Seewölfe - Piraten der Weltmeere 305. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 305 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-702-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Anfangs hatten die Arwenacks der „Isabella IX.“ das pfannenförmige Nebenmeer des Atlantik noch geringschätzig belächelt. Das Baltische Meer, wie die Ostsee auch noch genannt wurde, war durchschnittlich nur sechzig Yards tief, mit einer Ausnahme von knapp fünfhundert Yards in der Nähe von Gotland. Das war die tiefste Stelle. Kein Verhältnis also im Vergleich zum Atlantik oder Pazifik oder Indischen Ozean.

      Ortsunkundig, wie die meisten der Seewölfe in diesem Falle waren, wurden der Ostsee dann auch die wunderlichsten Namen verliehen.

      Der Profos Edwin Carberry nannte sie verächtlich eine Pißrinne für Schwäne und Reiher, Ferris Tucker bezeichnete sie als erbärmlichen Heringstümpel, und für die meisten anderen war sie nichts weiter als ein Ausflughafen für Hausenten.

      Diese Ausdrücke wiederum trieben dem Schweden Stenmark die Zornesröte ins Gesicht, und auch Nils Larsen war erbost, denn schließlich war das „ihr“ Meer, und sie versicherten den anderen, daß sie sich noch sehr wundern würden.

      Das war mittlerweile geschehen, denn in der Ostsee wurde reger Handel getrieben, und auch da gab es Schnapphähne, Beutelschneider und Halunken. Da gab es auch verdammt harte und ruppige See und einen Wind, der einem die Ohren vom Schädel riß.

      Jetzt waren sie weiter unterwegs, mit geheimer Order und im Namen der Königin. Diese geheime Order bestand darin, Handelsbeziehungen anzuknüpfen und auszubauen. Ganz im Hintergrund stand dabei der Gedanke, diesen Handel mit Bernstein, Holz und Pelzen ohne die Hanse mit den Ostseeanrainern allein abzuwikkeln. So war der Seewolf mit königlicher Order unterwegs und verfügte über gute Seekarten.

      Schon aus diesen Karten war klar ersichtlich, daß die Ostsee wohl doch etwas mehr war als nur ein erbärmlicher Heringstümpel oder eine halbvolle Kabeljautonne.

      Erst war die Sache mit Stenmark passiert, danach wurden sie von den Öresund-Piraten kräftig geleimt, und nun sah jeder die Ostsee plötzlich mit ganz anderen Augen.

      Ja, es gab hier tatsächlich viel und rauhes Wasser, wie der gute Carberry leicht beschämt feststellen mußte. Und es war auch keineswegs so, daß man an Backbord und Steuerbord nur die Hände auszustrecken brauchte, und schon konnte man an beiden Landseiten so im Vorübersegeln mal die Kühe melken.

      An diesem Tag, es war der 14. Februar 1593, segelte die „Isabella“ auf Ostkurs bei handigem Wind aus Südwesten. Darüber hatten sich auch schon alle gewundert, denn im „Heringstümpel“ herrschten meist Winde vor, die um West drehten. Sie schlugen mitunter auch sehr schnell nach Nordost um, und wenn ein harter Nordost über die See brüllte, dann gab es an den südlichen Küsten Trümmer und Kleinholz und stark auflaufende Sturmfluten.

      Als der Wind an diesem Tag einmal für kurze Zeit auf West drehte, wurde etwas Erstaunliches an der „Isabella“ entdeckt, eine Eigenschaft, die die Arwenacks vorher noch nicht herausgefunden hatten.

      Sie lief platt vor dem Wind, der von West wehte, nach Osten, und als Pete Ballie einmal das Ruder losließ, da lief sie immer noch platt vor dem Wind, ohne aus dem Kurs zu geraten.

