Seewölfe - Piraten der Weltmeere 146. Kelly Kevin

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 146 - Kelly Kevin


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überrumpelt und verschleppt. Sie wollen sie als Geiseln benutzen, um sie gegen baskische Gefangene auszutauschen. Sie wollen sie eiskalt den Spaniern ans Messer liefern, versteht ihr?“

      Eds Narbengesicht erstarrte.

      Er brauchte ein paar Sekunden, um die Bedeutung von Dans Worten zu erfassen. Dann rammte er sein Amboß-Kinn vor, lief dunkelrot an und holte tief Luft.

      „Halt bloß deine große Klappe!“ zischte Ferris Tucker beschwörend.

      Der Profos verschluckte sich fast. Sein Narbengesicht verfärbte sich noch dunkler, bevor er begriff, daß er hier wirklich nicht in gewohnter Weise herumbrüllen konnte.

      „Dir ziehe ich die Haut ab, du rothaariger Affe!“ flüsterte er. „Soll ich vielleicht ruhig bleiben, wenn diese Mistböcke und Hurensöhne unseren Seewolf den Spaniern zum Fraß vorwerfen wollen, was, wie? Warum stehen wir hier noch herum wie die Ölgötzen? Wir schnappen uns diese dreckigen Verräter, brechen ihnen sämtliche Gräten.“

      „Damit wissen wir aber noch nicht, wo sie Hasard und die anderen gefangenhalten“, sagte Dan.

      „Ha!“ fauchte Matt Davis. „Die werden singen wie die Vögelchen, wenn ich sie mit meinem Haken kitzle!“

      „Und wenn nicht?“ fragte Stenmark sachlich.

      Schweigen.

      Edwin Carberry hatte sich wieder gefaßt, auch wenn die Blicke, die er auf die Schenke schleuderte, immer noch mörderisch wirkten.

      „Wir müssen die Halunken verfolgen“, knirschte er. „Und wir müssen dafür sorgen, daß dieser verdammte Brief nicht in die Hände des Hafenkommandanten fällt. Also teilen wir uns! Ameland, ihr übernehmt das Mädchen, während wir …“

      „Zwei von uns sollten euch begleiten“, unterbrach ihn der Steuermann der „Hoek van Holland“. „Ihr versteht Spanisch, aber nicht die Sprache der Basken. Wir können wenigstens ein paar Brocken davon.“

      „Ein vernünftiger Vorschlag. Verdammt, wir werden Pferde brauchen, wir können nicht zu Fuß hinter den Gäulen herrennen.“

      „Die Schenke hat einen Stall“, sagte Dan O’Flynn.

      „Hoffentlich stehen da nicht nur ein paar lahme Klepper drin. Zuerst müssen wir warten, bis die Basken verschwunden sind. Diese elenden Halsabschneider! Wenn ich könnte, würde ich ihnen die Haut in Streifen von ihren verdammten Affenärschen …“

      Er verstummte.

      Denn im selben Augenblick klirrte der Perlenvorhang in der Tür der Schenke, und die drei Basken traten ins Freie. Miranda Lleones folgte ihnen. Sie umklammerte eine versiegelte Pergamentrolle, und ihre Finger zitterten, als sie sorgfältig die Tür abschloß.

      Die Worte, die sie noch mit den Basken wechselte, waren nicht zu verstehen.

      Miranda wandte sich ab und schlug den Weg ein, der an dem Kiefernwäldchen vorbei zu dem Pfad führte, den auch die Seewölfe und die Geusen benutzt hatten. Die drei baskischen Rebellen umrundeten das Haus und gingen eilig auf das Gebüsch zu, wo sie ihre Pferde gelassen hatten. Wahrscheinlich lag ihr Versteck irgendwo in der wilden kantabrischen Bergwelt, aber allzu weit konnte der Weg dorthin eigentlich nicht sein.

      Als der Hufschlag erklang, richtete sich Ed Carberry vorsichtig im Schatten der Kiefern auf. Seine Hände hatten sich geballt, und sein vorgeschobenes Kinn erinnerte mehr denn je an einen Amboß.

      „Na wartet!“ flüsterte er. „Wenn wir erst wissen, wohin ihr unsere Leute verschleppt habt, werde ich euch irgendwann zwischen die Fäuste kriegen. Und dann könnt ihr euer Testament aufsetzen.“

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