Big Ideas. Das Politik-Buch. John Farndon

Big Ideas. Das Politik-Buch - John  Farndon


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Liebe«. Gleichzeitig erkannte er die menschliche Tendenz, im eigenen Interesse zu handeln. Dies, so seine Überlegung, geschehe häufig in Konfliktsituationen, und zwar nicht aus einem Mangel an Moral, sondern wegen unterschiedlicher Vorstellungen darüber, was moralisch richtig ist. Es sei daher Aufgabe der politischen Führung, dem Volk gegenüber einen schlüssigen Moralkodex durchzusetzen. Dieser solle auf das größtmögliche Wohlergehen der Gesellschaft abzielen. Eine solche Vorgabe zu formulieren erfordere eine Weisheit, über die nur die Gelehrten verfügten.

      Dass Mozi die Idee bevorzugte, Staatsdiener nach ihren Verdiensten und Fähigkeiten auszuwählen, beruhte auf seiner eigenen Erfahrung: Er war aus bescheidenen Verhältnissen gestartet und hatte sich das hohe Amt hart erarbeitet. Wenn der Adel die Minister ernannte, bestünde die Gefahr der Vetternwirtschaft, so Mozi.

      »Die Erhebung der Tugendhaften ist die Wurzel allen Regierens.«

       Mozi

      Der Mohismus hatte viele Anhänger, doch Mozi selbst galt als Idealist. Seine Ideen wurden von den chinesischen Herrschern seinerzeit nicht übernommen. Erst später wurden Teile seines politischen Denkens aufgegriffen. So beeinflusste Mozis Forderung nach einem einheitlichen Moralkodex die autoritären legalistischen Regierungen, die im 4. Jahrhundert v. Chr. entstanden, erheblich. Im 20. Jahrhundert wurden Mozis Vorstellungen von Chancengleichheit durch die chinesischen Führer Sun Yat-sen und Mao Zedong wiederentdeckt. image

       Mozi

      Es wird angenommen, dass Mozi etwa zu der Zeit in Tengzhou in der Provinz Shandong (China) geboren wurde, als Konfuzius starb. Unter dem Namen Mo Di arbeitete er als Holzarbeiter und Ingenieur sowie am Hof adeliger Familien. Als Beamter stieg er auf und richtete eine Schule für Staatsbedienstete ein. Mit seinen politischen und philosophischen Ansichten erwarb er sich eine Anhängerschaft und den Titel »Mozi«.

      Die Mohisten, Mozis Anhänger, lebten nach den Prinzipien der Einfachheit und des Pazifismus in der Zeit der »streitenden Reiche« – bis zur Einführung des Legalismus unter der Qin-Dynastie. Nach seinem Tod wurden die Lehren Mozis gesammelt. Der Mohismus verschwand nach der Einigung Chinas 221 v. Chr., wurde aber Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt.

       Hauptwerk

      5. Jh. v. Chr. Das Buch Mozi

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      WENN NICHT DIE PHILOSOPHEN ZU KÖNIGEN WERDEN, WIRD ES MIT DEM ELEND DER STÄDTE KEIN ENDE HABEN

      PLATON 427–347 V. CHR.

       IM KONTEXT

      IDEENLEHRE

       Rationalismus

      SCHWERPUNKT

       Philosophenkönige

      FRÜHER

      594 v. Chr. Der athenische Gesetzgeber Solon legt die Grundlage für die griechische Demokratie.

      um 450 v. Chr. Der griechische Philosoph Protagoras sagt, politische Gerechtigkeit sei das Ergebnis menschlicher Vorstellungen und nicht naturgegeben.

      SPÄTER

      335–323 v. Chr. Aristoteles meint, die Politie (Staatsverfassung) sei die praktischste von den guten Herrschaftsformen.

      54–51 v. Chr. Cicero schreibt De re publica (Über das Gemeinwesen) und plädiert für eine demokratischere Form der Regierung als Platon in Der Staat.

      Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. begann in Griechenland ein kulturelles »goldenes Zeitalter«, das 200 Jahre andauerte. Heute spricht man von der »klassischen Zeit«. Literatur, Architektur, Wissenschaft und vor allem die Philosophie blühten und beeinflussten die Entwicklung der westlichen Zivilisation zutiefst.

