Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun
erfunden waren. Ein 1 km langer Rundweg führt zu zehn follies („Torheiten“), aus Pflanzen gestalteten Kuriositäten. Da gibt es „Gibraltar“ als befestigte Insel oder „Fox’s Earth“, ein künstlicher Fuchsbau, den ein obskurer Mr. Watson anlegen ließ. Von der Seelenwanderung überzeugt, glaubte Watson, sein nächstes Leben in Gestalt eines Fuchses zu verbringen, und wollte einen sicheren Unterschlupf, in dem er nicht Gefahr lief, bei der Fuchshatz seiner Standesgenossen erschossen zu werden.
♦ An wechselnden Tagen (siehe Website) im Sommer 10-14 Uhr. Eintritt 8 €. In Kilcock, 6 km westlich von Maynooth auf der rechten Seite der M 4. www.larchill.ie.
Celbridge
Große Attraktion von Celbridge ist der Herrensitz Castletown House. Bevor das der Abrissbirne nur um Haaresbreite entgangene Schloss 1994 in staatlichen Besitz überging, war es Irlands größtes Privatgebäude.
Das Städtchen selbst verrät eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie Maynooth. Wieder handelt es sich um ein Straßendorf in der Verlängerung einer Schlossallee. Den Kontrapunkt zum Castletown-Palast bildet diesmal die Ruine einer Abtei, in der sich eine Gärtnerei niedergelassen hat, die den alten Klosterpark pflegt und Eltern (natürlich in Begleitung ihrer Sprösslinge) mit einer Miniatureisenbahn lockt.
Sehenswertes
Castletown House: Eine prächtige Lindenallee bildet den würdigen Auftakt zu Irlands größtem Landsitz. Bauherr William Conolly hatte es mit Immobilienspekulationen vom Gastwirt zum Sprecher des Unterhauses gebracht und ließ es sich Einiges kosten, seinen Aufstieg in die Gentry und den neuerworbenen Reichtum mit einem 120 m langen und bis 18 m hohen Haus für alle Welt sichtbar zur Schau zu stellen. Für den Entwurf wurde der italienische Stararchitekt Alessandro Galilei verpflichtet, die Ausführung lag bei örtlichen Baumeistern, bis 1722 Edward Lovett Pearce die Bauleitung übernahm und die halbrunden Säulengänge sowie die beiden Seitenflügel anfügte. Die Inneneinrichtung trägt die Handschrift einer Frau. Louisa Conolly widmete über 20 Jahre lang ihre ganze Energie der Ausstattung des Palastes.
Eine Rarität ist der Print Room, für den Lady Louisa Mappen mit Zeitungen und Kupferstichen eigens aus London kommen ließ. Schäferidyllen, die königliche Familie, Stars der Theaterszene und natürlich alle möglichen Verwandten und Bekannten schnitt sie säuberlich aus und klebte die Bilddrucke statt einer Tapete an die Wand. Bei den Stuckarbeiten im Treppenhaus und in der angrenzten Halle schwelgten die Gebrüder Francini im Rokoko, namhafte Maler gestalteten die Wände. Die Long Gallery, der in Blau gehaltene Aufenthaltsraum im Obergeschoss, steht ganz im Zeichen der Klassik. Statuen antiker Philosophen und einer Jagdgöttin belegen, dass es schon damals einen blühenden Handel und Schmuggel mit griechischen Antiquitäten gab. Die Leuchter ließ Louisa nach ihren Vorgaben in Murano blasen, bezahlte aber nie den vollen Preis. Das Blau passe nicht zur Wandfarbe, befand die Hausherrin.
Die Conollys lebten bis 1965 in Castletown, zuletzt nur noch in drei Zimmern und ohne Strom und Zentralheizung. Es fehlte an Geld für Investitionen und für die 120 Bediensten, die in den guten Zeiten putzten, heizten, dienerten. Castletown ist prächtig, aber nicht wohnlich. Die Salons liegen alle nach Norden - für heiße italienische Sommer sicher ein guter Gedanke, für Irland ein Unding. Zuletzt wurde die gesamte Einrichtung versteigert. Die Guinness-Dynastie und eine Stiftung retteten Castletown vor dem Abriss. Doch auch ihnen war der Unterhalt des Monstrums zu teuer, und so gehört es heute dem Staat, der es mit viel Aufwand und technischen Tricks restaurieren ließ.
