Bon - Der letzte Highway. Jesse Fink

Bon - Der letzte Highway - Jesse Fink


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Fenster. Pool-Tische, Tischfußball, Bartresen, ’ne gut bestückte Jukebox. Drinnen schien es stets finster zu sein und die Klimaanlage funktionierte tadellos. Ich war allein. Außer mir befanden sich nur noch ein paar andere Leute in der Bar, als mitten am Nachmittag diese drei Typen aufkreuzten. So wie die sprachen, war mir sofort klar, dass die nicht aus Texas und Umgebung stammen konnten. Sie alberten herum, lachten und schienen ganz coole Jungs zu sein. Sie fielen jedenfalls auf. Als sie ihre Drinks orderten, johlte ich dem Barkeeper zu, dass er ihre Getränke auf meinen Deckel schreiben sollte. Immerhin verfügte ich wegen der Schule über die Kreditkarte meines Dads. Sie bedankten sich und sagten, dass sie gerade in der Stadt angekommen wären. Sie erzählten mir, dass sie aus Australien kämen, in einer Rock-’n’-Roll-Band spielten und am nächsten Abend als Vorband im Armadillo World Headquarters auftreten würden. Das waren Malcolm und Angus Young plus einem weiteren Typen, vielleicht ihrem Drummer Phil. Eines führte zum anderen und so landeten wir schließlich in ihrem Hotelzimmer. Ich hatte ein bisschen Gras dabei und wir benebelten uns damit.“

      Angus trank Alkohol und rauchte Pot?

      „Ja, ich bin mir sicher, dass sie alle ein Bier oder einen Drink bestellten. Ich würde mich erinnern, wenn einer von ihnen das nicht getan hätte. Trinken war völlig normal, wir alle benebelten uns, keine große Sache. Angus kiffte mehr, als er trank, wenn ich mich richtig erinnere. Er rauchte gerne vor den Shows. Als Nächstes erinnere mich, wie wir im Hotelzimmer herumhingen. Es war Bons Zimmer. Dort traf ich ihn auch zum ersten Mal. Er sah für die damalige Zeit ganz normal aus – abgesehen von seinen vielen Tätowierungen. Ich fragte sie, wie sie auf den Namen AC/DC gekommen waren. Ich erklärte Malcolm, dass wir den Begriff bei uns als Bezeichnung für Leute gebrauchten, die an beiden Ufern zu Hause waren, und mir nicht sicher wäre, wie die Leute darauf reagieren würden. Sie taten dies mit einem Lachen ab. Außerdem mussten sie mir erklären, was mit ‚The Jack‘ gemeint war. Ich blieb ziemlich lange dort und versuchte, sie zu überreden, mich vor der Show am nächsten Abend zum Pedernales River zu begleiten. Der lag etwas außerhalb der Stadt. Ich wollte nur ein bisschen mit Texas angeben und ein wenig länger mit diesen Jungs abhängen. Sie waren wirklich ganz anders. Alle verstanden sich gut und unterhielten sich großartig. Man konnte eine echte Freundschaft zwischen ihnen spüren. Leider konnten sie nicht mitkommen, weil sie für irgendetwas eingeteilt waren oder keine Lust hatten. Bon aber sagte zu den anderen, dass er mich gerne begleiten würde. Ich versprach, ihn rechtzeitig und wann immer sie wollten wieder abzuliefern.“

      Pedernales River lag knapp eineinhalb Stunden außerhalb der Stadt.

      * * *

      Das Armadillo World Headquarters, ein Refugium für texanische Hippies mit einer Vorliebe für Rock, hatte seine Blütezeit in den frühen Siebzigern erlebt, als Willie Nelson, Waylon Jennings, Freddie King, Van Morrison, Grateful Dead, Roy Orbison und das Sir Douglas Quintet mit Augie Meyers und Doug Sahm hier auftraten – um nur ein paar der vielen Hundert Acts zu nennen. Doch inzwischen durchschritt die Location eine Talsohle. Die finanziellen Sorgen waren beachtlich. Tatsächlich stand sogar der Bankrott im Raum, weshalb das Armadillo World Headquarters auch für andere Zwecke als nur als Live-Venue genutzt wurde. Jeder Dollar war willkommen. Man bewarb die Bude als „Konzertsaal, Spielhalle, Biergarten, T-Shirt-Laden“ und verwies auf seine kulinarischen Vorzüge: „The Armadillo Kitchen: Home of the World Famous Nachos, Giant Cookies und Armadillo Daily Bread.“

