Seewölfe Paket 1. Roy Palmer

Seewölfe Paket 1 - Roy Palmer


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Teer hoch und watete an den Strand. Er hörte die tiefe Stimme Pete Ballies, der sich ebenfalls noch einmal an Land pullen ließ, nachdem er seine Männer losgejagt hatte, um die beiden Galeonen in die richtige Position zu bringen.

      Ferris Tucker wartete auf den Rudergänger. Gemeinsam besprachen sie die geplante Aktion, die in der Dunkelheit gar nicht so einfach durchzuführen war. Dann pullte Pete Ballie hinaus zu den Galeonen, die inzwischen an der richtigen Stelle vor Anker lagen.

      Pete Ballie hatte an die Gangspills der beiden Schiffe je acht Mann beordert. Er hoffte, daß es ausreichte.

      Er wartete, bis das Zeichen von Ferris Tucker erfolgte.

      „Los, Männer!“ rief Pete Ballie. „Legt euch ins Zeug! Wir müssen es schaffen, sonst massakrieren uns die Dons!“

      Die Männer stemmten sich gegen die Spillspaken und begannen die Trommel zu drehen. Pete Ballie stand unter der Back und beobachtete, wie sich die Trosse spannte. Immer wieder lief er an der Trosse entlang und überprüfte die Zeisinge, mit denen die Trosse am Kabelar angesteckt war. Das Kabelar war handlicher als die schwere Trosse und schmiegte sich besser um die Spilltrommel.

      Von Land her hörte er die Kommandos von Ferris Tucker. Die Schwarzen, die noch an Land geblieben waren, hatten sich mit großen Balken ausgerüstet und benutzten sie als Hebel. Als Ferris Tucker sah, wie die Karacke langsam vom Sandstrand herunterrutschte, feuerte er die Männer noch mehr an.

      „Sie kommt! Sie kommt!“ schrie Pete Ballie. „Los Männer, noch dreimal rum, und wir haben es geschafft!“ Hastig schlug er einen weiteren Zeising an, dann lief er zum Gangspill zurück und stemmte sich mit gegen die Spillspake, gegen die Lewis Pattern keuchend drückte.

      Sie spürten es plötzlich ganz deutlich. Mit einem Schlag ließ das Zerren der Trosse nach.

      Sie hörten den Schrei von Ferris Tucker, der sie alle erlöste.

      „Wir haben es hingekriegt, Männer!“ brüllte Pete Ballie. „Sie schwimmt wieder!“

      Die Männer wollten in sein Gebrüll einstimmen, aber er brachte sie schnell wieder zum Schweigen. In der Nacht war der Lärm meilenweit zu hören.

      Pete Ballie teilte zwei Männer als Ankerwache ein. Dann wollte er sich über das Schanzkleid der „Barcelona“ schwingen, um an den Berghölzern hinunter in das Boot zu klettern, das längsseits der Galeone lag.

      Er erkannte den Mann drüben an Deck der „Santa Barbara“ und stieß einen leisen Fluch aus.

      „Verdammt, Gary, bist du verrückt?“ rief er leise hinüber und gab seinen Männern einen Wink, loszupullen. „Geh sofort wieder unter Deck und leg dich hin!“

      „Ich kann nicht, Pete“, antwortete Gary Andrews, der ziemlich wackelig auf den Beinen stand. „Ich halte das nicht mehr aus. Niemand kümmert sich um mich. Ich weiß nicht einmal, was hier vor sich geht.“

      „Verdammt, dann frag doch Carter!“ sagte Ballie scharf. „Er bleibt an Bord und kann dir Märchen erzählen!“

      Pete Ballie hörte nicht mehr, was Gary Andrews noch sagte. Das Boot war schon zu weit von der „Santa Barbara“ entfernt. Er konnte Gary Andrews verstehen. Wahrscheinlich setzten ihm das Fieber und die Brustwunde, die ihm ein Spanier beim Ausbruch auf der „Santa Barbara“ mit einem Entermesser beigebracht hatte, höllisch zu. Die ganze Zeit hatte er allein im Vordeck gelegen. Niemand hatte Zeit gehabt, ihm zu berichten, was seit Anbruch der Nacht geschehen war.

      Sie pullten auf die Karacke zu, die wieder Wasser unter dem Kiel hatte und jetzt ebenfalls vor Anker lag. Pete Ballie hörte Ferris Tucker fluchen. Er jagte die Schwarzen nur so übers Deck, aber da sie ihn nicht richtig verstanden, mußte er ihnen fast jeden Handgriff vorexerzieren.