      Pete Ballie sah sich dieses Phänomen mit gerunzelter Stirn an. Dann stemmte er die Arme fassungslos in die Hüften, linste nach den Segeln, peilte auf den Kompaß und warf einen Blick ins Kielwasser, das wie mit dem Lineal gezogen war.

      „Ja, da soll mich doch gleich der Teufel backbrassen“, murmelte er.

      Hasard stieg gerade aus der Kapitänskammer hoch, während Ben Brighton und Dan O’Flynn auf dem Achterdeck standen.

      Hasard kniff die Augen schmal und musterte Pete Ballie, der grinsend neben dem Ruder stand. Ben Brighton sah der ganzen Angelegenheit schweigend zu, während Dan O’Flynn durch einen Kieker nach Norden blickte, ihn dann wieder herumschwenkte und nach Südosten sah. Auf Südost blieb der Kieker lange Zeit gerichtet.

      Die „Isabella“ lief immer noch platt vor dem Wind, voll aufgebraßt, unter vollem Preß jagte sie dahin. Nur ihr Bug begann kaum merklich mal nach Backbord, mal nach Steuerbord auszuwandern, hielt dann aber immer wieder die Position auf genau Kurs Ost.

      „Hast du keine Lust mehr, Mister Ballie?“ fragte Hasard anzüglich. „Seit wann stemmt der Rudergänger die Arme in die Seiten und hält Ausschau nach fliegenden Heringen?“

      „Sie läuft allein, Sir“, sagte Pete verwundert. „Sie läuft wahrhaftig ganz allein platt vor dem Wind, ohne aus dem Kurs zu geraten. Sie giert nur ein wenig, ganz minimal zwischen zwei Strichen, als wüßte sie ganz genau, wohin sie soll.“

      „Das kann nicht sein“, sagte der Seewolf. „Kein Schiff läuft ohne Mann am Ruder allein vor dem Wind.“

      „Aber sie tut es, Sir“, beharrte Pete.

      „Es stimmt“, sagte auch Ben Brighton und nickte. „Ich beobachte es bereits seit einer ganzen Weile.“

      Pete wollte wieder nach den Holmen greifen, doch Hasard winkte ab.

      „Das möchte ich mir mal ansehen“, sagte er. „Laß sie noch eine Weile laufen, ich kann es nicht glauben.“

      Fast eine Viertelstunde standen die Männer staunend auf dem Achterdeck und wunderten sich über das Schiff, das so segelte und Kurs hielt, als würde ein Unsichtbarer es mit sicherer Hand steuern.

      Der erste, dem das schwer verdächtig war und gar nicht gefiel, war natürlich Old O’Flynn, der sich heimlich bekreuzigte.

      „Verdammt“, sagte er, „ich bin mein Leben lang zur See gefahren, aber das habe ich noch nie gesehen. Ein paar Augenblicke lang geht das schon, aber nicht länger. Dieser Teufelskahn segelt ja von einem Glasen zum anderen allein. Wenn da nur nicht der Gehörnte unsichtbar am Ruder steht. Das gab’s ja nicht mal auf der ‚Empress of Sea‘, und da gab es wirklich fast alles.“

      „Quatsch“, sagte Hasard grob, „du siehst wieder hinter jedem Mast den Gehörnten! Die ‚Isabella‘ hat eben völlig ausgeglichene Translationsbewegungen. Solange Schoten und Brassen belegt sind und wir mit Backstagbrise laufen, bleibt sie auf Kurs. Das ist die Kunst eines brillanten Baumeisters, und die muß nicht immer was mit dem Teufel zu tun haben.“

      „Na, ich weiß nicht“, meinte O’Flynn mißtrauisch mit abwehrender Handbewegung. „Da scheinen mir doch flimmernde Linien in der Luft direkt neben dem Ruder zu sein. Und man weiß ja, was das bedeutet.“

      „Augenflimmern, Dad“, sagte sein Sohn Dan trocken. „Das ist eine altersbedingte Erscheinung.“

      „Sei


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