Iron Man. Tony Iommi

Iron Man - Tony Iommi


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aus wie eine jüngere Version von Angus Young, nur mit Narben.

      2: Typisch italienisch!

      Ich zog mir nicht nur körperliche Narben zu, sondern auch emotionale. Ich wusste, dass Dad mich nicht gewollt hatte. Es war ein Unfall gewesen. Als er mal wieder ausrastete, schrie er mich hasserfüllt an: „Ich wollte dich sowieso nie!“

      Bei uns wurde viel geschrien, denn meine Eltern stritten sich ständig. Dad rastete aus, und dann verlor Mum die Beherrschung. Ihr italienisches Temperament brach aus ihr hervor, sie flippte aus und verhielt sich wie eine Wahnsinnige. Sie rissen sich an den Haaren und prügelten sich regelrecht. Als wir noch in der Bennetts Road lebten, versuchte Mum, meinem Vater eins mit einer Flasche überzuziehen, aber er packte blitzschnell ihr Handgelenk, sodass sie ihr Ziel verfehlte. Ich fand das schrecklich, aber am nächsten Tag unterhielten sie sich wieder, als wäre nichts geschehen. Alles recht merkwürdig!

      Mit den Nachbarn gab es häufig Streit. Eines Tages stand Mum hinten im Garten, der durch einen Holzzaun von den umliegenden Grundstücken abgetrennt war. Offensichtlich lästerte jemand über unsere Familie, denn sie tickte wieder aus. Aus meinem Zimmer beobachtete ich, wie sie halb über dem Zaun hing und mit dem Besenstiel auf den Kopf der Nachbarsfrau eindrosch. Und dann kam auch noch Daddy, der sich mit ihrem Mann anlegte, so lange, bis durch den ganzen Streit der Zaun umkippte. Ich hörte das Geschrei und Gezeter und sah aus dem Fenster im ersten Stock, wie sie sich prügelten, und heulte nur noch.

      Wenn ich irgendeinen Unsinn anstellte, musste ich mich auf was gefasst machen. Ich hatte dauernd Angst, einen Fehler zu machen, Angst vor den Schlägen. Aber so war das früher nun mal. Das passierte in vielen Familien, all diese Streiterei und die Gewalt. Vielleicht ist das ja heute noch so.

      In jungen Jahren verstand ich mich nicht mit Dad. Ich konnte ihm nie etwas recht machen und musste mir ständig dumme Sprüche anhören: „Oh, du hast schon wieder keinen Job wie XYZ. Er wird ein Buchhalter, und was soll aus dir mal werden?“

      Dauernd wurde ich von ihm klein gemacht, und auch Mum meckerte mich regelmäßig an: „Du musst dir endlich eine verdammte Arbeit besorgen oder ausziehen!“

      In dem Konflikt lag wohl einer der Gründe für meinen Wunsch, berühmt zu werden. Ich wollte ihnen beweisen, dass ich zu etwas tauge.

      Als ich älter geworden war, gelangte ich an einen Punkt, an dem ich es satt hatte, dass sie mir dauernd ein Ohr abquatschten und mich verprügelten. Einmal lag ich auf der Couch und Dad versuchte mir eine zu kleben. Ich wehrte mich und umfasste seine Hände. Er wurde wütend und fing fast an zu weinen: „Das wirst du nie mehr machen!“

      Es war eine brenzlige Situation, aber er schlug mich nie wieder.

      Als Großvater starb, muss ich ungefähr neun Jahre alt gewesen sein. Er lag zu Hause, wurde sehr krank und fiel dann ins Koma. Ich musste an seinem Bett Wache halten und aufpassen, ob er wieder das Bewusstsein erlangt. Ich saß dort, befeuchtete sein Gesicht, und manchmal regte er sich ein wenig. Als der Todeskampf begann, war ich ganz allein mit ihm. Sein Atem rasselte und ich befürchtete, dass er jeden Moment erstickt. Ich spürte eine tiefe Trauer und hatte gleichzeitig auch Angst. Die Familienmitglieder schauten alle paar Minuten rein und fühlten sich genau wie ich.

      Seit damals habe ich mehrere Menschen sterben sehen. Vor ungefähr 25 Jahren wohnte eine sehr alte, gut gekleidete und höfliche Lady direkt gegenüber von meinem Haus. Sie trug den Spitznamen Bud, sogar ihre Tochter nannte sie so. Ich besuchte sie ein Mal in der Woche und sie sagte immer mit einem Augenzwinkern: „Na los, lass uns einen Brandy trinken.“

      Eines Tages kam ihre Tochter ganz aufgebracht zu mir und flehte: „Schnell, komm rüber, komm schnell rüber.“

      Ich fand die alte Dame bewusstlos auf dem Boden, nahm sie leicht hoch und schrie panisch: „Ruf einen Rettungswagen.“ Als ihre Tochter zum Telefon rannte, starb Bud in meinen Armen. Dieses erstickende, rasselnde Atemgeräusch erinnerte mich an meinen Großvater. Es hörte sich genauso an wie bei seinem Tod: Aus – Exitus!

