Queen intim. Peter Hince

Queen intim - Peter Hince


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mit Make-up, der mit einem abgesägten Mikroständer über die Bühne tänzelte und einen einzelnen Kettenhandschuh trug?

      Der Band stand nur eine kurze Probezeit zur Verfügung, und um ehrlich zu sein, beachtete ich sie kaum, denn ich war zu sehr damit beschäftigt, Tee zu machen, diverse Gegenstände schwarz überzupinseln, Botengänge zu erledigen und all die Dinge zu machen, die man von einem 18-jährigen Frischling erwartet. Brian May war der erste, der sich mit Motts Crew anfreundete und ich durfte seine komische selbstgebaute Gitarre testen. Mich erstaunte, dass er keine „richtige“ Gitarre besaß: Eine Gibson, eine Fender oder vielleicht sogar eine Guild, wie die Jungs von Mott The Hoople. May spielte darüber hinaus mit alten Sixpence-Stücken und nicht mit Plektren. Ich schob das alles auf die Tatsache, dass Queen eine neue, sich gerade hoch kämpfende Band waren, die sich kein gutes Equipment leisten konnte. Sogar sein alter, ziemlich mitgenommener Vox-AC-30-Verstärker stand auf einem Klappstuhl. Ich vermutete, er hatte seine Ausrüstung für einen Zandra-Rhodes-Dress geopfert, den Queen zu der Zeit so gerne trugen. Als ich ihn jedoch spielen hörte, verflog mein Mitleid. Ich hatte niemals zuvor so hohe, aber trotzdem voluminöse und facettenreiche Töne gehört, wie Brian sie mit seiner Gitarre produzierte. Er war verdammt gut, und Queen strahlten ein wenig von Led Zeppelins Grundstimmung aus, unterschieden sich aber dennoch grundlegend von ihnen.

      Ich kann mich nicht erinnern, damals mit Freddie Mercury gesprochen zu haben. Ich dachte wohl, dass es ein ziemlicher blöder Name für einen Rockstar sei. Für mich waren „Freds“ Bauern, Bauarbeiter oder der Typ von nebenan, der im Pub Darts spielt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Band sich so profund auf mein zukünftiges Leben auswirken würde. Auf der Tour 1973 begrüßte die Mott-Crew die Musiker von Queen mit einem Nicken und unterhielt sich gelegentlich mit ihnen. Doch eine nähere Freundschaft kam nicht zustande. Roger zeigte ein bisschen Anerkennung und John war John, ruhig und in sich gekehrt. Fred war schon damals ein einzigartiges Individuum. Er benahm sich wie ein Star. Ein großer Star.

      Von Vorgruppen erwartete man, dass sie den ihnen gebührenden Platz einnahmen. Trotz mangelnden Erfolgs gaben sich Queen reserviert, manchmal sogar arrogant und verlangten während der Tour eine Menge, was so manchen nervte und aufregte. Das änderte sich auch nicht. Die Crew kategorisierte Queen als einen Haufen Poser. Obwohl ich einige der Stücke mochte, irritierte mich ihr super-selbstbewusster und stolzierender Sänger. Die Mott-Roadies waren sich darin einig, dass Queen es niemals schaffen würden. Auf gar keinen Fall. Dennoch war ich von den Freundinnen von Queen beeindruckt: vier attraktiven, cool anmutenden und scharf aufgebrezelten Ladies, die einige der Auftritte besuchten. Modisch wurden sie nur von der Band übertrumpft, die teurere und beeindruckendere Gewänder und Blusen trug.

      Im Jahr darauf spielten Queen kurzzeitig als Vorgruppe von Mott The Hoople in den USA, doch mir blieb der tänzelnde Poser mit nur einem Handschuh erspart, da ich für den David-Bowie-Gitarristen Mick Ronson auf dessen UK-Tour arbeitete. Ich hatte es also noch immer nicht in die Staaten geschafft. Ein Jahr später erhielt ich das kurzfristige Angebot, als Roadie für Brian May einzuspringen, weil sein Mann ausgestiegen war und sie dringend einen Ersatz für eine US-Tour suchten. Allerdings tauchte Brians Techniker doch wieder auf, woraufhin man mir einen anderen Job anbot, die Betreuung des Schlagzeugs und des Pianos. Drums: Ähnlich dem Aufbau eines Meccano-Bausatzes. Flügel: Verdammt viele Saiten, die man einzeln stimmen musste. Das wollte ich nicht, und so ließ ich das Angebot sausen. Erneut hieß es: USA – nein! Dann, als die verschiedenen Formationen von Mott The Hoople ihren kreativen Geist ausgehaucht hatten, nahmen Richie, Phil und ich das Angebot von Queen an, die gerade begannen, an ihrem vierten Album zu arbeiten: eine kleine Kollektion von Songs, zusammengefasst unter dem Titel A Night At The Opera. Queen wurden größer und größer und suchten eine Crew mit genügend Erfahrung – und einen 20-Jährigen, der den Unterschied zwischen einer Les Paul und einer Les Dawson kannte und sich um den Bass und das Schlagzeug kümmerte. (Bechstein? War das nicht eine deutsche Biermarke?)

      „Er ist jung, er ist begeisterungsfähig – er soll sich mal um Fred kümmern.“ Vielen Dank auch. Das war Mitte der Siebziger gewesen: Schlaghosen, Haarmähnen in der Federschnitt-Frisur, hochhackige Schuhe und Plateaustiefel, Satin, Samt, knallenge Kostüme, Stars und Glitzer … und das Video zu diesem Song. Bohemian Bloody Rhapsody! Gedreht auf Bühne 5 in den Elstree Film Studios während einer kurzen Unterbrechung der Tourneeproben, war das für uns eine nicht sonderlich willkommene Ablenkung. Wir arbeiteten praktisch rund um die Uhr, um die neue Show auszuarbeiten, und so empfanden wir es als eine nervige Angelegenheit, da man ständig umbauen, sich aus dem Kamerawinkel heraushalten, Ruhe bewahren und warten musste. Insgesamt war es aber nicht ganz so schlimm. Dieses kleine sechsminütige Filmchen kam eigentlich ganz gut rüber und half Queen, Karriere zu machen. Es gab durchaus Bands, für die ich lieber gearbeitet hätte, doch der geschilderte Augenblick stellte sich als ausschlaggebend für meine Laufbahn und mein Leben heraus. Auf Queen wartete eine Welttournee. Nach der Mühsal einer Konzertreise durch Großbritannien, würde ich endlich in die USA kommen, und dann nach Japan und Australien.

      Als junger Kerl beschränkten sich meine gesamten Ambitionen darauf, mit einer Rockband um die Welt zu reisen, eine Menge Mädchen kennenzulernen und eine gute Zeit zu haben. Queen wollten die bekannteste und beste Tour-Band werden – wieder einmal spielte das Geld eine untergeordnete Rolle. Wir waren beide erfolgreich. Ich war ein junger Typ aus der Arbeiterschicht, der Glück hatte und dank harter Arbeit und Loyalität auch recht glücklich blieb. Ich hatte einen Weg aus dem Leben eines Fabrikarbeiters gefunden und sollte schon bald viele meiner Wünsche verwirklichen – und der größte Wunsch war es, endlich in die USA zu reisen.

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