Joe Cocker - Die Biografie. Christof Graf

Joe Cocker - Die Biografie - Christof Graf


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Gäste mitgebracht worden seien. Es wurde allerdings behauptet, dass viele Besucher nicht registriert worden seien, da Terrys Frau Audrey sie einfach so hereingelassen habe – schließlich wären sonst die Frisuren der Mädels ruiniert gewesen!

      Joe Cocker hatte mit seinen Avengers als Vance Arnold angefangen. Er war der Schlagzeuger gewesen, aber schon bald kam er nach vorne, als die Band sein Talent als Sänger bemerkte, insbesondere bei den Rhythm-’n’-Blues-Stücken. Bassist Bob Everson war ein Shadow-Fan und ganz besonders ein Fan von Jet Harris. Steve McKenna kam als Letzter hinzu und ersetzte Joe dann am Schlagzeug. Graham Hobson an der Rhythmusgitarre war erst 17 Jahre alt und harmonierte gut mit Phil Crookes, der selbst schon bald einen Ruf als ausgezeichneter Gitarrist erlangte. Joes Karriere kam anfangs nur langsam in Gang, da er sich einer harten Konkurrenz von bekannteren und erfahreneren internationalen Künstlern gegenübersah. Oft war er gezwungen, Gigs weiter draußen auf dem Land zu machen.

      Terry verhandelte ständig mit Londoner Agenten und versuchte sie davon zu überzeugen, der Band eine Chance zu geben und sie in den südlicheren Regionen auftreten zu lassen. Die meisten der Londoner Agenten hatten etwas gegen den Namen „Cocker“ einzuwenden, und erst als Terry drohte, er würde ihre Künstler im Esquire nur auftreten lassen, wenn sie ihrerseits Joe Cocker auftreten ließen, stimmten sie dem Deal zu.

      Terry gab sogar mit Zustimmung von Joe Cocker ein spezielles Demotape von Vance Arnold & The Avengers in Auftrag. Der Clubbesitzer bestätigte: „Es war eigens im Esquire aufgenommen worden. Ich habe alle Kosten getragen, und es sollte Joe helfen, weiterzukommen und zusätzliche Gigs zu finden. Es wurde nur ein ganz einfaches Set verwendet mit einem Mikrofon, das an einer Schnur von der Decke hing. Auf dem Tape waren sechs Stücke, darunter ‚Money‘, ‚Georgia On My Mind‘, ‚You’d Better Move On‘. Der Sound war wirklich großartig und brachte den jungen und frischen Joe Cocker zur Geltung. Die Aufnahme schlummerte 36 Jahre lang in einem Schuppen, bis sie zufällig wiederentdeckt wurde.“

      1963 sah die Zukunft für das junge Teenie-Talent trotz einiger anfänglicher Rückschläge indes blendend aus. Er erhielt viele Anfragen für Aufnahmen – und das Vertragsangebot von Terry Thornton und seinem Kollegen Martin Yale. Der Abschluss dieses Vertrages versetzte Joe Cocker, den Handwerker, der bisher lediglich ein paar Pfund die Woche dazuverdient und damit seinen Lohn als Gasinstallateur aufgepeppt hatte, in Hochstimmung.

      Die Agentur von Martin Yale regte den Vertrag an, aber Joe bestand darauf, dass auch Terry seinen Namen druntersetzen sollte. Terry zögerte, da er befürchtete, dass seine Verpflichtungen im Club ihn zu sehr fordern würden, und er hatte zudem das Gefühl, dass der Provisionssatz möglicherweise zu hoch sei. Er sagte Joe Cocker, dass er nicht beidem gerecht werden könne, ihm und dem Club, und ließ folglich Martin als einzigen Agenten stehen.

      Terry erzählt gerne über diese aufregende Zeit: „Es war für einen Bluessänger ungewöhnlich, den Text zu improvisieren, während die Band den Rhythmus vorgibt. Traditionell haben Bluessongs aus dem tiefen Süden Amerikas bunte Zeilen und Geschichten, und nach einer besonders langen Session auf der Bühne, als Joe im Bluesstil gesungen hatte, fragte ich ihn, worüber er da eigentlich gesungen habe. Bandmitglied Dave Memmott fing an zu lachen und erklärte: ‚Joe singt von seiner Katze. Er liebt diese Kreatur und kann stundenlang davon schwärmen. Er liebt es, von seiner Hauskatze zu singen.‘“

      Das war Joe, ein schüchterner, liebenswerter Typ aus der Crookes-Gegend – der singen konnte und sogar damit durchkam, dass er über seine Hauskatze sang!

      Im November 1963 war der Esquire Gastgeber für die BBC, die eine besondere Aufnahme mit den Chartstürmern Dave Berry & The Cruisers machen wollte. Die Zeitungen waren voll mit den Geschichten über die New-Wave-Musik, einem Trend, der sich schnell im ganzen Land verbreitete. Eine Zeitung schrieb: „Eine Mischung aus Mods, Beatles, Ravers und langhaarigen Mädchen schüttelten sich, rockten und zuckten nach Herzenslust im Esquire Club, als Dave Berry & The Cruisers all ihren Fans ein großes Dankeschön für die Unterstützung in den vergangenen drei Jahren aussprachen. Im Publikum waren an diesem Abend auch Joe Cocker sowie Ray Stuart und all seine Monster und natürlich auch Frankenstein.“

      Terry entwickelte den Club mit vielen anderen verrückten Ideen weiter, und besonders seine „All-Nighters“ liefen richtig gut an. Joe Cocker wurde zu einem der Höhepunkte und änderte den Namen seiner Band, wie gesagt, von Vance Arnold & The Avengers in Joe Cockers Big Blues Band. Joe und seine Band traten bei einer von Terrys besonderen Nächten, die von Mitternacht bis sechs Uhr morgens gingen, am 26. Dezember 1964 auf.

