Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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du gelernt?“

      „Ich habe ihn gefragt – mit den Händen natürlich –, ob sie etwas zu essen brauchten. Da hat er erwidert: ‚Salámat, busóg na akó!‘“

      „Mann, Mann, und was heißt das?“ fragte Hasard verblüfft.

      „Das heißt: Danke, ich bin satt.“

      Hasard räusperte sich ausgiebig und sagte: „Das ist wirklich hervorragend, Juan, aber unzureichend.“

      „Unzureichend?“ Don Juan runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“

      „Na ja, wenn wir die Badjao-Ladys befreien, kannst du ja nicht sagen: Danke, ich bin satt! Das wäre irgendwie unpassend, nicht?“

      Don Juan verlor etwas die sogenannte Kontenance, indem er kein sehr stubenreines Wörtchen ausstieß. Und er sauste – wie zuvor Hasard – mit einer eleganten Flanke ab zur Kuhl, um abzuentern und an Land zu pullen.

      „Jetzt hat er aufgebraßt“, sinnierte Hasard, und dann grinste er.

      Carberry kreuzte vor der Achterdecksbalustrade auf, nachdem er irritiert hinter Don Juan hergeschaut hatte, und meldete: „Rübenschwein unter Verschluß, gefesselt, versteht sich. Posten vorm Schott.“

      „Danke, Ed. Hat er irgendwie gemotzt?“

      „Der?“ sagte der Profos etwas verächtlich. „Der ist fertig und piept nicht mehr. Der rennt weg, wenn er ’ne Maus sieht. ’ne alte Erfahrung, Sir; Kerle, die herumstrunzen und aussehen wie Drachentöter, die fallen um, sobald man sie mal scharf anpustet …“ Der Profos verstummte, als sei ihm eben noch etwas eingefallen.

      „Ja, Ed? Was noch?“

      „Ach ja, du hast mich zwar verwarnigt“ – er sagte tatsächlich „verwarnigt“, der Profos –, „aber seine linke Hand sieht schlimm aus, wo du ihm die flache Klinge draufgedroschen hast. Ziemlich geschwollen. Scheußlich, möchte nicht in der Hand stecken. Da könnte ich das Jammern kriegen.“ Der Profos reckte sich. „Schlage vor, der Kutscher schaut sich das mal an, Sir.“

      „Einverstanden. Sag ihm Bescheid.“

      „Geht klar, Sir.“ Und der Profos kurvte ab zur Kombüse. Mit dem Kutscher im Schlepp verschwand er im Vordeck. Der Kutscher hatte wieder seine „Hebammentasche“ bei sich.

      Von der einen Schaluppe setzte Dan O’Flynn zur „Santa Barbara“ über und stieg aufs Achterdeck.

      „Darf man erfahren, was so des weiteren geplant ist?“ fragte er etwas gereizt.

      „Entschuldige, Dan“, erwiderte Hasard, „aber ich hätte dich jetzt sowieso informiert. Unser Gefangener hat geplaudert. Die Kerle haben ihren Stützpunkt an der Südküste der Balut-Insel. Du hast die Karte im Kopf?“

      „Sarangani-Inseln unten vor Kap Tanaki“, erwiderte Dan prompt. „Weiß Bescheid.“

      „Gut. Wir planen, die Ostküste der Nebeninsel Sarangani anzusteuern, suchen dort einen geschützten Ankerplatz und erkunden dann, was mit diesem Stützpunkt los ist – Befestigungen, Armierung, Kampfstärke und so weiter. Wenn wir das wissen, überlegen wir, wie wir die Sache angehen. Wir haben von den Badjao erfahren, daß die Kerle acht Frauen entführt haben. Die holen wir heraus, müssen uns aber was einfallen lassen, um sie nicht zu gefährden. Das ist der Stand der Dinge. Wir gehen ankerauf, sobald Don Juan von Land zurück ist. Er informiert noch die Badjao, wo die acht Frauen gefangengehalten werden und die Mijnheers ihren Stützpunkt haben.“

      „Alles klar“, sagte Dan O’Flynn. „Ich schlage vor, Don Juan und ich übernehmen mit den Schaluppen die Voraussicherung und dienen euch gleichzeitig als Lotsen. Mit unserem geringeren Tiefgang können wir uns auch besser an die Inselküsten herantasten.“

      „Ich bin einverstanden“, sagte Hasard. „Dann überlasse ich dir die Karten. Sonst noch irgendwelche Fragen?“

      „Keine, Sir.“ Dan O’Flynn übernahm die Karten und pullte zu seiner Schaluppe zurück.

