Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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das spürte Hasard deutlich.

      Domingo Calafuria trat vor. „Dieser Kerl gehört uns, Señor Killigrew!“

      „Nein. Ich gewähre ihm das Recht, sich zu schlagen.“

      „Señor Killigrew“, sagte Rodrigo Calafuria. „Sie wissen nicht, was dieser Satan uns angetan hat! Unseren Frauen!“

      „Ich kann es mir denken.“

      „Ihr stinkenden Ratten“, sagte Olivaro. „Ich hätte euch alle der Reihe nach abgemurkst.“

      „Daran haben wir nicht den geringsten Zweifel“, sagte Ben.

      Er war neben seinen Kapitän getreten und händigte ihm seinen Degen aus.

      Hasard warf Olivaro den Degen vor die Füße. Er steckte die Pistole weg und zückte den eigenen Degen.

      Olivaro grinste hämisch. „Was gewinne ich denn, wenn ich siege?“ fragte er. „Nichts. Die anderen Drecksäcke hier werden mich aufhängen.“

      „Wenn du siegst, hast du freies Geleit“, entgegnete der Seewolf. „Ben Brighton, mein Erster Offizier, bürgt dafür, falls ich sterbe.“

      Olivaro lachte. „Das soll ich glauben?“

      „Du hast mein Wort“, sagte der Seewolf.

      „Dein Wort ist mir einen Dreck wert!“ brüllte Olivaro.

      „Señor“, sagte Hernán Zorba. „Merken Sie nicht, daß er die Ehre nicht wert ist, die Sie ihm geben?“

      Hasard ließ die Degenklinge durch die Luft pfeifen. Plötzlich hatte Olivaro eine blutige Schramme auf der rechten Wange.

      „Bist du ein jämmerlicher Feigling, Olivaro?“ fragte Hasard.

      Mit einem wilden Fluch bückte sich der Piratenführer und hob den Degen vom Boden auf. Dann kreuzte er mit dem Seewolf die Klinge. Er erwies sich als guter Fechter. Gleich bei seinem ersten Ausfall trieb er den Seewolf ein Stück zurück.

      Hasard zog sich auf die Gasse zurück. Die Männer wichen auseinander. Olivaro stürzte sich mit wildem Lachen auf seinen Gegner und bearbeitete ihn mit der Klinge. Fast sah es so aus, als würde die Klinge Hasards Gesicht treffen.

      Aber wie durch Zauberei fegte der Seewolf den Degen des Gegners zur Seite weg. Olivaro wurde nach rechts gerissen. Die Wucht des Paradehiebes ließ seine Schulter schmerzen. Er konterte sofort, aber auch jetzt gelang es ihm nicht, einen Treffer anzubringen. Zu gut war die Deckung des Seewolfes, zu flink seine Reaktionen.

      Hasard ging zum Gegenangriff über. Mit einer Finte lockte er Olivaro aus der Reserve. Blitzschnell stieß Hasard zu, und der Pirat hatte noch eine Schramme – auf der linken Schulter. Olivaro stolperte rückwärts. Er war verwirrt. Seine Fassung war ins Wanken geraten.

      Hasard folgte ihm und deckte ihn mit einer Serie von wirbelnden Hieben ein. Olivaro sicherte sich ab. Klirrend schlugen die Klingen gegeneinander. Halten konnte der Pirat sich aber nicht, er wich wieder zurück – bis an die Tür des Hauptquartiers. Er stieß die Tür mit dem Rücken auf.

      Hasard trieb Olivaro ins Innere. Fluchend blockte der Pirat die immer schneller auf ihn einprasselnden Schläge ab. Dann sprang er hinter den Tisch, packte einen Stuhl und schleuderte diesen auf Hasard zu.

      Hasard duckte sich. Der Stuhl prallte krachend gegen die Wand.

      „Du gemeiner Bastard, Olivaro!“ schrie draußen Domingo Calafuria. „Schlag dich wie ein Mann!“

      Olivaro trat gegen den Tisch, der polternd umstürzte. Olivaro glaubte, Hasard abgelenkt zu haben und wollte blitzartig zustechen. Doch wieder war der Gegner auf der Hut. Hasard wich aus – Olivaro stolperte ins Leere. Als er an Hasard vorbeiraste, verspürte er einen siedendheißen Schmerz in der Seite.

      Olivaro knallte mit der Schulter gegen die Wand. Er stöhnte, lehnte sich gegen die Wand und drehte sich zu Hasard um.

