Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola. Ute Jäckle

Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola - Ute Jäckle


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ihm ein kleines Lächeln, das er erwiderte.

      »Kein Problem. Nächstes Mal hilfst du mir.«

      »Sicher, ich zeige dir, wie man am effizientesten Bettpfannen ausleert.«

      »Endlich werden meine geheimsten Fragen erhört«, erwiderte er theatralisch.

      Nachdem ich Frau Hausers Knie gesehen hatte, war mir nicht mehr nach Scherzen zumute. Wir warfen uns einen kurzen Blick zu, die Wunde sah gar nicht gut aus. Die Ränder waren dick geschwollen, heute quoll noch mehr Eiter hervor als gestern. Zu allem Übel breitete sich auch noch ein fauliger Geruch im Raum aus.

      »Ich hätte ein anderes Parfüm auflegen sollen«, sagte Frau Hauser, die ebenfalls ihr Knie begutachtete.

      »Rosenduft zum Beispiel.« Nick zwinkerte ihr zu.

      »Sieht schlimm aus, nicht wahr?« Die Dame klang ängstlich.

      »Ja, tut es«, hielt Nick nicht mit der Wahrheit hinter dem Berg. »Aber gleich sieht sich das Doktor Lehmann an und die weiß, wie wir das mit der Entzündung wieder hinkriegen. Sie ist eine der besten Ärzte hier im Krankenhaus.«

      »Hoffentlich. Ich wollte doch noch eine Kreuzfahrt machen und mein Geld verprassen, bevor meine Schwiegertochter mein Sparbuch in die Hände kriegt.«

      »Das klappt bestimmt«, sagte ich und legte eine frische Kompresse auf. »Ich decke die Wunde jetzt nur ab, nach der Visite bekommen Sie dann einen frischen Verband.«

      »Ist gut.« Sie nickte und hielt die Luft an, als sie sich bewegte.

      »Ich werde einen Arzt um ein Schmerzmittel bitten, das bringe ich Ihnen gleich.« Ich zog meine sterilen Handschuhe aus und warf sie dem alten Verband hinterher.

      »Danke«, sagte Frau Hauser, als wir im Begriff waren, zu gehen.

      »Wir sehen uns gleich noch mal, so schnell werden Sie uns heute nicht los«, drohte Nick scherzhaft.

      Draußen auf dem Flur nahm Nick seinen Becher vom Geschirrwagen, den er vorhin dort abgestellt hatte.

      »Ich hatte noch nicht mal Gelegenheit, meinen Kaffee zu trinken.«

      Ich rollte mit den Augen. Oh Gott, unser Starpraktikant war ja so gestresst.

      Er nahm einen Schluck. »Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als ihn während der Visite zu trinken.«

      »Doktor Lehmann wird dich umbringen, wenn du das tust. Dann ist es aus mit dem Stationsliebling.« Hoffentlich! Seine Unverschämtheiten nahmen Ausmaße an, die schon nicht mehr tolerierbar waren. Er hatte wirklich vor niemandem Respekt.

      »Ach, ich stecke ihn in meine Kitteltasche. Das hat sie noch nie gemerkt.« Seine stahlgrauen Augen funkelten mich an, verweilten einen Moment an meinen Lippen, ehe er den Blick hob und mich direkt ansah.

      »Guten Morgen, Nick.« Steffi, eine der Lernschwestern, strahlte ihn an, als wäre sie zu irgendeinem Rockstar auf die Bühne geholt worden. Mit einer Hand strich sie sich durch ihr tizianrotes Haar, das ihr bis zu den Schulterblättern reichte. Hatte sie nicht vorhin noch einen Pferdeschwanz getragen?

      Ihr Blick schweifte auffällig über seinen muskulösen Oberkörper, den selbst das weiße Krankhausoutfit unmöglich verstecken konnte. Die breiten Schultern spannten seinen weißen Kittel.

      »Schade, dass man deine scharfen Tattoos heute nicht sieht«, hauchte Steffi mit glänzenden Augen und streichelte mit den Fingerspitzen seinen linken Oberarm entlang. »Sie lassen dich so aufregend und gefährlich wirken.«

      Ich spürte einen Würgereiz in mir aufsteigen. Oh Gott, gleich würde ich mich bei dem Gesülze übergeben müssen.

      Als sich sein linker Mundwinkel hob, erkannte ich auf der Stelle, wie er in den Flirtmodus überging. Frecherweise warf er mir an Steffi vorbei einen tiefen Blick zu, woraufhin ich hastig den Augenkontakt unterbrach. Er turtelte ernsthaft mit uns beiden gleichzeitig? So was brachte nur Nick fertig, es war nicht zu fassen.

      »So gefährlich bin ich auch wieder nicht«, sagte er und klang amüsiert.

