Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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und Don Juan nickten bestätigend.

      Jetzt deutete Hasard auf die drei Auslegerboote, die Igna in den Sand gezeichnet hatte, und dann auf die Karte, wo das Steinchen lag. Neben das Steinchen legte er drei dünne Holzspänchen in die Südrichtung und schob sie langsam weiter. Fragend blickte er Igna an.

      Igna nickte. Er hatte verstanden, daß der große Mann mit den eisblauen. Augen seine drei Balanghais meinte, mit denen die Teufel davongesegelt waren.

      Wohin, nicht wahr?

      Igna nahm die drei Spänchen, bewegte sie an der Küste der Karte entlang nach Süden bis zum Kap Tinaka, der südlichsten Spitze von Mindanao, und schüttelte den Kopf, was bedeuten sollte, an der Westküste des Golfes bis hinunter zum Kap seien die fremden Teufel nicht anzutreffen. Dann ließ er ein Spänchen nach Westen „segeln“, eins nach Süden und das dritte nach Südosten, schaute zu Hasard und Don Juan hoch und zuckte hilflos mit den Schultern, um auszudrücken, daß dies alles sei, was er wisse.

      „Erfolg gleich null“, sagte Don Juan enttäuscht.

      „Nicht ganz“, entgegnete Hasard, „denn zumindest steht fest, daß wir die Westküste bis zum Kap hinunter bei der Suche ausklammern können. Das ist besser als gar nichts.“

      „Schöner Trost“, murmelte Don Juan gallig.

      „Oh, ich habe noch mehr Trost für dich“, sagte Hasard. „Ich klammere bei der Suche nämlich auch den ganzen Westbereich aus, und zwar deswegen, weil Capitán de Figuiera von den Gewürzschiffen sprach, die von den Molukken herauf nach Davao segeln und bereits von den Niederländern angegriffen und geentert wurden. Daraus folgert eindeutig, daß sich die Kerle an einem Punkt festgesetzt haben müssen, von dem aus sie die von den Molukken herauf segelnden Schiffe kontrollieren können – zum Beispiel hier!“ Hasard tippte auf den Bereich der Sangi-Inseln, jenen Inseln, die fast genau in der Mitte zwischen dem nördlichen Kap von Celebes und dem südlichen Kap von Mindanao, dem Kap Tinaka, lagen. Er zog auf der Karte einen imaginären Kursstrich von den Molukken hinauf nach Davao. „Der Kurs der Schiffe führt an den Sangi-Inseln vorbei“, sagte er. „Dort würde ich mich festsetzen, wenn ich das betreiben wollte, was die Mijnheers tun. Alles klar?“

      Don Juan starrte auf die Karte, und seine Miene hellte sich auf. Ganz ohne Ironie sagte er: „Man muß nur nachdenken, wie?“

      „Richtig, aber vor allem muß man das an Informationen auswerten, was man zur Verfügung hat – bei de Figuieras Hinweis auf den Frauenraub der Niederländer haben wir geschlafen. Genauso haben wir nicht an die Auslegerboote der Badjao gedacht, an die Möglichkeit, daß die Kerle mit diesen Booten verschwinden könnten. Im Grunde haben sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das lag so nahe, und wir waren …“

      „… vernagelt“, unterbrach Don Juan.

      „Mächtig vernagelt.“ Hasard nickte. „Aber laß mich noch mal nachdenken. Zwischen Kap Tinaka und den Sangi-Inseln liegt eine Strecke von etwa einhundertfünfzig Meilen über See. Würdest du die mit Einmast-Schaluppen oder Auslegerbooten befahren?“

      Don Juan wiegte den Kopf. „Bei den Auslegern hätte ich Bedenken, weil ich die Dinger zu wenig kenne. Mit einer Einmast-Schaluppe würde ich mir das zutrauen. Bei günstigem Wind wäre das eine Reise von vierundzwanzig Stunden – etwa. Ja, das ist zu schaffen. Warum hast du gefragt?“

      „Na ja, ich dachte an den Aktionsradius von Schaluppen und daran, daß der ja nicht unbegrenzt ist. Anders ausgedrückt: Aus Sicherheitsgründen würde ich ihn soweit wie möglich begrenzen. Daraus könnte man folgern, daß die Niederländer auf den nördlichsten Inseln der Sangi-Gruppe einen Stützpunkt haben. Damit wären sie noch näher an Mindanao dran.“

      „Stimmt“, sagte Don Juan, „und am allernächsten sind sie Mindanao, wenn sie sich auf den Sarangani-Inseln niedergelassen haben.“ Er tippte auf die beiden Inseln vor der Südspitze von Mindanao, die fast nebeneinander lagen. Die westliche größere Insel hieß Balut, die längliche östliche, nach der die Inseln ihren Namen hatten, Sarangani. Von diesen Inseln war es hinüber nach Mindanao lediglich ein „Katzensprung“, gemessen an der 150-Meilen-Entfernung zu den Sangi-Inseln. „Jedenfalls sollten wir zuerst dort nachsehen“, fügte Don Juan hinzu, „bevor wir die nördlichen Sangi-Inseln ansteuern.“