      Als die klassische Zeit anfing, setzte das Volk des Stadtstaats Athen seinen tyrannischen Führer ab und führte eine Form der Demokratie ein. Die Bürger wählten ihre Regierungsvertreter per Losentscheid, Entscheidungen wurden von einer demokratischen Versammlung getroffen. Alle Bürger konnten sich zu Wort melden und in der Versammlung abstimmen – sie hatten keine Vertreter, die dies an ihrer Stelle taten. Dazu muss man jedoch wissen, dass die Bürger eine Minderheit in der Bevölkerung waren. Es handelte sich um freie Männer über 30, deren Eltern Athener waren. Frauen, Sklaven, Kinder, jüngere Männer und Ausländer oder Neuankömmlinge der ersten Generation waren ausgeschlossen. Dieses politische Klima sorgte dafür, dass Athen schnell zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum wurde. Die Stadt zog führende Denker der Zeit an. Zu den wichtigsten zählte ein Athener namens Sokrates. Dass er die allgemein akzeptierten Vorstellungen von Gerechtigkeit und Tugend philosophisch infrage stellte, bescherte ihm eine Anhängerschaft unter den Jugendlichen. Leider weckte das auch die Aufmerksamkeit der Behörden. Auf deren Veranlassung verhängte die Volksversammlung ein Todesurteil: Sokrates wurde schuldig gesprochen, die Jugend verführt zu haben. Einer seiner Anhänger war Platon, der ebenfalls wissbegierig war und zudem die skeptische Haltung seines Lehrers teilte. Als er sah, wie ungerecht die Athener seinen Lehrer behandelten, zeigte er sich enttäuscht von der attischen Demokratie.

      »Aus Demokratie wird Despotismus.«

       Platon

      Platon gewann nach und nach genauso viel Einfluss wie Sokrates und wandte sich gegen Ende seiner Laufbahn dem Geschäftswesen und der Politik zu. Berühmt ist sein Werk Der Staat. Für die Demokratie empfand Platon wenig Sympathie. Aber auch andere Regierungsformen hatten in seinen Augen wenig Gutes. Er glaubte, sie alle würden den Staat ins Elend führen.

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       Das gute Leben

      Um zu verstehen, was Platon in diesem Zusammenhang mit Elend meinte, muss man sich seine Vorstellung der Eudaimonie vergegenwärtigen: Das »gute Leben« (die richtige Lebensführung) war für die alten Griechen ein wichtiges Lebensziel. Gut zu leben, das war keine Frage des materiellen Wohlstands, der Ehre oder des Vergnügens. Vielmehr ging es darum, in Einklang mit den grundlegenden Tugenden Weisheit, Pietät und vor allem Gerechtigkeit zu handeln. Der Zweck des Staates, so glaubte Platon, bestehe darin, diese Tugenden zu befördern, damit die Bürger ein gutes Leben führen könnten. Der Schutz des Eigentums, Freiheit und Stabilität waren nur insoweit von Belang, als sie die Bedingungen für ein gutes Leben schufen. Nach Platons Ansicht hatte es jedoch niemals ein politisches System gegeben, mit dem sich dieses Ziel erreichen ließe.

      Den Grund sah Platon darin, dass Herrscher – ob in einer Monarchie, einer Oligarchie oder einer Demokratie – dazu tendieren, im eigenen Interesse zu regieren, nicht im Interesse des Staates und seiner Bewohner. Platon erklärte, das liege an einer allgemeinen Unkenntnis der Tugenden, die das gute Leben ausmachten. Die Menschen wollten das Falsche, insbesondere die vergänglichen Freuden, die mit Ruhm und Reichtum einhergehen. Beides erringt man durch politische Macht. Doch der Wunsch, aus den – für Platon – falschen Gründen zu herrschen, führt zum Konflikt unter den Bürgern. Wer immer mehr Macht will, zerstört am Ende die Stabilität und die Einheit des Staates. Wer siegreich aus dem Machtkampf hervorgeht, nimmt seinen Gegnern die Möglichkeit, ihre Wünsche zu verwirklichen, was zur Ungerechtigkeit führt – einem Übel, das der platonischen Vorstellung vom guten Leben genau entgegengesetzt ist.

      Doch es gibt eine Klasse, so Platon, die versteht, worauf es beim guten Leben ankommt: die Philosophen. Nur sie allein erkennen den Wert der Tugenden über Annehmlichkeiten wie Ruhm und Geld hinaus und weihen ihr Leben der richtigen Lebensführung. Deshalb


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