      Auch Don Juan hatte seine Mission an Land beendet und pullte an der „Santa Barbara“ vorbei zur anderen Schaluppe.

      Zum Achterdeck der Galeone rief er hoch: „Ich habe noch einen Satz gelernt! Er lautet: Ini-ibig kita!“

      „Und was heißt das?“ rief Hasard zurück.

      „Ich liebe dich!“ Und Don Juan feixte breit.

      Aber das Feixen verging ihm, denn Philip Hasard Killigrew hatte mal wieder das letzte Wort.

      Er rief: „Da wird Taina aber entzückt sein, wenn ich ihr berichte, was du hier für merkwürdige Sprachstudien betrieben hast, mein Freund!“

      „Maldito!“ knirschte Don Juan, und das hieß soviel wie „verdammt!“

      Gegen fünf Uhr morgens am nächsten Tag pirschten sich die beiden Schaluppen Dan O’Flynns und Don Juans lotend von Norden her an die Ostküste von Sarangani heran. Die „Santa Barbara“ blieb mit aufgegeiten Segeln im Wind liegend zurück.

      Die Insel hatte eine längliche Keilform, deren Spitze nach Süden wies. Hier oben im Norden, auf der Ostseite, lag querab noch ein weiteres Inselchen. Sarangani selbst ragte wuchtig aus dem Wasser, die Küste wirkte zerrissen mit zahlreichen Einschnitten, der Sandstrand, mit Palmen bewachsen, schien ziemlich schmal zu sein, denn gleich dahinter stiegen Felsen hoch.

      Vermutlich waren die Sarangani-Inseln eine Fortsetzung des mittleren Gebirgszuges von Norden nach Süden auf Mindanao. Irgendwann war das Landstück zwischen den Inseln und Kap Tinaka weggebrochen – vielleicht bei einem Seebeben –, und nur die Inseln waren übriggeblieben. Darüber konnte man spekulieren, aber unverkennbar mußte ein Zusammenhang mit dem Festland bestanden haben, denn die Inseln waren relativ hoch.

      Hasard schätzte sie auf eine Höhe von mehr als tausend Fuß. Diese Inseln waren also keine flachen Pfannkuchen, über die man wegschauen konnte, sondern ganz beachtliche Brocken. Und so war man hier an der Ostseite von Sarangani gegen Sicht von Westen her total abgeschirmt – immerhin ein Vorteil, den Hasard zu schätzen wußte.

      Zusammen mit Ben Brighton beobachtete er die beiden Schaluppen, wie sie an der Küste entlang nach Süden törnten und immer wieder das Lot auswarfen. Langsam wurde es heller. Hasard sah, wie Don Juans Schaluppe nach Steuerbord drehte und Kurs auf einen dunklen Einschnitt nahm. Sie hatten Langriemen angebracht und pullten jetzt, denn zum einen lagen sie im Wind und zum anderen wurden sie von den Felsen abgedeckt. Die Schaluppe verschwand in dem Einschnitt.

      „Wenn sich dort so etwas wie ein kleiner Fjord befindet“, meinte Hasard, „dann wäre das für uns genau richtig.“ Er wandte sich um und inspizierte die östliche Kimm. „Bald kommt die Sonne raus, da möchte ich hier weg sein.“

      „Hm“, brummte Ben Brighton.

      „Maulfaul, wie?“

      „Das nicht. Ich dachte nur gerade an den Schrat in der Vorpiek. Der Kutscher meldete mir, daß der Mann fiebere.“

      Hasard starrte seinen Ersten Offizier und Freund an. „Und warum hat der Kutscher mir das nicht gemeldet?“

      „Wir wollten dich nicht wecken. Das war vor einer Stunde.“

      „Aha. Dann laß den Kerl aus der Vorpiek holen und in eine Achterdeckskammer bringen.“

      Ben Brighton grinste in sich hinein. „Schon geschehen, Sir.“

      „So? Schon geschehen? Ich bin hier wohl überflüssig, wie?“

      „Das hat niemand gesagt oder behauptet“, entgegnete Ben Brighton, „aber ich wußte, daß du genauso gehandelt hättest. Schließlich sind wir keine Folterknechte.“

      „Markiert der Kerl auch nicht?“ fragte Hasard mißtrauisch.

      „Könntest du Schweißausbrüche, einen knallroten heißen Kopf und Fieberphantasien markieren?“ fragte Ben Brighton zurück. „Und anschließend bibberst du vor Kälte und hast


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