      „Wo bleibst du denn, verdammt noch mal!“ fauchte der rothaarige Riese Pete Ballie an, als er sich über das Schanzkleid schwang. „Die schwarzen Bastarde bringen mir die ganze Takelage durcheinander.“

      Pete Ballie grinste. Er wartete auf die Befehle von Ferris Tucker. Noch war allerhand zu tun, um die Karacke wieder segelfertig zu machen. Die Wanten mußten neu gespannt werden, Rahen an den Masten hochgefiert und schließlich die Segel angeschlagen werden.

      Jeder der Männer erhielt zwei Schwarze zugeteilt. Sie waren verdammt geschickt, wenn ihnen erst einmal gezeigt wurde, was sie tun sollten. Im Nu war die Takelung der Karacke abgeschlossen, und Ferris Tucker atmete auf. Jetzt konnte Hasard mit seinem Tanz auf der Kriegsgaleone beginnen. Alle drei Schiffe waren bereit zum Auslaufen.

      Der Schuß ging aus der falschen Richtung los.

      Ferris Tucker, der am Strand stand und das Beladen der Boote überwachte, die die gesamte Ausrüstung an Bord der Karacke zurücktransportieren sollten, drehte sich erschrokken herum.

      Er sah die Mündungsblitze der Musketen oben auf dem Plateau. Ein Mann schrie. Das Klirren von Waffen und die hellen Detonationen von Pistolen waren zu hören. Die gutturale Stimme Batutis brüllte etwas, das Ferris Tukker nicht verstehen konnte.

      Der Schiffszimmermann überlegte, was er tun sollte. Im ersten Moment wollte er ein paar Männer zusammenrufen, um den Schwarzen zu Hilfe zu eilen, doch dann schüttelte er den Kopf. Batuti und seine Männer mußten mit den spanischen Soldaten allein fertig werden. Sie durften hier unten keine Zeit verlieren. Wenn der Seewolf mit dem Angriff auf die Kriegsgaleone begann, mußten alle drei Schiffe zum Auslaufen bereit sein.

      Ferris Tucker trieb die Männer an den Booten, die ebenfalls zum Plateau hochstarrten, wieder an. Ein paar der Schwarzen wollten auf den stufenförmigen Aufgang zum Plateau zustürmen, um ihren Gefährten beizustehen, doch Ferris Tucker hielt sie mit gezogener Pistole zurück. Er hätte den Burschen gern erklärt, weshalb er es tat, aber sie verstanden ihn ja doch nicht.

      Onoba starrte die Pistole in Tuckers Faust mit rollenden Augen an. Seine kräftigen Hände schlossen und öffneten sich. Hinter ihm drängten sich die anderen Schwarzen. Einer von ihnen erhob drohend die Faust.

      Ferris Tucker fluchte. Er hörte leise Schritte im Sand. Als er den Kopf zur Seite drehte, sah er die schwarzen Mädchen aus der Dunkelheit auftauchen.

      Der Schiffszimmermann deutete zur Karacke hinüber.

      „Bringt sie an Bord“, sagte er keuchend. „Verdammt noch mal, wir helfen euch doch nur! Kann mich denn keiner von euch Affen verstehen?“

      Ein Mädchen trat zwischen Ferris Tucker und Onoba. Der Schiffszimmermann erkannte Wobia, eines der Mädchen, die Batuti dem Seewolf angeboten hatte. Sie stand Nuva in ihrer Schönheit kaum nach, und Ferris Tucker gestand sich ein, daß er Batutis Angebot nicht so leichtfertig abgelehnt hätte wie der Seewolf.

      Wobia redete hastig auf die Männer ein. Onobas Haltung entspannte sich. Schließlich drehte er sich um und gab seinen Männern Befehl, mit dem Beladen der Karacke fortzufahren.

      Wobia wandte sich um und blickte Ferris Tucker lächelnd an.

      „Wir nix Affen“, sagte sie. „Wir Engel.“

      Sie nahm seine große schwielige Hand, an der noch Teerreste klebten, und legte sie auf ihre feste Brust.

      „Beim siebenschwänzigen Klabautermann“, murmelte der rothaarige Riese und zog seine Hand zurück. „Seht zu, daß ihr auf euer Schiff kommt, bevor ich euch allen den Hintern versohle!“

      Er drehte Wobia um, gab ihr mit seiner mächtigen Pranke einen Klaps aufs Hinterteil und schob sie auf den Strand zu, wo der grinsende Kutscher mit einem anderen Mann im Boot wartete, um die kostbare Ladung aufzunehmen.

      Ferris Tucker schüttelte den Kopf, als er die Mädchen kichern hörte. Die Situation konnte für diese Geschöpfe noch so ernst werden, sie hatten immer nur das eine im Kopf.

      Das Boot mit den Mädchen stieß vom Strand ab, während ein anderes mit Pete Ballie gerade wieder anlegte. Der Rudergänger blickte zum Plateau hoch, wo der Kampflärm noch zugenommen hatte.

      „Hoffentlich schaffen sie es“, sagte er.

      Ferris


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