Seewölfe Paket 7. Roy Palmer

Seewölfe Paket 7 - Roy Palmer


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ihnen eine höllische Falle gestellt hatte. Dann, auf offener See, hatte es das Gefecht mit weiteren vier Schiffen gegeben. Das Flaggschiff, an dessen Namen sich der Seewolf jetzt erinnerte, war gesunken – die „Bartolomeu Diaz“. Danach hatte das Feuer der „Isabella“ eine dritte Kriegsgaleone vernichtet. Wie sie geheißen hatte, war den Seewölfen nicht bekannt.

      Zwei Galeonen waren völlig intakt geblieben, weil sie wegen zu großen Abstandes nicht in den Kampf hatten eingreifen können. Hasard hatte sie beide abgehängt, aber jetzt war das eine Schiff wieder da.

      Ihr Kapitän und ihre Mannschaft waren erschienen, um dem verhaßten Feind endlich den Garaus zu bereiten. Und sie konnten es schaffen. Noch war die „Isabella“ arg angekratzt. In diesem ramponierten Zustand hielt sie. kein Gefecht durch. Die Crew war teils verletzt, teils ziemlich ausgelaugt. Erwischte der Portugiese die Seewölfe in ihrem Versteck in der Flußmündung, war es aus.

      Hasard konnte mit dem reparaturbedürftigen Schiff aber auch nicht auslaufen. Selbt wenn er sich vor dem Portugiesen davongepirscht hätte, wäre er aller Wahrscheinlichkeit nicht sehr weit gelangt.

      Da gab es nur eins. Er mußte handeln, bevor der Gegner ihn entdeckt hatte, bevor auch die zweite Galeone zur Stelle war. Er mußte diesen vergeltungssüchtigen Dons zuvorkommen.

      Jetzt.

      Nach ihrer Rückkehr an Bord der „Isabella“ hatte Ben Brighton den Kutscher als Späher vorschicken wollen. Der Kutscher war schon vorher Wache an der Nordküste gegangen und hatte den Portugiesen entdeckt. Bob Grey hatte die Hiobsnachricht dann in die Berge hinaufgebracht, Bill, der Schiffsjunge, hatte den Seewolf unterrichtet.

      Sun Lo hatte zu Hasard gesagt: „Laß deinen Feldscher hier an Bord bleiben. Er ist auf einsamem Posten zu sehr gefährdet. Wir finden die Galeone auch so wieder.“

      Das bewahrheitete sich jetzt, und Ed Carberry biß sich auf die Unterlippe, als er die feindliche Galeone wie eine schwimmende Burg daliegen sah.

      „Ich bewundere Eure Fähigkeiten“, murmelte Hasard. „Ihr habt ein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen, Sun Lo.“

      „Das ist Übungssache“, entgegnete der alte Mann. „Außerdem bin ich seit fast einem Menschenalter auf dieser Insel. Das dürft Ihr nicht vergessen.“

      „Trotzdem.“ Hasard richtete seinen Blick wieder auf die Galeone. Der Kapitän hatte die Segel aufgeien lassen, das Schiff dümpelte nur noch dahin. Offenbar hatte der Mann vor, hier, an einer nicht sehr tiefen und einigermaßen geschützten Stelle, vor Anker zu gehen.

      Das traf sich gut.

      „Was plant Ihr?“ fragte Sun Lo gedämpft.

      „Ich will den Portugiesen einen Höflichkeitsbesuch abstatten.“

      „Tötet sie nicht, Seewolf.“

      „Das habe ich nicht vor. Solange sie nicht zu den Feuerwaffen greifen.“

      „Ich habe die Messer gesehen, die Ihr und Eure Freunde in den Gurten stekken habt.“

      „Die sind nur für den äußersten Notfall gedacht“, sagte Hasard ernst.

      „Ihr wißt, daß ich mehr als eine gerechtfertigte Verteidigung nicht verantworten kann“, raunte der alte Abt.

      Hasard nickte. „Ich werde Euch nicht enttäuschen.“

      „Es ist wohl besser, ich begleite Euch. Ich bin ein guter Schwimmer.“

      Verblüfft wandte sich Hasard dem klugen Mann zu. „Das bezweifle ich nicht. Aber das kann ich nun wieder nicht verantworten. Nein, wirklich nicht, Sun Lo. Ihr braucht nicht zu versuchen, Euch trotzdem durchzusetzen.“

      Sun Lo konnte Hasards eisblaue Augen funkeln sehen. Er begriff, daß sein Ansinnen wirklich nicht die glorreichste Idee war.

