The Who - Maximum Rock I. Christoph Geisselhart
href="#ub5304b5a-9a9b-5e39-9836-61e6704687cd">Quellen und Weblinks
Vorwort und Danksagung
„Es ist höchste Zeit für ein deutsches Buch über The Who.“
Irish Jack in einem Brief an den Autor
Bis zur Verbreitung des Internets Anfang der neunziger Jahre hatten es Who-Fans in Deutschland schwer, Informationen über ihre Helden zu erhalten. Deutschsprachige Bücher über The Who waren Mangelware, und wenn sich in den Achtzigern oder Neunzigern ein deutsches Musikmagazin einmal erbarmte, der Band einen größeren Bericht zu widmen, las sich das für gewöhnlich so traurig wie das Lamento eines einsamen Paläontologen, der in der Abstellkammer des Landesmuseums die Knochen einer besonders unrelevanten Spezies abstaubte.
Eigentlich gab es bis zum Erscheinen dieser Biografie nur drei nennenswerte Buchveröffentlichungen in deutscher Sprache. Zwei davon waren Übersetzungen von Originaltexten englischer Musikjournalisten: The Who – die härteste Rockband der Welt von George Tremlett (1975) und The Who – Die illustrierte Biografie von Chris Charlesworth (1982). Beide erschienen in Deutschland erst einige Jahre nach der englischen Originalausgabe und waren infolgedessen nie aktuell. Trotzdem fühlte man sich als Who-Fan glücklich, wenn man einmal ohne Englischlexikon in der Hand über seine Lieblingsband schmökern durfte.
Als Pioniere der deutschen Who-Literatur muss man Paul Sahner und Thomas Veszelits ausdrücklich loben, bevor man ihr Büchlein The Who, das 1980 im Lübbe Verlag erschien, wieder beiseite legt. Den Autoren standen nicht meine Quellen zur Verfügung, so dass sie über einige Wissenslücken hinweg dichten mussten. Trotzdem habe ich damals die knapp hundertvierzig Taschenbuchseiten begierig verschlungen, wofür ich den beiden Autoren nachträglich danken möchte.
Und sonst?
Ruhe im Karton. Als ob es keine Who-Fans in Deutschland gäbe. Dauernd kamen neue Beatles- und Stones-Biografien heraus, aber für The Who interessierte sich anscheinend keiner. Zu schwer greifbar, zu unberechenbar und kaum einzuordnen in ihrer langen, häufig unterbrochenen musikalischen Zeitreise durch R&B, Beat und Pop und Rock erschien diese Band, zwischen elektronischer Unterhaltung und anspruchsvoller Konzeptmusik, zwischen Kunst und Kommerz, wüster Rockstarattitüde und feingeistiger Transzendenz. Mit dem Aufkommen des Internets entstanden jedoch bald die ersten Websites – in allen möglichen Facetten und zunächst vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum. Ich entdeckte vieles, was ich noch nicht wusste, und erwartete, dass sich nun irgendwer in Deutschland der längst überfälligen Who-Biografie annehmen würde. Aber nichts geschah.
Ich selbst traute ich mir die Aufgabe längst nicht zu. Ich war kein fanatischer „Wholigan“, der seit Jahrzehnten alles sammelte, was er über die Band kriegen konnte, sondern nur ein ganz normaler Fan auf der Suche nach Unterhaltung und Information, wie es wohl Zehntausende in Deutschland gibt. Aufmerksam durchforstete ich das Netz, das Pete Townshend nach seinem eigenen Verständnis nicht etwa mit erfunden, sondern in einer Art Science-Fiction-Vision vorausgeahnt hatte, auf der Suche nach Aufklärung, nach Hinweisen, Kontakten, Spuren; doch niemand wollte mir den Gefallen tun, endlich mit einem deutschen Buch über meine Lieblingsband aufzuwarten.
Und so quälte ich mich weiter mit dem Wörterbuch durch englische Publikationen, die freilich meistens weit im alten Jahrtausend abrupt endeten. Am besten gefielen mir Dave Marshs umfängliches Standardwerk Before I Get Old sowie Maximum R&B von Richard Barnes mit Berichten aus der Frühzeit und aus dem inneren Zirkel der Band und Tony Fletchers extensive Keith-Moon-Biografie Dear Boy. Auf diese Autoren habe ich mich ausdrücklich gestützt, wofür ihnen mein tiefempfundener Dank gilt, und ich kann ihre Werke nach wie vor jedem interessierten Leser empfehlen (siehe Quellenverzeichnis am Ende dieses Buchs).
