Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun
Heritage & Discovery Park: Etwa einen Kilometer südlich der „Torfwelt“ findet man ein Freilichtmuseum zur irischen Geschichte. Die Steinzeit ist mit einer Newgrange-Replik und einem nachgebauten Bauernhof vertreten. Wir lernen St Patrick und St Earc kennen, der einst in Lullymore ein Kloster gründete, bestaunen die Hütte eines Anführers der Rebellen von 1798, das nachgestellte Leben der Torfstecher und eine Ausstellung zur Großen Hungersnot. Auf die Kinder warten zudem ein großer Abenteuerspielplatz und ein Kleintierzoo.
♦ Mitte März bis Aug. tägl. 10-18 Uhr; Sept.-Nov. und Jan. bis Mitte März nur Sa/So 10-18 Uhr; Einlass bis 1½ Std. vor Schließung. Eintritt 9 €. www.lullymoreheritagepark.com.
Kildare
Hier geht es um Ross und Reiter. Das Nationalgestüt ist der Treffpunkt der Pferdenarren, während Gartenfreunde sich in einem japanischen Garten ihren „Lebensweg“ suchen können.
In vorchristlicher Zeit befand sich in Kildare das Heiligtum einer Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Die Heilige Brigid baute an dieser Stelle ein Doppelkloster für Mönche und Nonnen, die selbst im Kirchenraum durch einen geflochtenen Wandschirm getrennt waren. Das aus heidnischer Zeit übernommene „heilige Feuer“ wurde weiter gepflegt und jetzt mit dem Ewigen Licht assoziiert. Die Fundamente dieses Feuertempels stehen hinter der protestantischen Kirche im Schatten eines Rundturms (Mo-Sa 10-13 und 14-17, So 14-17 Uhr, Eintritt 6 €). Sein modernes Pendant ist eine zu besonderen Anlässen entflammte Fackelsäule mit symbolischem Eichenblatt an der Spitze, die auf dem Hauptplatz vor der Tourist-Information zu finden ist.
Sehenswertes
Nationalgestüt: Der Stall wurde 1900 von einem schottischen Bierbrauersohn namens Hall Walker gegründet. Anhand der astrologischen Konstellation bei der Geburt eines Fohlens entschied Walker, ob das Tier rassisch wertvoll und zu behalten oder zu verkaufen sei! Trotz dieser merkwürdigen Auswahl war das Unternehmen erfolgreich - 1915 konnte sich Walker im Tausch gegen das Gestüt von der britischen Krone einen Adelstitel samt Sitz im Oberhaus einhandeln. Seit 1943 gehören die Ställe dem irischen Staat.
Nicht nur die Besucher sorgen für eine etwas exzentrische Atmosphäre. So trinken die heißblütigen Hengste und verspielten Fohlen ausschließlich Mineralwasser aus dem Tully River, in dem Kohlensäure sprudelt und dessen hoher Kalziumgehalt sich positiv auf den Knochenbau auswirkt. Ein wertvoller Deckhengst ist gegen Stroh allergisch und darf sich deshalb auf Papierschnipseln räkeln. Durch Dachlaternen flutet Sonnenlicht in die Ställe; Walker hatte sie aber nicht deshalb angelegt, sondern um die Tiere dem Einfluss der Sterne aussetzen.
Im alten Deckhaus wird die Entwicklungsgeschichte des Pferdes und der Zucht vermittelt. Vor 2000 Jahren wurden die ersten Pferde gezähmt und als Haustiere gehalten, in Irland nicht als Reittiere, sondern für die Küche. Auch die Kelten saßen noch nicht auf dem hohen Ross, sondern spannten die Tiere nur vor ihre Kampfwagen. Beinahe wie eine Reliquie wird das Skelett von Arkle verehrt, dem Pferd der Pferde, dessen Tod 1968 die irischen Zeitungen auf der ersten Seite betrauerten.
♦ Tägl. 9-18 Uhr, Einlass bis 17 Uhr; Eintritt (mit Gärten) 12,50 €. Bus 126 fährt 9.30 Uhr von Dublin zum Gestüt und 15.45 Uhr wieder zurück. www.irish-national-stud.ie.
