So wird man Rockstar und Millionär. Gene Simmons
und allein bei dir. Es ist nicht wichtig, ob du über Qualifikationen verfügst – geh raus und lerne, und du wirst dir nach und nach eine Qualifikation aneignen. Niemand wird mit idealen Voraussetzungen oder perfektem Können geboren – man muss sich alles durch harte Arbeit aneignen.
Mir standen meine geliebten Bücher zur Verfügung. Ich hatte die Comics. Ich konnte fernsehen. Das alles waren Medien des Autodidaktentums. Was brauchte ich denn sonst? Ich schätze mal, ich führte ein beschütztes Leben, denn meine Mutter wünschte sich für mich nur das Beste, und darin liegt der Grund, warum sie mich zur Yeshiva schickte. Sie wollte mich von der Straße fernhalten und meine Sicherheit vom frühen Morgen bis zum späten Abend gewährleistet sehen, wenn sie von einem harten Arbeitstag nach Hause kam. Sie stand schon am frühsten Morgen auf und kam erst um 19 Uhr zuhause an. Täglich musste sie von Jackson Heights nach Brooklyn fahren, um Knöpfe für eine Bezahlung anzunähen, die unterhalb des Mindestlohns lag. In diesen Stunden wollte sie mich sicher wissen, denn es gab in unserem Stadtteil Straßengangs, und als Jude war man nicht unbedingt populär. Tatsache ist: Als Jude war man noch nie sonderlich beliebt.
Und das trifft auch heute noch zu.
Damals war Williamsburg ein Stadtteil, in dem verschiedene Kulturen zusammenarbeiteten und -lebten: Juden, Afroamerikaner, Puerto Ricaner und andere. In der heutigen Ausdrucksweise würde man es als Ghetto bezeichnen. Mal beiläufig gesagt: Die meisten Amerikaner wissen nicht, dass Ghetto ursprünglich ein venezianischer Begriff ist, der ein abgetrenntes Viertel beschreibt, in dem Juden leben. Der Terminus hat für mich natürlich eine besondere Bedeutung.
Während der italienischen Renaissance, als sich Juden in den italienischen Stadtstaaten als Handwerker, Händler und Kaufleute hocharbeiteten, erlaubte man ihnen nur in einem bestimmten Teil der Stadt (Getta) zu leben – weit weg vom Zentrum, wo die Ziegel für Bauwerke gefertigt wurden. Dort standen große Brennöfen, an denen Männer rund um die Uhr arbeiteten. Es erübrigt sich eigentlich, darauf hinzuweisen, dass die Lebensbedingungen schrecklich waren und dicker Rauch Tag und Nacht in der Luft hing. Dort entstand der Begriff Ghetto. Als die polnischen Juden im Zweiten Weltkrieg gegen die Besatzung der Nazis rebellierten, trieb man sie in einen Stadtteil, genannt Warschauer Ghetto …
Meine Mutter arbeitete in einem Ausbeuterbetrieb – sechs Tage die Woche. Es gab keinen Mindestlohn. Es war damals der einzige Job in New York, den sie mit Blick auf ihre handwerklichen Fähigkeiten ausüben konnte. Sie nahm einen Wintermantel vom Kleiderbügel, trug ihn zu ihrer Singer-Nähmaschine, nähte sechs bis acht Knöpfe an, hängte ihn wieder auf den Bügel und trug den Mantel danach in eine andere Abteilung. Dann wiederholte sie den Arbeitsprozess – wieder und wieder.
Pro Knopf verdiente Mum einen halben Penny. Wenn meine liebe Mutter also einen Mantel nahm, sechs Knöpfe annähte und ihn dann wieder aufhängte, bedeutete das einen Verdient von drei Cent. Irgendwie gelang es ihr mit dieser sechstägigen Schinderarbeit 150 Dollar in der Woche zu verdienen, womit sie in der Lage war, die Miete zu bezahlen, die Nahrungsmittel und die Kleidung.
Für mein Arbeitsethos stellte Mutter das beste Beispiel dar, das man sich vorstellen kann. Durch sie verstand ich den Wert und die Bedeutung von Geld.
Mit 14 Jahren gab ich mir das Versprechen, etwas aus mir zu machen, auch wenn ich dadurch nur meiner Mutter die harte Arbeit ersparen konnte. Und innerhalb von acht Jahren sah ich mich dann in die Lage versetzt, das Leben von Mum substanziell zu verbessern. Wenige Jahre später brauchte sie sich nie wieder abzuplagen.
„Habe zuerst eine bestimmte und eindeutige Idee: Ein Ziel und eine Zielvorgabe. Zweitens: Verfüge über die notwendigen Voraussetzungen, um deine Absichten umzusetzen – Klugheit, Geld, Material und Methodik. Drittens: Konzentriere all deine Mittel auf dieses Ziel.“
ARISTOTELES
(Griechischer Philosoph, 384–322 v. Chr.)
