Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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Küste zurück, halb zerstört und unbrauchbar, und sie würden sich mit Sicherheit hier nicht mehr blicken lassen.

      „Klart auf!“ rief Hasard. „Wir kehren auf denselben Platz zurück und gehen dort vor Anker. Ich nehme an, der Admiral wird erneut sehr beschämt sein.“

      Er wußte nicht, wie recht er mit seinen Worten hatte, denn auf dem Flaggschiff gab es einen Mann, der den Seewolf sehr gut kannte.

      Der Koch Mac Pellew, der sauertöpfische, ewig mißgelaunte und pessimistische Eigenbrötler, sah aus schmalen Augen und mit zusammengekiffenen Lippen dem Angriff zu und schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf.

      Mac Pellew war nicht zum Lachen geboren, er sah immer so aus, als hätte er gerade ein Faß Essig verschluckt, aber jetzt bemerkten die beiden Hilfsköche des Flaggschiffes, wie sich sein Mund öffnete, seine Zahnstummel sichtbar wurden und er die Lippen zu einem Grinsen auseinanderriß, das direkt schauerlich wirkte.

      „Ha“, hörten sie ihn schadenfroh murmeln, „der zeigt es denen aber! Das ist noch ein Kerl, ein richtiger, harter.“

      „Was brabbelst du da dauernd?“ fragte einer der Hilfsköche. „Hast du Zahnschmerzen, weil du dein Maul so aufreißt?“

      „Schnauze“, brummte der übelgelaunte Koch, und schickte einen gallebitteren Blick zum Achterkastell wo Drake wie ein Denkmal aus Stein stand und mit verkniffenem Gesicht dem Angriff zusah.

      „Da kann er sich was abschneiden, der Sir Admiral“, brabbelte er vor sich hin. „Immer wenn er in der Scheiße sitzt, kann der Seewolf ihn raushauen. Haha, erst läuft er auf, daß mir die Pfannen und Töpfe um die Ohren fliegen, und dann muß er noch beschützt werden.“

      Seine Stimme wurde verächtlich. Mac Pellew war bekannt dafür, daß er kein Blatt vor den Mund nahm und immer ruhig blieb.

      „Kanalratte“, hörten die entsetzen Hilfsköche ihn murmeln, und einer bedeutete ihm durch Zeichen, er möge still sein, weil in diesem Augenblick Kapitän Thomas Fenner herantrat.

      Aber Mac Pellew dachte gar nicht daran, er sah den Kapitän auch nicht.

      „Große Töne kotzen“, ereiferte er sich mißmutig. „Die Hände auf den Hintern halten und hin und her laufen, das kann er. Soll er doch jetzt mal zeigen, was er kann, dieser Sir Admiral! Der Seewolf – das wäre ein Admiral.“

      Fenner riß den Koch mit einem Ruck herum und sah ihm in die Augen.

      „Ich lasse Sie einpökeln, Kerl!“ schrie er. „Was sind das für ketzerische Reden? Was faseln Sie da? Sie haben wohl die Neunschwänzige noch nicht ausprobiert?“

      Mac Pellew sah ihn sauer an. Er kriegte weder einen roten Schädel, noch regte er sich auf.

      „Ich sage nur die Wahrheit“, erklärte er. „Oder ist der Killigrew vielleicht aufgebrummt? Wir waren das doch! Und was hätten wir wohl gegen die Galeeren ausgerichtet, Sir?“

      „Zusammengeschossen, natürlich!“ schrie Fenner.

      Mac Pellew kicherte, dann wandte er sich ab und ignorierte die Worte des Kapitäns, indem er ihn einfach stehen ließ und in seiner Kombüse verschwand.

      Aber selbst da meckerte er weiter, brummte vor sich hin, fluchte auf Drake und dessen Unvermögen und verstummte schließlich nach einer Weile.