Vom Liebesleben der Pferde
Bei der Führung erfährt der Laie Erstaunliches. Für die bis zu 7500 €, die das Decken und die spätere Geburtshilfe kostet, bekommen Stute und Fohlen einen Service, der keinen Wunsch offen lässt. Ein „Teaser“ leistet bei den jungen Pferdedamen praktische Aufklärungsarbeit und bereitet sie auf den Sprung des Deckhengstes vor. Zum Zuge kommen diese Scharfmacher allerdings nur bei Bauernpferden, denn die Stuten edlen Geblüts werden ihnen, wenn sie sich empfänglich zeigen, sofort entführt und zum Rassehengst gebracht. Weil Er während der Begattung gerne beißt und Sie gern tritt, beide Pferde für solches Liebesspiel aber zu kostbar sind, bekommt die Stute für den Akt Filzpantoffel und eine Lederdecke über den Hals.
Die Schwangerschaft wird per Ultraschall überwacht, Abtreibung ist - welch Wunder im katholischen Irland - bei Pferden durchaus üblich. Sie trifft bei Zwillingen einen der beiden Föten. Auf kranke Fohlen wartet eine Intensivstation mit Wärmelampe und Sauerstoffmaske. Man staunt. Den auf Pferde mit heftigem Niesen und Asthma reagierenden Autor erfüllte es mit besonderer Genugtuung, dass die hochgezüchteten Rassepferde ihrerseits vor Allergien nicht gefeit sind. Zwei der Deckhengste vertragen kein Stroh und standen in Bergen von Papierschnipseln.
Japanischer Garten: Der Weg führt über Brückchen und Hügel, durch Tunnel und Bäche, zwischen stillen Seerosenteichen und plätschernden Wasserfällen. Er symbolisiert mit Stationen wie Geburt, Hochzeit und Tod den Weg des Lebens von der Wiege bis zur Bahre. Unterwegs muss man sich entscheiden zwischen dem leichten, aber ereignislosen Pfad des bequemen Lebens, dem schmalen Pfad der Weisheit und dem steinigen Pfad der Ausbeutung. So interessant die Erklärungen der einzelnen Stationen und Etappen auf dem Faltblatt auch sind, das jeder an der Kasse in die Hand gedrückt bekommt, sie verstellen doch den Blick auf die Schönheit des Gartens. Besser genießt man die Miniaturlandschaft erst einmal als solche, bevor man, die Augen Sinn suchend aufs Papier geheftet, seinen Weg sucht. Entworfen und angelegt wurde das Kleinod von den japanischen Gartenbaumeistern Tassa Eida und Sohn Minoru.
Irischer Garten: Fast hundert Jahre, nachdem der exzentrische Walker den japanischen Garten bauen ließ, bekam dieser nun einen irischen Nachbarn. Als St Fiachra’s Garden ist er dem himmlischen Patron der Gärtner geweiht und versucht, die Kraft der irischen Landschaft mit viel Stein und Wasser zu symbolisieren. Öffnungszeiten und Eintritt wie Gestüt.
The Curragh: Reiter finden zwischen Newbridge und Kildare Irlands größtes, nicht eingehegtes Wiesengelände. Mittelpunkt ist der gleichnamige Rennplatz, der beim Irish Derby am letzten Sonntag im Juni unter den Hufen der Rennpferde erbebt. An anderen Sommerwochenenden gibt es kleinere Rennen. Die Termine entnimmt man dem Fahrplanheft von Irish Rail - nur an den Renntagen hält der Zug in Curragh.
♦ Eintritt zum Derby 50 €, sonst 15 €, Studenten die Hälfte. Der Mindesteinsatz für Zocker beträgt 1 €. www.curragh.ie.
Museum of Style Icons: Das Einkaufsparadies von Newbridge Silverware lockt Besucher mit einem angeschlossenen Museum der Stilikonen. In futuristischem Raumschiffambiente werden hinter Glas Roben von Audrey Hepburn bis Kim Kardashian, von Elvis bis Michael Jackson präsentiert.
♦ Mo-Sa 9-18, So ab 11-18 Uhr, Eintritt frei. Athgarvan Rd, Newbridge, www.newbridgesilverware.com.
Shackleton Museum Athy: Das Heimatmuseum des Städtchens am River Barrow residiert in der früheren Markthalle. Die Ausstellung dreht sich weitgehend um das abenteuerliche Leben des in der Nähe von Athy geborenen Polarforschers Sir Ernest Shackleton (1874-1922) und zeigt auch einige Mitbringsel von dessen Expeditionen.
♦ Mo-Fr 10-13 und 14-17 Uhr, Eintritt 5 €. shackletonmuseum.com.
Praktische Infos
Information Mo-Sa 9.30-13/14-17 Uhr; mit kleiner Ausstellung zur Stadtgeschichte. Viele Infos auch unter kildareheritage.com, www.intokildare.ie und www.kildare.ie. Market House, am Square, Tel. 045 530 672.
Verbindung Gute Bahnverbindung von Dublin