Im Gegensatz zu Büchern, dem Fernsehen und den Comics brachte mir die Schule leider nur wenig bei. Das liegt, allgemein gesagt, daran, dass die meisten staatlichen Schulen den Schwerpunkt der Ausbildung nicht auf die im normalen Leben benötigten Fähigkeiten legen. Nie sieht man Kurse wie zum Beispiel: „Wie bekomme ich einen Job?“, oder: „Wie geht man sinnvoll mit einem Budget um?“ Oder: „Welcher Tätigkeit soll ich zur Bestreitung meines Lebensunterhalts nachgehen?“
Möglichkeiten zum finanziellen Erfolg finden sich überall. Somit liegt es an uns, sich einen Vorteil zu verschaffen. Es liegt an uns, die Belohnung zu ernten. Die Chancen liegen in greifbarer Nähe, doch zu oft verstehen wir sie nicht oder wissen nicht, wie sie funktionieren. In unserer Gesellschaft lässt sich kein automatischer Mechanismus finden, der uns lehrt, Chancen zu erkennen und daraus Kapital zu schlagen. Falls man dafür einen Instinkt hat oder sich in einem geeigneten Umfeld befindet, in dem es eine einem gewogene Lehrperson gibt, verfügt man über einen beachtlichen Vorteil.
Zu meinen frühsten Jobs zählten das Austragen des Long Island Star-Journal und die Bedienung des mobilen Küchenwagens in Jackson Heights, Queens. Dann, im Alter von zwölf Jahren, hatte ich das Glück, mich bei „Junior Achievement“ einzuschreiben, wo ich endlich das kapitalistische System und die sich bedingenden Zusammenhänge verstand. Ich kapiert, was der „Warenpreis“ bedeutet. Wie sich der „Aktienanteil an einer Firma“ zusammensetzt. Wie man ein Budget aufstellt und letztendlich versucht, einen bescheidenen Profit zu erwirtschaften. Wie Steuern den Nettogewinn eines Unternehmens, falls es ihn überhaupt gibt, um ein Drittel oder sogar die Hälfte reduzieren können.
Hier eine kurze Einführung zu dieser Institution, für diejenigen, die sie bislang nicht kannten: „Junior Achievement“ ist eine gemeinnützige Organisation, gegründet 1919 von Horace A. Moses, Theodore Vail und Winthrop M. Crane. Ihre Mission besteht darin, jungen Menschen das freie Unternehmertum zu vermitteln und sie mit der Rolle des Unternehmers und privaten Finanzangelegenheiten vertraut zu machen. Somit können Jugendliche ein praktisches Verständnis der Funktionsweise des kapitalistischen Systems erlangen.
Zu einem der zahlreichen lohnenswerten Angebote von „Junior Achievement“ zählt das sogenannte nach der Schule stattfindende „Firmenprogramm“, bei dem sich eine Gruppe von Teenagern unter Aufsicht von freiwilligen Ratgebern aus der lokalen Geschäftswelt trifft. Die Jugendlichen und ihr Ratgeber erarbeiten dabei ihr individuelles Geschäftsmodell. Letztendlich bedeutet das: Sie gründen eine Firma und lernen durch praktische Erfahrungen, wie man ein Geschäft aufbaut, wie es arbeitet und hoffentlich profitabel wird.
Meine Gruppe gründete eine Plätzchen-Firma. Eigentlich alles ganz einfach, aber wie verdient man damit Geld? Wie hoch liegen die Produktionskosten eines Plätzchens? Wie viel Zeit wird für die Herstellung eines Plätzchens benötigt? Wie viel müssen wir Geschäftspartnern und Arbeitern auszahlen? Wie und wo verkauft man die Plätzchen? Und an wen sollten wir das Gebäck überhaupt verkaufen?
Durch die Gründung unserer Firma bestimmten wir auch die Satzung, also das Reglement, nach dessen Vorgaben das Unternehmen operiert. Wir mussten Entscheidungen fällen, hinsichtlich des Präsidenten, des Assistenten der Geschäftsführung und des Schatzmeisters. Darüber hinaus standen die Posten des CEO („chief executive officer“) und des COO („chief operating officer“) zur Diskussion. Falls du die Bedeutung dieser Begriffe nicht kennst, schau sie nach und bilde dich damit fort. Wir mussten entscheiden, wie viele Anteile der Plätzchen-Firma an potentielle Investoren verkauft werden (mit anderen Worten Freunde, die Familie, einfach jeden), die dann als Gegenleistung einen dementsprechenden Anteil des Gewinns erhielten. Zudem lehrte man uns den Preis für die Firmenanteile auszutarieren.
Es war zwingend notwendig, Anteile zu verkaufen, um die Firma überhaupt zu gründen, weshalb wir uns über die Menge der zu verkaufenden Anteile und den Preis klarwerden mussten, um das erforderliche Kapital bereitzustellen. Als Nächstes war sicherzustellen, genügend Plätzchen zu verkaufen, um einen Gewinn zu erzielen, nach Abzug der Kosten für Zucker, Mehl und der zur Fertigung notwendigen Maschinen, und so weiter und so fort. Ein weiteres Themengebiet betraf die Steuern, mit denen man sich als Erwachsener herumplagen muss.
Ich machte