♦ März bis Mitte Dez. tägl. 10-18 Uhr (17 Uhr letzte Führung). Eintritt 10 €. www.castletown.ie.
Conolly’s Follies: Zu Castletown gehören zwei seltsame Bauwerke, die der Volksmund Conolly’s Follies, also Conollys Torheiten, nennt. Außer der schon besprochenen Scheune in Leixlip (siehe oben, Wonderful Barn) ist damit ein Obelisk gemeint, der auf einem Triumphbogen steht; vom Fenster des blauen Salons kann man ihn in der Ferne erkennen. Das Ding war als Picknickplatz gedacht, doch hatten die Conollys sich vermessen und versehentlich auf dem Grundstück eines Nachbarn gebaut. Der schwieg, bis alles fertig war und verwehrte den Castletownern anschließend jeden Zutritt. Auch zum Verkauf des Grundstücks ließ er sich nie bewegen.
Steam Museum: Das Museum im Park eines früheren Guinness-Landhauses hat eine bemerkenswerte Sammlung an Miniaturdampfmaschinen und -lokomotiven. Das von Richard Trevithick 1797 gebaute Modell eines Dampfwagens gilt als das älteste sich aus eigener Kraft bewegende Fahrzeug. Auch einige stationäre Dampfmaschinen in Originalgröße sind zu bewundern. Nicht recht zu so viel Technik passen will der historische Lodge Park Garden aus dem 18. Jh.
♦ Mai-Sept. Sa/So 14-18 Uhr, Juni-Aug. Fr-So 14-18 Uhr; Eintritt 7,50 €. Guinness Lodge Park, Straffan, www.steam-museum.com.
Grand Canal: Celbridge ist Ausgangspunkt für eine Radtour auf dem früheren Treidelpfad entlang dem Grand Canal bis hinauf nach Edenderry. Der Weg beginnt an der Kanalbrücke hinter dem Bahnhof. Spektakulär ist neben den Schleusen vor allem das Aquädukt von Sallins, wo der Kanal den River Liffey überquert.
Praktische Infos
Verbindung Von Dublin mit der Kildare Line der DART-Bahn oder mit Stadtbus Nr. 67.
Übernachten B&B Green Acre, ein neuerer Bungalow mit gepflegtem Garten gut 1 km vom Zentrum an der Straße nach Dublin. DZ 80 €. Dublin Rd, Tel. 01 627 1163, www.greenacresbnb.net.
Essen & Trinken Michelangelo, gehobenes irisch-italienisches Restaurant am Eingang zum Schloss. Zu Pianoklängen tafelt man an rosa gedeckten Tischchen. Gäste kritisieren den manchmal etwas rüden Umgang des Chefs mit seinem Personal. Dinner um 40 €. Di-Sa ab 18, So ab 13 Uhr. Main St., Tel. 01 627 1809, www.michelangelo.ie.
Bog of Allen
Am „Dreiländereck“ der Grafschaften Kildare, Laois und Offaly liegt der Bog of Allen, ein großes, kommerziell ausgebeutetes Moor. Früher stachen die Bauern den Torf von Hand, um ihn im Winter zu verfeuern, aber auch zu Seife oder sogar zu Fasern zu verarbeiten, die in Textilien eingewebt wurden.
Seit dem Zweiten Weltkrieg wird der Torf jedoch, ähnlich wie Braunkohle, großflächig mit gelben, spinnenartigen Maschinen abgetragen und in einem Kraftwerk verfeuert oder zu Briketts verarbeitet. Bord na Mona (das staatliche Torfunternehmen) und die Elektrizitätsgesellschaft ESB, die beiden wichtigsten Arbeitgeber der Region, verdeutlichen den Widerspruch zwischen ökologischem Raubbau und wirtschaftlichem Überleben. Zwar wird die ausgebaggerte Landschaft anschließend wieder aufgeforstet oder wenigstens eine Humusschicht ausgebracht, doch retten diese Maßnahmen mitnichten die Pflanzen- und Tierwelt des Moors. Auch die im Moor konservierten archäologischen Schätze werden von den Baggern zerstört.
Frisch gestochene Torfbriketts trocknen
Sehenswertes
Bog of Allen Nature Centre / Peatland World: Im Naturschutzzentrum des Irish Peatland Council IPCC, das in einem alten Farmhaus untergebracht ist, werden der Naturraum und die Nutzung des Moors durch die Menschen erläutert. Ein Naturgarten wurde neu angelegt, und in einem Gewächshaus wartet Irlands größte