      „Du Schwein hast mich schon wieder getroffen“, sagte er keuchend.

      „Das ist der Sinn dieses Duells“, erwiderte Hasard. Langsam trat er auf seinen Feind zu.

      „Mich erledigst du nicht“, flüsterte Olivaro.

      „Jeder Mann findet einmal seinen Meister.“

      „Eingebildet bist du wohl gar nicht?“ höhnte Olivaro. Dann sprang er unversehens auf Hasard zu. Er duckte sich tief und versuchte, dem Seewolf den Degen in den Unterleib zu rammen.

      Aber wieder reagierte Hasard schnell genug. Mit voller Wucht schlug er zu und drückte die gegnerische Klinge dadurch zur Seite weg. Olivaro heulte auf. Er stolperte zu dem umgekippten Tisch und fiel um ein Haar darüber.

      Mit einer lästerlichen Verwünschung fuhr der Pirat zu Hasard herum.

      „Stirb!“ schrie er.

      Wie von Sinnen rannte er auf den Seewolf zu und hieb wild mit dem Degen um sich. Aber er brachte keinen Treffer an.

      Der Seewolf war verschwunden, er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Olivaro sah Schleier vor seinen Augen. Alles drehte sich um ihn – und dann bohrte sich der Stahl brennend mitten in seine Brust.

      Olivaro torkelte quer durch den Raum. Weg, dachte er, nur weg hier. Er ließ den Degen fallen und wankte zur Tür. Hasard war hinter ihm, aber Olivaro registrierte es nicht mehr.

      Die Männer murmelten, als Olivaro ins Freie stolperte. Domingo Calafuria wollte etwas unternehmen, doch sein Sohn hielt ihn zurück. Olivaro torkelte wie ein Betrunkener zum Ausgang des Dorfes. Fast hatte es den Anschein, als würde er es noch schaffen, im Wald unterzutauchen.

      Dann aber knickten die Knie des Piraten ein, und Olivaro brach zusammen. Er krümmte sich und dachte: wenn ich doch bloß die verdammte Schatulle hätte.

      Hasard war Olivaro gefolgt. Als dieser sich auf den Rücken drehte, blickte er ihm in die Augen.

      „Nun ist es endgültig aus, Olivaro“, sagte der Seewolf.

      „Fahr doch – zur Hölle …“

      „Den Gefallen kann ich dir nicht tun.“

      „Fahrt alle – zur …“

      Olivaros Blick wurde starr, sein Körper versteifte sich. Als die Männer der Schebecke, die Fischer und Ives mit dem Mädchen bei Hasard eintrafen, sagte Hasard: „Er ist tot.“

      „Seine Seele wird in der Hölle schmoren“, sagte Domingo Calafuria.

      „Schafft ihn weg“, sagte Hernán Zorba.

      Die Fischer hoben den Toten auf und trugen ihn fort. Hasard drehte sich zu Domingo, Rodrigo und den anderen um.

      „Ich glaube, ihr könnt jetzt eure Familien ins Dorf holen“, sagte er.

      Am Abend wurde im Dorf gefeiert. Die Fischer ließen ihre Retter hochleben. Burl Ives spendierte Bier und Whisky. Dies sei der schönste Tag seines Lebens, sagte er, und die Arwenacks nahmen es ihm ohne weiteres ab. Besonders, als sie später bemerkten, wie Farah den Kapitän küßte. Sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt.

      Am nächsten Tag hatte sich das Wetter beruhigt. Die Arwenacks setzten die Schebecke instand. Ferris Tucker und sechs Helfer schlugen Bäume und verarbeiteten sie zu Planken und Spieren. An Bord des Dreimasters wurde fleißig gehämmert und gezimmert. Bei dem Gefecht gegen die Piraten hatten sich die Lecks wieder vergrößert. Aber im Verlauf des Tages gelang es den Mannen, das Schiff wieder voll und ganz in Schuß zu bringen.

      Hasard und Ben halfen Burl Ives und Farah Acton, den toten Harold Acton aus dem Wrack der „Samanta“ zu bergen. Danach beerdigten sie ihn unweit des Ufers und stellten ein hölzernes Kreuz für ihn auf. Farah begann wieder zu weinen.

      Später aber tröstete Ives sie mit den Worten: „Dein Vater wäre stolz, wenn er wüßte, daß für dich alles gut ausgegangen ist.“

      „Ja“, sagte sie. „Und dort, wo er jetzt ist, gibt


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