Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola. Ute Jäckle

Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola - Ute Jäckle


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ich in den schwarzen Slip und mein mohnblütenrotes, kurzes Sommerkleid, band meine dunkelbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und verließ die Umkleide. Jetzt trug ich wieder Tarnung, niemand ahnte, was sich unter diesem Stück Stoff verbarg.

      Auf dem Parkplatz sah ich mich nach den anderen um. Die Hitze machte mich langsam fertig, Schweißtropfen perlten meinen Rücken hinunter und hinterließen ein klebriges Gefühl auf der Haut. Um mich herum war alles zugeparkt. Schließlich entdeckte ich Pia auf der Lehne einer Parkbank sitzend. Luca leistete ihr Gesellschaft, während sich Ben ein Stück entfernt mit seinem besten Freund Erdie unterhielt. Dieser Bär von einem Kerl war erst vor Kurzem mit seiner Freundin Rhashmi von einem längeren Indienaufenthalt zurückgekehrt. Ich schlenderte zu den Mädels und setzte mich neben Pia. »Hey, ich könnte jetzt was Kaltes zu trinken vertragen.«

      »Ich auch«, sagte Pia.

      »Sollen wir bei uns den Grill anwerfen?«, fragte Luca. »Wir haben noch Würstchen und Steaks im Kühlschrank. Bier ist sowieso immer da.«

      »Klingt super.« Ich stand auf, als dezentes Zeichen für die beiden Grazien, sich ebenfalls in Bewegung zu setzen. »Worauf warten wir noch?«

      »Ben«, rief Luca über unsere Köpfe in Richtung der beiden Jungs. »Wir grillen noch bei uns, haben wir gerade beschlossen.«

      »Klingt gut, dann kriegen wir das Gammelfleisch aus dem Kühlschrank endlich los«, erwiderte er lachend.

      »Blödmann.« Luca schüttelte den Kopf.

      »Ich glaube, ich bleibe heute bei Salat.« Pia kicherte. Ihre Augen wurden groß, bevor sie unauffällig mit dem Kinn in Richtung See nickte. »Aida, schau mal, wer da kommt.«

      Einer üblen Vorahnung folgend, warf ich einen Blick zur Seite. Nick und seine beiden Kumpels schlenderten in unsere Richtung.

      »Na, wieder eingekriegt?«, fragte Nick, als sie uns erreicht hatten. »Rot steht dir übrigens – das war ein Kompliment«, schob er noch nach, als wäre ich generell schwer von Begriff und hob beschwichtigend beide Hände vor die Brust.

      »Puh, jetzt bin ich aber beruhigt, hatte mich den ganzen Tag schon gefragt, ob ich mit meiner Kleiderwahl wohl deinen modischen Geschmack getroffen habe.« Vorsichtshalber ließ ich den sarkastischen Unterton deutlich herausklingen, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen.

      Einer seiner Kumpels klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Die zeigt es dir aber ganz schön.« Er zwinkerte mir zu und wirkte herzerfrischend sympathisch neben Nick. »Normalerweise lechzen die Mädels nach seinen Komplimenten. Egal, was der Typ von sich gibt, sie finden jedes einzelne Wort toll. Hauptsache es kommt aus seinem Mund«, sagte er und warf Nick einen schrägen Seitenblick zu. »Was findet ihr Frauen bloß an dem?«

      »Ich habe nicht den blassesten Schimmer«, erwiderte ich achselzuckend, als wäre Nick gar nicht anwesend.

      Nick schien unser Gerede in keinster Weise ernst zu nehmen, er deutete mit dem Daumen auf seinen Kumpel, während er zu mir sagte: »Ich kann dir Joshua wärmstens empfehlen, er ist ein richtig netter Kerl, nicht so ein übler Bad Boy wie ich. Also, wenn man auf John-Bon-Jovi-Verschnitte abfährt.«

      Joshua rempelte ihn an der Schulter an, worauf Nick lachte, als hätte er einen Megagag gerissen. Hach, wie lustig mein Kommilitone heute wieder drauf war. Ich verzog keine Miene, während sich meine verräterischen Freundinnen ein amüsiertes Grinsen verbissen. Denn dieser Joshua sah mit seinen halblangen Haaren dem guten John tatsächlich ähnlich.

      »Warum suchst du dir nicht selbst erst mal eine, die es mit dir aushält?« Konnten die drei nicht einfach weiterlaufen? »Das wird wahrscheinlich schon schwierig genug.«

      »Vielleicht sollte ich für eine Übungsnacht mit dir anfangen«, konterte er frech.

      »Oh wow«, erwiderte ich übertrieben euphorisch. »Endlich werden meine geheimsten Träume wahr. Lass mich kurz über dieses verlockende Angebot nachdenken.« Ich legte den Zeigefinger auf meine Lippen, tat, als überlegte ich. »Ähm, nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Eher friert die Hölle zu.«

      »Du lässt dir was entgehen.« Nick zwinkerte mir zu.

