse in der Nähe des Marquee in der Wardour Street in Soho. Er nahm eine Reihe von Acts, die sowohl den Mainstream als auch den Underground belieferten, unter seine Fittiche. Darunter waren etwa The Nice, The Creation, The Koobas oder die BonzoDog Doo-Dah Band. Seine Stellvertreterin war Gail Colson, die er kennengelernt hatte, als er als Manager von The Creation tätig gewesen war. Colson arbeitete damals für Shel Talmy und überredete diesen, Stratton-Smith ein Büro zur Verfügung zu stellen, von dem aus er sein junges Label betreiben konnte. Sie wurde Stratton-Smiths persönliche Assistentin und managte später Charisma, das Label, das er gründen würde.

      Colson sollte eine Schlüsselrolle in der Geschichte von Genesis und Peter Gabriel einnehmen. Der ehemalige Journalist des Melody Maker Chris Charlesworth beschreibt sie so: „Gail war genau die Richtige für Strat. Sie war effizient genug, um seine Ungestümheit unter Kontrolle zu bringen. Sie war tüchtig, die Herzensgüte in Person sowie absolut bodenständig und sachlich. Als sie sich mit Strat zusammentat, wurde sie zu einer Art Consigliere, seine Beraterin. Sie war für die Finanzen und alles andere, das getan werden musste, zuständig. Strat schwebte über den Dingen. Wenn Gail nicht gewesen wäre, wer weiß, was mit der verdammten Firma passiert wäre. Sie war wild entschlossen und haute auch mal auf den Tisch. Gleichzeitig war sie auch unglaublich charmant.“

      „Charisma entstand aus der Frustration darüber, wie The Nice und die Bonzo Dog Doo-Dah Band von Immediate und von United Artists in den USA behandelt wurden“, sagt Colson. „TSS – Tony Stratton-Smith – und ich dachten, dass wir es besser als beide machen könnten. Wir saßen entweder im La Chasse oder im The Ship, um zu trinken


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