      „Kein Einwand“, sagte Hasard, „obwohl ich meine, daß es unseren Badjao hier nicht verborgen geblieben wäre, wenn sich die Kerle auf den Saranganis niedergelassen hätten. Aber in Ordnung, wir fangen dort mit der Suche an. Jetzt verklare bitte unserem alten Freund, daß wir versuchen wollen, ihm die acht entführten Frauen zurückzubringen, was bedeutet, daß die Familien hierbleiben müssen.“

      „Wieso soll ich ihm das verklaren?“

      „Du bist so gut in der Zeichensprache“, sagte Hasard grinsend. „Wie du ‚junge Frau‘ dargestellt hast, war große Schauspielkunst. Du bist der geborene Mime!“ Und damit verneigte sich Hasard vor Igna, rollte die Karten zusammen und ließ den verdutzten Don Juan zurück.

      So war denn Don Juan der letzte der Mannen, der den Strand verließ und zu den Schiffen übersetzte. Dort hatte inzwischen Hasard den Waldschrat aus der Vorpiek holen lassen, was Carberry zusammen mit Smoky und Matt Davies besorgte.

      Zwar hatte Hasard erwartet, daß es mit dem Muskelmonster Krach geben würde, aber dem war nicht so. Und warum nicht? Ganz einfach! Carberry hatte dem Kerl den Leibriemen weggenommen, nachdem er festgestellt hatte, daß dem die Hose im Bund ziemlich lose saß. Somit war der Schrat gezwungen, die Hose mit den Unterarmen an die Hüften zu klemmen. Seine Hände blieben dabei gefesselt. Wenn der Kerl nicht mit rutschender Hose und im Hemd herummarschieren wollte, mußte er die Hose festhalten. Und das tat er – mit verbissener Visage. Er sah nicht nach Zuckerlecken aus.

      Die Arwenacks feixten, als sie sahen, welchen Trick Carberry angewandt hatte. Und sicher, wenn sie’s recht bedachten, würden sie in einem solchen Fall auch lieber ihre Hose festhalten, als mit rutschender oder ohne herumzulaufen.

      „Zur Stelle mit dem Kerlchen, Sir!“ meldete Carberry dröhnend und schubste den Schrat in die Nähe der Achterdecksbalustrade. „Du siehst, er ist außer Gefecht. Wenn er zulangt, steht er im Hemd, und das möchte er nicht. Da ist er eigen, weil er sehr genau weiß, daß Männer im Hemd nur halbe Portionen sind. Möchtest du ihn verhören, Sir, oder hat er jetzt Ausgang?“

      „Stell ihn ans Schanzkleid, Ed“, sagte Hasard. „Er soll sehen, was seine Kumpane bei den Badjao angerichtet haben. Ich möchte, daß er die Toten sieht.“

      „Aye, Sir.“ Mit ein paar Püffen dirigierte Carberry den Schrat ans Schanzkleid der „Santa Barbara“. „Schau gut hin, du Hundesohn“, knurrte der Profos. „Es ist das Werk deiner Genossen – Mord an friedlichen Leuten, die euch nichts getan haben!“

      Der Waldschrat spuckte über Bord.

      Carberry schaute zu Hasard hoch. „Was sagst du dazu, Sir?“

      Hasard flankte über die Balustrade, setzte geschmeidig auf der Kuhl auf, trat zu dem Kerl, riß ihn zu sich herum und fragte: „Wo habt ihr euren Stützpunkt?“

      Die Antwort war wiederum Spucke, aber sie traf nicht, weil Hasard zur Seite geglitten war.

      „Schnall ihm den Riemen wieder um, Ed!“ befahl er.

      Carberry tat es, zog ihm aber die Schnalle auf dem Rücken zu, um nicht vor den Kerl treten zu müssen, der schlimmer als ein spuckendes Lama war.

      „Ben! Einen Degen!“ rief Hasard zum Achterdeck hoch, zog seinen eigenen Degen und fuhr den Schrat an: „Streck die Hände vor, du Bastard!“

      Der verstand sehr genau die englische Sprache und hielt Hasard die Hände hin. Hasard zertrennte die Fesseln, fing von Ben einen Degen auf und warf ihn dem Schrat zu.

      „Jetzt zeig mal, ob du noch mehr kannst als spucken, du mieser holländischer Strolch!“ zischte er.

      Der Schrat stieß ein röhrendes Gebrüll aus und stürmte vor wie ein blindwütiger Stier – und schon prallte er krachend auf die


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