      Ich wartete mit ihr, bis der Rettungswagen eintraf. Hinterher roch ich am ganzen Körper nach ihrem Parfum. Seitdem vermeide ich diesen Duft, weil er für mich den Geruch des Todes symbolisiert.

      3: Das Geschäft in der Park Lane

      Als ich zehn Jahre alt war, zogen wir in die Park Lane in Aston. Es war ein ziemlich übler und harter Stadtteil von Birmingham, in dem sich viele Gangs rumtrieben. Meine Eltern legten sich dort einen Süßwarenladen zu, doch schon bald verkauften sie auch Obst und Gemüse, Feuerholz, Konserven, eigentlich alles Mögliche, was man zum Leben braucht. Manchmal klopften die Leute mitten in der Nacht an unsere Tür und fragten: „Können wir noch Zigaretten kaufen?“

      Für den Besitzer eines solchen Geschäfts gab es praktisch keinen Feierabend.

      Der Laden verwandelte sich schnell in einen lokalen Treffpunkt. Die Nachbarn versammelten sich vor den Eingangsstufen und tratschten, was das Zeug hielt: „Hast du die auf der Straße gesehen? Sie trägt ein neues …“

      Und so weiter und so fort. Oft kauften sie gar nichts, standen dort nur stundenlang rum und unterhielten sich. Und Mum saß hinter der Theke und hörte zu.

      Da Dad in der Midlands-Molkerei arbeitete und dort die Lkw mit den Kannen belud, musste Mum das Geschäft selbstständig führen. Vater war auf diesen Job angewiesen, denn die Einkünfte aus dem Laden reichten nicht zum Leben. Aber ich vermute mal, dass er gern dorthin ging, weil er da Gleichgesinnte traf, Leute, die er mochte. Später legte er sich einen zweiten Laden zu, in dem er Obst und Gemüse verkaufte. Das Geschäft lag in der Victoria Road, ebenfalls in Aston.

      Im Gegensatz zu mir mochten meine Eltern diesen Stadtteil. Ich hasste das Leben in dem Geschäft, denn darin war es feucht und kalt. In dem Haus gab es nur zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und eine Küche. Wie damals üblich stand das Klo draußen auf dem Hinterhof. Ich konnte nie Freunde einladen, denn wir nutzten das Wohnzimmer gleichzeitig als Vorratslager. Die Kisten mit Bohnen und Erbsen standen aufeinander gestapelt neben all den Konserven. So lebten wir! Man wurde von den verdammten Kisten und dem anderen Scheiß beinahe erdrückt.

      In unserer Nachbarschaft waren wir die ersten, die ein Telefon besaßen, damals ein großer Luxus. Wo das Ding stand, hing aber davon ab, ob wir eine neue Lieferung erhielten oder nicht. Entweder fand man es unten auf einer Kiste oder weit oben auf dem Stapel.

      „Wo ist das Telefon?“

      „Oh, Moment mal, ich glaube da oben!“

      Neben all den Bohnen und Früchtedosen standen in dem winzigen Raum noch eine Couch und ein Fernseher.

      Ich hatte ein eigenes Zimmer, bis ich gezwungen wurde, mir den Raum mit Frankie zu teilen, einem Untermieter, den meine Eltern wie ihren eigenen Sohn behandelten. Als er einzog, fand ich das ziemlich merkwürdig, denn sie sagten: „Tja, das wird nun dein neuer … Bruder sein. Er wird dich wie einen Bruder behandeln.“

      Ich fand das wirklich seltsam. Da kam so ein Typ und schlüpfte quasi in meine Rolle. Meine Eltern beachteten ihn viel mehr, was mich verletzte und ärgerte. Ich muss ungefähr elf gewesen sein und Frankie war etwa vier Jahre älter. Ich mochte ihn, da er mir immer was kaufte, hasste ihn aber gleichzeitig, da ich mir das Zimmer mit ihm teilen musste. Er lebte einige Jahre bei uns, doch dann gelang es mir, ihn loszuwerden.

      Ich war 17 und hatte schon mehr Erfahrungen mit Mädchen gemacht als er, weil er ständig zu Hause hockte. Eines Tages kam Frankie mit zu einem meiner Gigs, und ich stellte ihm ein Mädchen vor. Ich hatte nicht erwartet, dass sie ihn so umhaut, aber von einer Sekunde auf die andere wirkte er wie verwandelt. Jemanden zu treffen – das war für ihn ein großes Aha-Erlebnis.

      Dad passte das überhaupt nicht und er wütete: „Sie ist die falsche Frau für ihn!“

      Doch Frankie übernachtete immer öfter bei ihr, bis Dad schließlich richtig sauer wurde. Da ich praktisch die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hatte, schob er mir die Schuld daran in die Schuhe. Einerseits war ich froh, dass wir ihn los wurden, andererseits hatte


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