      Es wurden für die Mitglieder auch Club-Ausflüge zu Auftritten in anderen Städten organisiert. Joe Cocker und auch einige andere Bands nahmen Teil und schauten sich aufmerksam die Gigs anderer Künstler in größeren Clubs an. Zusätzlich war Joe auch immer in Terrys Club anzutreffen, wenn dort Größen wie Graham Bond, Ginger Baker, Jack Bruce oder Sonny Boy Williamson auftraten.

      Im Laufe des Jahres 1963 lehnte Terry ein Auftrittsangebot der Beatles ab. Sie wollten einen Lohn von 30 Pfund, und dies schien Terry für eine noch aufstrebende Band zu viel. Ebenso nutzte er die Chance nicht, eine andere Band aus dem Süden, die sich Rolling Stones nannte, im Club auftreten zu lassen. Ihre Forderung von 75 Pfund wurde zu der damaligen Zeit als astronomische Summe betrachtet!

      Aufgrund der Sparsamkeit des Clubbesitzers war Cocker gezwungen, quer durch die Stadt zu reisen, um die Beatles auftreten zu sehen. Das Leben im Esquire war jedoch inzwischen wirklich aufregend geworden, denn die Einladung, im Club aufzutreten, wurde von vielen amerikanischen Top-Blues- und Jazz-Sängern angenommen. Unter den berühmten Gesichtern, die regelmäßig im Club auftraten und die Musikszene dominierten, waren John Lee Hooker, John Mayall, Howling Wolf, Carl Perkins, Memphis Slim, Little Walter, Muddy Waters, Sister Rosetta Tharpe, Alexis Korner und viele andere Künstler.

      Die Rock’n’Roll-Stars kamen direkt von den Top-Charts-Shows und anderen Veranstaltungen. Darunter waren The Merseybeats, Billy J Kramer & The Dakotas, die Kinks, die Yardbirds, die Barron Knights, Alan Price & The Animals, die Liverbirds und Joe Cocker’s Big Blues Band. Cocker hatte zu dieser Zeit bereits Höhen und Tiefen. Obwohl er in der Heimat viel Unterstützung fand, schwankte seine Beliebtheit anderswo, und folglich litten seine Finanzen darunter. Er liebte die Auftritte im Esquire, der für ihn ein Ort zum Relaxen war – und wo er sogar ohne Druck neues Material ausprobieren konnte.

      Eine der schlimmsten Erinnerungen von Cocker war, als er auf einer Tournee im Empire in Sunderland auftrat. Verschiedene große Namen hatten in letzter Minute abgesagt, und Cockers Band wurde ohne Unterlass ausgebuht und verhöhnt. Wenig später wurde eine Tournee abgesagt. Die Sheffielder Zeitungen schrieben: „Die abgesagte Tournee ist ein Rückschlag für Joe.“ Sie behaupteten, dass Joe Cocker immer noch deprimiert gewesen sei, als er plötzlich die Neuigkeit über die Tournee mit Manfred Mann, den Merseybeats und Little Eva erfuhr. Cocker sagte: „Ich wäre jetzt sehr zurückhaltend bei der Zusage zu einer weiteren Tournee. Man hat mir einen Vertrag angeboten, und in der Konsequenz habe ich viele andere Auftritte abgesagt.“ Er bestätigte, dass er um die 30 Pfund Verlust pro Woche wegen der Absage gemacht habe. Um sein Äußeres ansprechender zu gestalten, beschloss Joe, sich seine Haare richtig kurz schneiden zu lassen. Er sagte: „Ich weiß, zugegebenermaßen, das ist ein Griff in die Trickkiste, aber das schulterlange Haar ist zu schwer zu pflegen, und außerdem kommt es mir immer in die Quere!“

      Trotz einiger kleinerer Erfolge außerhalb von Sheffield – meistens war er dabei die Vorgruppe von anderen Bands –, wurde die Situation für Joe Cocker in diesem Jahr kurz nach Weihnachten richtig schlimm. Auf der Rückfahrt von einem Auftritt in Louth, Lincolnshire, während einer Kälteperiode auf vereisten Straßen wurde Cocker endgültig klar, dass er ganz unten angekommen war. Es gab quasi keine Engagements mehr, und er sagte Terry Thornton, dass er die Band auflösen werde. Terry war schockiert und schritt umgehend zur Tat, indem er mit seinen Clubkontakten telefonierte, darunter auch seinem Freund vom Hamburger Star Club und anderen Agenten im Ausland.

      Schließlich gelang es Terry, den Jungs ein Engagement für sechs Wochen in Frankreich zu verschaffen. Sie könnten dort auf vielen amerikanischen Luftwaffenstützpunkten auftreten. Das waren gute Nachrichten, aber um die Termine einhalten zu können, mussten sie sofort aufbrechen. Joe wurde zuerst in Kenntnis


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