      »Was denn? Einen selbstgefälligen Rammler, dessen größtes Hobby es ist, sein Sperma weitläufig in der Gegend zu verteilen? Danke, nein. Beglück deine Hand damit.«

      »Noch nie was von Kondomen gehört?« Er nahm mich nicht mal ernst. Ich wusste, dass er eine heiße Nacht mit mir in Wahrheit niemals in Betracht zog. Er wollte mich nur vor meinen Freundinnen dumm dastehen lassen.

      »Noch nie was von Ich stehe nicht auf dich gehört?«

      »Seit wann das denn?« Natürlich konnte er es nicht lassen und zog diese uralte Karte. In mir brodelte es hoch, genervt rollte ich mit den Augen.

      »Du bist so ein eingebildeter Angeber.« Ich würde dieses Mal das letzte Wort haben.

      Seine Kumpane lachten verhalten. Der kleinere Hellblonde schien sichtlich erfreut. »Das ist so geil, Alter. Wenn du die rumkriegst, dann kannst du meine Ducati haben.«

      Sofort streckte Nick ihm die Hand hin, als hätte er sein ganzes Leben auf dieses Angebot gewartet. »Schlag ein, Lars. Den Deal bekräftigen wir auf der Stelle.« Er wandte sich an mich. »Nicht irgendeine Ducati. Eine Monster 900 in Weinrot.«

      »Aha«, ich zuckte mit den Achseln. Gab es etwas Langweiligeres als Motorräder?

      »Du hast drei Monate Zeit«, ergänzte Lars. Die beiden besiegelten ihren bescheuerten Deal, als wäre ich überhaupt nicht anwesend.

      »Ich kann euch hören«, sagte ich gelangweilt, als ginge mich deren blödes Gerede überhaupt nichts an. »Glaubst du nicht, dass dieses winzige Detail deine Chancen, bei mir im Bett zu landen, bedeutend schmälern könnte? Ist ja immerhin nicht gerade schmeichelhaft, dass deine Ambitionen mir gegenüber von einer Wette herrühren.« Ich fand, ich klang vollkommen sachlich. Man merkte meiner Stimme nicht an, wie sehr mich sein Gequatsche ärgerte. Pia legte einen Arm um meine Schultern, als wüsste sie, was in mir vorging, und diese Geste tat mir gut.

      »Ach, das macht nichts.« Nick winkte siegessicher ab. »Ich krieg dich trotzdem rum.« Ein Funkeln stahl sich in seine Augen, als hätte ich ein schlafendes Raubtier zum Leben erweckt. »Immer nur der Pink Rabbit wird doch auf Dauer langweilig, oder?«

      Er konnte es einfach nicht lassen. In diesem Moment hasste ich ihn abgrundtief. Da stand dieser optisch perfekte Kerl vor mir, der vor Selbstbewusstsein nur so strotzte und nichts Besseres zu tun hatte, als mich zu verarschen. Diese unverschämte Sex-Wette vor meiner Nase abzuschließen, war wirklich das Allerletzte. »Steck dir deinen Rabbit in den Hintern.«

      Er grinste frech. »Komm schon, Baby. Tu es für mich und die Monster 900, auf die ich schon seit Jahren scharf bin. Du darfst auch mal mitfahren.«

      »Vorher würde ich mit Lord Voldemort schlafen und zwar liebend gern. Im Vergleich zu dir, wirkt er sogar sehr verlockend.«

      Luca und Pia kicherten. »Gib’s ihm«, flüsterte Pia mir ins Ohr.

      »Aber du könntest ihm hinterher nicht vorwerfen, dass er nicht ehrlich war«, meldete sich Luca zu Wort, was Nick sofort zum Anlass nahm, in einer übertriebenen Geste mit beiden Händen auf Luca zu deuten. »Siehst du, wenigstens eine sieht die Sache aus einem sehr gesunden Blickwinkel. Bei mir weißt du wenigstens, woran du bist.«

      Ich musterte ihn finster. »Genau aus diesem Grund halte ich mich auch von dir fern.« Ich deutete den geschotterten Weg entlang, wo gerade die drei Blondinen von vorhin erschienen. »Warum versuchst du nicht bei denen dein Glück? Dann hast du das Motorrad noch heute.«

      »Nein, nein, die zählen nicht«, sagte Lars kopfschüttelnd. »Das wäre dann doch zu einfach. Ich will die Ducati eigentlich behalten. Also halt die Knie zusammen und zeig Nick die Zähne.«

      »Da mach dir mal keine Sorgen.« Als ob ich in Nicks Gegenwart jemals etwas anderes tun würde. Allein der Gedanke, diesen Blödmann ranzulassen, war lachhaft.


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