Immer weiter. Lloyd Bradley
wirkte es eigentümlich, aber auch elegant. Es ließ uns sogar ein wenig mystisch erscheinen. Die amerikanischen und kanadischen Plattenfirmen sahen das allerdings anders. Als sie dieses Album herausbrachten, verwendeten sie für die Vorderseite das Motiv, das auf der Rückseite der europäischen Version zu sehen war und uns voll bekleidet zeigte.
Obwohl wir Spaß bei dieser Session hatten und es sich für uns als Glücksgriff erwies, war ich doch erleichtert, als wir das Cover für Nightflight to Venus fotografierten: Zwar sahen wir so aus, als würden wir von einem Seil herabhängen, aber zumindest durften wir unsere Klamotten anbehalten
Es sollten keine gewagten Plattenhüllen mehr folgen. Das war angesichts der vielen Fotoshoots, die wir für das Artwork absolvieren mussten, eine gute Sache. Immerhin waren auch viele der Singles mit farbigen Hüllen versehen und schon bald kamen auch noch überall unterschiedliche Compilations heraus. Ein paar der zugrundeliegenden Konzepte muteten schon ein wenig durchgeknallt an – vor allem Nightflight, Oceans of Fantasy und Ten Thousand Lightyears. Aber sie sorgten dafür, dass uns weiterhin viel Aufmerksamkeit zuteilwurde, da die Leute solche Motive noch nie zuvor gesehen hatten. Nach diesen ersten beiden Plattenhüllen basierten unsere Fotos zunehmend auf einer Zusammenarbeit zwischen Didi und Dagmar Engelbrecht, die alle unsere Kostüme schneiderte. Natürlich war Frank weiterhin eingebunden, doch mussten wir uns nicht länger damit begnügen, was er in eine Einkaufstüte quetschen konnte.
So fing ich an, diese Shootings noch mehr zu genießen. Egal, wer das Konzept ausgearbeitet hatte, Dagmar überlegte sich, was wir tragen könnten, und machte sich dann daran, die Outfits zu schneidern, wobei sie sie im Studio immer noch adaptieren oder in letzter Minute umarbeiten konnte. Ich vertraute ihr völlig, weil unsere Bühnenkostüme immer so elegant aussahen und sie zu diesem Zeitpunkt auch schon meine privaten Klamotten schneiderte. Ich war zwar nicht allzu glücklich darüber, für Oceans of Fantasy einen Badeanzug tragen zu müssen, aber Dagmar war auch dafür verantwortlich und versicherte mir, dass alles in Ordnung wäre. Und das war es dann auch.
Didi strotzte nur so vor Ideen, wenn es darum ging, einen Schnappschuss so hinzubekommen, wie er es sich vorstellte. Für Nightflight balancierte er auf einer Leiter, während wir uns unter ihm aneinanderschmiegen mussten. Auch konnte er uns zu allem überreden. Als wir für das Shooting der Fotos zu Boonoonoonoos nach Jamaika flogen, fotografierten wir das Cover bei Sonnenuntergang in Negril. Als nächstes wollte Didi, dass wir die berühmten Dunn’s River Falls hinaufkletterten. Ich hielt das für eine tolle Idee. Zumindest bis er mir ein Chiffon-Oberteil reichte: Ich wusste ja, dass es, sobald es in Berührung mit Wasser käme, völlig durchsichtig sein würde. Aber er startete dann einfach eine Charmeoffensive: „Ach, Marcia, komm, das wird gut. Es ist ja nur ein Plattencover!“ Als ob ich mich deshalb besser gefühlt hätte! Aber letztlich funktionierte es, denn als ich die fertigen Fotos zu sehen bekam, musste ich einfach lächeln. Natürlich hätte ich mir von vornherein keine Sorgen machen müssen. Wir alle liebten die Shootings mit Didi, und ich ganz besonders, weil ich mich so gerne in Szene setzte.
Zurückblickend begreife ich, dass es bei diesen Sessions nicht nur darum ging, ein anständiges Foto von uns zu schießen. Das waren richtige Events, glamourös und aufregend, und richtig toll an ihnen war der Umstand, dass sie abseits des Drucks eines Auftritts und der Öffentlichkeit stattfanden. Wir arbeiteten alle zusammen, weshalb die ganze Fantasiewelt rund um Boney M. spürbar war, doch fand alles hinter verschlossenen Türen statt. Somit konnten wir uns benehmen, wie wir wollten. Weil nur wir da waren, konnten wir Witze reißen, als gäbe es kein Morgen mehr. Didi machte fleißig mit, da er selbst auch ein sehr lustiger Mann war. Dieser Ausflug nach Jamaika bestand fast nur aus Gelächter. Auch an das Cover mit den silbernen Kostümen, Ten Thousand Lightyears, erinnere ich mich sehr gerne, weil es eine Abfolge von vielen, vielen Scherzen war.
Manchmal denke ich, dass die visuellen Ergänzungen zur Musik von Boney M. unser Leben als Gruppe gut zusammenfassten. Das trifft sogar auf die eher lächerlichen Fotos zu – auf sie ganz besonders. Wir wurden so oft fotografiert, dass meine Wohnung heute voll von ihnen ist. Dafür gibt es keine Fotos von mir als jungem Mädchen auf Jamaika. Wenn ich sie mir heute ansehe, fühle ich mich mitunter in eine dieser Sessions zurückversetzt. Das sind echt schöne Erinnerungen an uns vier, wie wir uns amüsierten und gleichzeitig unseren Job erledigten. Das war es schließlich auch, was ich mir von meinem Leben bei Boney M. erwartete: gute Arbeit zu leisten und dabei auch Spaß zu haben. In vielerlei Hinsicht bedeuten mir Didis Bilder sogar mehr als so mancher Song.
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