      »Dann muss ich ja keine Angst vor dir haben«, gurrte sie wie eine liebestolle Taube. »Kannst du mir nach der Visite im Verbandsraum helfen?« Sie strich ihren Hals entlang. »Ich komme so schlecht an die Bandagen im oberen Regalfach.«

      »Dort steht eine Trittleiter für solche Fälle«, erwiderte er trocken, ließ aber eine Strähne ihres roten Haars durch seine Finger gleiten, als würde er ihre Offerte ernsthaft in Betracht ziehen. Wahrscheinlich tat der Mistkerl das sogar. Was gab es denn bei diesem offensichtlichen Angebot für ihn noch zu zögern? Ich fragte mich, wie man sich als moderne Frau auf so billige Art und Weise einem Kerl an den Hals werfen konnte. Noch dazu an den von Nick. Mehr wunderte mich allerdings, warum er diese freizügige Einladung zu schnellem Sex während der Arbeitszeit nicht sofort annahm.

      »Willst du mir dann nicht wenigstens im Verbandsraum Gesellschaft leisten?«, ließ Steffi nicht locker und schmiss sich so dicht an ihn heran, dass nicht mal mehr eine Krankenakte zwischen die beiden gepasst hätte. Wie konnte man sich dermaßen erniedrigen?

      Er schüttelte den Kopf. »Sorry, keine Zeit. Hab zu viel zu tun.«

      Steffis Lippen verkniffen sich zu einem schmalen Strich. »Dann halt nicht.« Beleidigt rauschte sie an ihm vorbei den Gang hinunter. Selbst Schuld. Wusste sie nicht, dass man bei dem Blödmann mit allem rechnen musste? Immerhin führte er sich nicht erst seit gestern wie ein Gottesgeschenk an die Frauenwelt auf.

      »Hast du vielleicht Lust auf einen Abstecher in den Verbandsraum?« Er zwinkerte mir zu und ich wusste, dass er mich verarschte.

      »Nachdem ich dir dein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht geschlagen habe, jederzeit«, erwiderte ich mit zuckersüßer Stimme. »Danach bandagiere ich dir im Verbandsraum gern deinen Mund.«

      »Hey, war doch nur Spaß.« Er klang, als meinte er tatsächlich, was er daherplapperte. Aber ich blieb auf der Hut.

      »Lass deine blöde dauernde Anmache«, sagte ich mit fester Stimme. »Dass ich zu Studienbeginn mal kurz für dich geschwärmt habe, war ein Anfall von geistiger Umnachtung, weiter nichts. Das ist schon so ewig lang vorbei, du kannst dir die dummen Witze langsam echt sparen.«

      »Habe ich behauptet, dass ich Witze mache? Hör doch einfach auf, dich zu sträuben.« Nick rückte gefährlich nah an mich heran. »Spring über deinen Schatten«, raunte er verführerisch.

      Ich schluckte, mein Puls pochte bis hoch in den Hals. Was zog er jetzt schon wieder für eine Show ab? »Damit du das Motorrad bekommst?« Ich konnte nur schwer mit der Situation umgehen, vor allem mit dem Punkt, dass er mir so nah kam. Meine Unsicherheit schnappte mich mit eisernem Griff. Obwohl ich Nick für seinen unterirdischen Charakter aus tiefstem Herzen verabscheute, war mir sehr wohl bewusst, wie attraktiv er aussah. Da stand dieser Angeber vor mir, mit diesem makellosen Äußeren und meine Hemmungen wuchsen in den Himmel.

      »Scheiß auf das Motorrad.« Sein warmer Atem streifte meine Wange. »Komm schon, Aida, du willst es doch auch.«

      »Nein, will ich nicht.« Ich trat einen Schritt zurück und wurde wieder klar im Kopf. Nick war wie ein Wolf, der noch ein wenig mit seiner Beute spielte, bevor er sie verspeiste. Der Mistkerl testete mich.

      Schließlich fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. »Du bist eine echt harte Nuss«, sagte er. »Schade, dass gleich die Visite beginnt. Vielleicht hätte ich dich sonst doch noch in den Verbandsraum gelotst.«

      Ich knirschte mit den Zähnen, weil mir leider auf die Schnelle keine schlagfertige Antwort einfiel. Nick war das Letzte, das Allerletzte.

      »Jungelchen, kannst du mir kurz helfen?«, hörte ich neben uns die steinalte Frau Jakob fragen. Obwohl sie wahrscheinlich auf die Hundert zuging, war sie noch außerordentlich rüstig. Sie hielt ihm ihren linken Fuß entgegen; die Schnürsenkel ihres grellpinken Turnschuhs hingen lose herunter.

      Nick stellte seinen Kaffeebecher auf den Geschirrwagen. »Aber gern. Vor Ihnen gehe ich sogar auf die


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