Anfang 2005 stieß ich per Zufall auf Christian Suchatzkis deutsche Fanseite The Who Information Center (www.the-who.net) und schrieb ihn an. Er hatte bereits eine Diskografie mit dem Umfang des Telefonbuchs einer Großstadt verfasst und für die Zeitschrift Oldie-Markt eine sechsteilige Artikelserie über The Who nach Keith Moons Tod geschrieben; außerdem gab er seit 1997 in unregelmäßiger Folge deutsche Fanmagazine heraus. Wer sonst in Deutschland konnte die Aufgabe übernehmen, eine deutsche Who-Biografie zu verfassen, wenn nicht er!
Eine Zeitlang schoben wir uns Mitteilungen über englische Bücher hin und her, bis ich ihn direkt fragte, was er davon halte, die Geschichte der Who für ein deutsches Publikum aufzuschreiben. Er war begeistert. Dass ich die schwere Bürde übernehmen wollte – toll!
Ich?
Zaghaft wandte ich ein, dass ich eher an ihn gedacht hatte ... aber Christian ließ keinen Zweifel daran, dass er in mir den richtigen Mann gefunden hatte. Ich hoffe, er hat recht behalten. Christian hat mir über manche Klippe hinweg geholfen und mich in dem fast zweijährigen Zeitraum, in dem dieses Buch entstand, uneigennützig unterstützt. Dafür schulde ich ihm mehr Dank, als er selbst denkt.
Auch Klemens Jäger hat mit seinem umfassenden Konzertarchiv (im Internet unter www.thewholive.de) zahlreiche unentbehrliche Informationen beigesteuert. Und Werni Grieder, der Keith Moon 1976 im Krankenhaus besuchte und in der Schweiz ein eigenes Fanarchiv aufgebaut hat, stellte mir seine Fotos, persönlichen Erinnerungen, Bootlegs und Videoclips selbstlos zur Verfügung. Auch bei ihm möchte ich an dieser Stelle besonderen Dank abliefern.
Mit so viel Unterstützung konnte eigentlich nicht mehr viel schief gehen, vor allem nicht, nachdem mein Literaturagent den erforderlichen Verlagsvertrag unter Dach und Fach gebracht hatte – ein herzliches Dankeschön an Dr. Matthias Auer sowie an meinen aufmerksamen Lektor Manfred Gillig-Degrave, ohne den dieses Buch nicht in der vorliegenden Güte und Breite veröffentlicht worden wäre. Nun brauchte es nur noch Zeit, viel Zeit, viel mehr Tage, Wochen und Monate, als ich erwartet hatte, und so danke ich auch dem Verlag, der mir für dieses Buch nicht nur wesentlich mehr Raum zur Verfügung stellte als vereinbart, sondern auch doppelt so viel Zeit zum Schreiben – freilich mit der notwendigen Konsequenz, das Werk wegen seines Umfangs auf zwei separate Bände zu verteilen
Die vielen Fans, die mich mit ihren Vorbestellungen, Anfragen und Textbeiträgen charmant unter Druck gesetzt haben, möchte ich natürlich ebenfalls nicht unerwähnt lassen, wenn es darum geht, Dank zu verteilen. Nicht alle eingesandten Berichte konnte ich verwerten (das hätte sonst ein kleines Buch für sich ergeben); aber motiviert und indirekt dazu beigetragen, haben alle, die mir über die Monate hinweg schrieben und mich anfeuerten. Dieses Buch ist in gewisser Weise ein Gemeinschaftswerk, ein eigentlich längst überfälliges Manifest einer Szene, einer weit verbreiteten Liebhabergemeinde, die seltsamerweise von der deutschen Verlagslandschaft übersehen wurde und in der ich mich zu meiner eigenen Überraschung als etwas überforderter Chronist wiedergefunden habe.
Ich habe dieses Buch schließlich genau so geschrieben, wie ich die ganzen Jahre selbst gern ein Buch über The Who gelesen hätte – mit möglichst vielen biografischen und musikalischen Details, und, das muss zugestanden werden, relativ unkritisch. Als Fan war ich der Auffassung, dass The Who sich mehr als genug selbst zerfleischt und zerpflückt haben; meine Aufgabe sollte vor allem darin bestehen, die vielen Quellen, Berichte, Meinungen zu einem anschaulichen Gesamtbild zusammenzufügen.
Das wäre mir natürlich nie gelungen: Ein wirklich authentisches, aktuelles und meiner Liebe zu The Who angemessenes Buch zu verfassen, eine deutsche Who-Bibel sozusagen, die den Werdegang der britischen Band für das deutschsprachige Publikum transparent macht und dem Anspruch der Who-Fans genügt – wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, viele hilfsbereite Menschen aus dem Umfeld der Band persönlich befragen zu können.
Besonders möchte ich natürlich Irish Jack hervorheben, der The Who seit 1962 begleitet hat und der den Traum aller Fans erlebte: mit seinen Idolen befreundet zu sein. Darüber wurde er fast so berühmt wie The Who selbst, die ihm in Quadrophenia ein Denkmal setzten. Es war immer ein besonderes Vergnügen, seine in der besten Tradition