      Der Headliner, für den AC/DC den Abend eröffnen sollten, war die kanadische Formation Moxy, eine von Joe Anthony geförderte Band, die sich als Vorgruppe von Nazareth, Styx, Santana, Ritchie Blackmore und Leslie West einen Namen gemacht hatte. In Texas waren sie eine große Nummer, immerhin wurden ihre Songs 1976 auf KMAC/KISS vom Publikum am häufigsten gewünscht. „Als sie in Texas auftraten“, so das amerikanische Musikmagazin Circus, „brachen sie Publikumsrekorde, die bis dahin von Schwergewichten wie Rush, Thin Lizzy und Foreigner gehalten wurden.“

      Das Publikum war also gekommen, um Moxy zu sehen – und nicht etwa AC/DC. Anthony war aus dem 80 Meilen entfernten San Antonio angereist, während ein bekiffter 18 Jahre alter Moxy-Fan namens Wade Smith mit seinen Freunden Alan Juergens, Bill Martin und Bubba Greensage aus Rockdale nach Austin gekommen war. Nach Hause fahren sollte sie Roy Allen, dessen älterer Bruder Waylon Wades bester Freund war. Doch im Armadillo World Headquarters angekommen fehlte jede Spur von Roy. Stattdessen kam Wade im Biergarten mit seinem Idol Buzz Shearman, dem Sänger von Moxy, ins Gespräch, der dort gerade darauf wartete, dass die australische Vorgruppe zu spielen begann.

      „Da stand ich nun, ganz hin und weg, und starrte den Leadsänger von Moxy an“, erzählt Wade. „Dann kam aus meinem Mund so ziemlich das Schlimmste, was man zum Frontmann einer Hardrock-Band sagen kann. Ich fragte ihn, wer denn heute seine Begleitband wäre.“

      Die Frage löste eisiges Schweigen aus und Wade erwartete, dass Buzz sich aus dem Staub machen würde.

      „Sie heißen AC/DC. Heute spielen wir unseren ersten Gig mit ihnen auf dieser Tour. Ich weiß nicht viel über sie.“

      „Was spielen sie so?“

      „Das weiß ich gar nicht. Ich habe gehört, dass sie ganz gut sein sollen, aber ein bisschen punkig sind.“

      „Oh nein, nicht Punk.“

      Earl Johnson, Moxys Gitarrist, hatte AC/DC bei ihrem Soundcheck beobachtet.

      „Ich schwöre, dass es dort an diesem Abend an die vierzig Grad heiß war. Ein regelrechter Backofen. Wir kippten eimerweise Wasser über die Leute ganz vorne vor der Bühne. Es war so heiß, dass einem das Salz vom Schweiß in den Augen brannte. Es war irre heiß.“

      Wade, Alan, Bill und Bubba stützten sich inzwischen mit ihren Ellbogen auf der rechten Seite der Bühne ab, von wo aus sie die bestmögliche Aussicht auf das Geschehen hatten.

      Aber am meisten war Wade von Bon beeindruckt.

      „Er strahlte Selbstsicherheit aus und hatte das Publikum unter Kontrolle. Seine Jeans waren so eng und er trug dazu ein anliegendes, marineblaues T-Shirt. Es sah so aus, als hätte man ihn in seine Klamotten hineingegossen. Je mehr Songs sie spielten, desto lauter wurde das Publikum – und desto mehr fuhr ich auf diesen Sound ab. Ich fragte mich, wie es ihnen gelang, die Gitarren so gut klingen zu lassen. Ich wollte, dass sie gar nicht mehr aufhören. Obwohl ich eigentlich die ganze Strecke wegen Moxy zurückgelegt hatte, wollte ich nun, dass die noch nicht auf die Bühne kämen, weil ich einfach nicht genug von dieser neuen Band


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