      „Gut“, erwiderte er deshalb. „Was soll ich also tun? Hier warten?“

      „Kehrt zum Schiff zurück“, raunte Hasard. „Wenn alles schiefgeht, gebe ich von der Galeone der Portugiesen aus ein Alarmzeichen. Ben Brighton wird dann auf Gedeih und Verderb doch mit der ‚Isabella‘ auslaufen und uns zu Hilfe kommen. Ich will aber nicht, daß Ihr dann noch hier im Dikkicht steckt.“

      „Sondern?“

      „Ich will, daß Ihr in dem Fall mit Euren Männern in die Berge zurückkehrt und Euch aus allem heraushaltet. Das hier ist einzig und allein unsere Sache“, sagte der Seewolf. Er schickte sich an, das Gebüsch zu verlassen.

      Die Anker rauschten an ihren Trossen aus, die Spills auf Vor- und Achterdeck der Galeone wirbelten. Bug- und Heckanker klatschten ins ruhige Wasser und senkten sich dem Grund entgegen.

      Capitán Nuno Goncalves stand am Steuerbordschanzkleid des Achterdecks und blickte zum Ufer hinüber. Er verschränkte die Arme vor der Brust, beobachtete und dachte nach.

      Das Dickicht und der Inselwald hatten hundert Stimmen, Zikaden zirpten, Frösche quakten beleidigt, die Nachtvögel lösten sich in einem faszinierenden Konzert ab. Bewegungen, vielleicht sogar von Menschen, vermochte Goncalves jedoch nicht festzustellen.

      Und irgendwo die Umrisse einer großen Galeone mit überhohen Masten zu erkennen – das wäre denn doch zu schön gewesen. Ein Traum, der so nicht in Erfüllung ging.

      Am Abend hatte Nuno Goncalves die Küste von Formosa erreicht, am Abend noch hatte er nach dem gehaßten Feind geforscht. Ohne Erfolg.

      „Die Frage ist“, murmelte er jetzt, „sind die Hundesöhne wirklich auf dieser Insel zu finden?“

      Der erste Offizier und der Batelero, der Bootsmann, waren zu ihm ans Schanzkleid getreten.

      „Ich bin davon überzeugt“, meinte der Erste, ein schneidiger junger Mann, der nach dem Anschluß Portugals an Spanien die Kadettenschule in Cadiz besucht und rasch Karriere gemacht hatte. „Die kleineren Inseln im Norden haben wir fast alle abgesucht. Ohne Ergebnis. Aber ‚E1 Lobo del Mar‘ muß sich irgendwohin verholen, um sein Schiff instandzusetzen. Bestimmt hat er auch Verletzte an Bord, die Ruhe und Erholung brauchen.“

      Der Bootsmann war nicht ganz überzeugt. „Diese Teufel sind zu allem fähig. Auch dazu, einfach an der Insel vorbeizusegeln.“

      Goncalves schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nun doch nicht. Morgen früh landen wir auf Formosa. Wir kämmen jeden Fuß Land ab – und wenn der Bastard hier ist, dann finden wir ihn auch, das schwöre ich euch.“

      Der Bootsmann blieb skeptisch. „Vergeßt nicht, daß auf der Insel der verrückte Abt mit seinen schlagenden Mönchen haust, Kapitän. Mit dem kriegen wir auch Schwierigkeiten.“

      Der Erste lachte auf. „Soll das heißen, daß du Angst hast?“

      „Viele vor uns haben versucht, eine Kolonie auf der Insel einzurichten. Sie sind gescheitert. Alle.“

      Nuno Goncalves nickte. „Stimmt, aber die ‚Bahia Blanca‘ wird uns bald erreicht haben, und vielleicht treffen auch die ‚Sao Fernao‘ und die ‚Santa Luzia‘ ein. Dann haben wir die nötige Stärke, um ein erfolgreiches Landunternehmen durchzuführen.“

      „Die ‚Sao Fernao‘ und die ‚Santa Luzia‘ hätten sich nie so weit vom Verband absetzen dürfen“, versetzte der erste Offizier. „Ich habe das immer für einen Fehler gehalten.“

      Goncalves wandte den Kopf und fixierte ihn. „Die ‚Bahia Blanca‘ ist zurückgeblieben, um die Schiffbrüchigen des Gefechts an Bord zu nehmen. Der Comandante gehört zu den Überlebenden. Wenn du willst, kannst du ihm. deine Kritik vortragen. Er wird davon sehr erbaut sein.“

      „So habe ich das nicht gemeint“, sagte der Erste abschwächend. „Bitte verzeiht mir, Kapitän.“

      „Genehmigt.“ Goncalves’ Stimme klang weniger schroff, als er das erwiderte. „Folgt mir, wir gehen in meine Kammer und beschäftigen uns noch einmal eingehend mit den Karten. Morgen früh will ich sicher sein, daß jeder unserer Schritte sorgsam vorbereitet und festgelegt


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