      „Melden Sie mir den Mann morgen früh!“ sagte er zu dem Bootsmann. „Aber vergessen Sie das nicht!“

      „Aye, aye, Sir, ich werde ihn melden!“

      Fenner kehrte zum Achterkastell zurück. Dort stand Drake, sah durch ihn hindurch und schien überhaupt nichts wahrzunehmen.

      „Das war also sein Trumpf“, sagte Fenner. „Dieses merkwürdige Feuer. Was mag es nur sein?“

      „Das weiß ich nicht, Mister Fenner“, antwortete Drake eisig. „Ich bin nicht an Bord des Flaggschiffes, um herauszufinden, mit welchen Finten und Tricks dieser Killigrew arbeitet. Haben Sie mich verstanden?“

      „Selbstverständlich, Sir. Ich wollte nur bemerken, daß es ziemlich schnell ging, die Galeeren in die Flucht zu schlagen.“

      „Die Bemerkung sei Ihnen gestattet“, sagte Drake, und seine Stimme klang immer noch eiskalt.

      Er dachte nicht im Traum daran, mit Fenner darüber zu diskutieren, wie der Seewolf es geschafft hatte, diese vier angriffslüsternen Spanier zu vertreiben.

      Erst als der Anker der „Isabella“ klatschend ins Wasser fiel und die ranke Galeone ihren vorherigen Platz wieder einnahm, zuckte der Admiral zusammen.

      Was in seinem Innern vorging, wußte niemand, man sah es ihm auch nicht an, aber die Männer deuteten diesen steinernen Gesichtsausdruck ganz richtig. Der Seewolf hatte dem Admiral imponiert, allerdings war Drake nicht der Mann, der das offen zugab. Er stritt und haderte lieber mit sich selbst herum, als seine Gefühle zu offenbaren.

      Lange stand er so, unbeweglich, fast starr, rang mit sich und seinem Gott und zog seine Konsequenzen.

      Wäre der Seewolf nicht gewesen, so sagte er sich, dann hätte es hier ein Blutbad gegeben, und das hätte hauptsächlich auf dem Flaggschiff stattgefunden.

      Dieser Mann beschämte ihn erneut zutiefst, und Drake bemühte sich ständig, seine eigenen Gefühle zu analysieren.

      Wie es den Anschein hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als den beschwerlichen steinigen Weg zu gehen und Killigrew um etwas zu bitten, was ihm zutiefst zuwider war.

      Drake betrachtete die Dinge auch etwas nüchterner. Ohne fremde Hilfe, in diesem Fall die Hilfe Killigrews, kam er nicht mehr flott, und das konnte er sich in seiner Eigenschaft als Führer des Verbandes einfach nicht leisten.

      Es würde ein bitterer, dorniger Weg für ihn werden, aber er mußte ihn gehen, ob er wollte oder nicht, es gab keine andere Alternative für ihn.

      Er gab sich einen Ruck, straffte sich und verließ das Achterkastell.

      Sein Gesicht war eine Maske, und er preßte die Zähne so hart aufeinander, daß es schmerzte.

      Sollte Killigrew seinen Triumph haben, sollte er über ihn dominieren oder ihn herablassend behandeln, es ging nicht anders, er würde ihn bitten müssen.

      In der Kuhl überzeugte er sich noch einmal, wie weit die Arbeiten fortgeschritten waren. Sie schritten überhaupt nicht fort, es ging nicht voran, das Flaggschiff lag wie ein Wal auf dem Trockenen fest, der sich aus eigener Kraft nicht mehr freizuschwimmen vermochte.

      Die Mannschaften wichen vor Drake zurück, sobald er aufkreuzte, senkten die Köpfe und gaben eine Gasse frei.

      Kühl blickte er sich um, dann krümmte er den Zeigefinger und winkte den Profos herbei.

      „Sir!“ schrie der Profos überlaut und nahm Haltung an.

      „Brüllen Sie nicht so“, sagte Drake ruhig. „Suchen Sie acht Leute aus, lassen Sie das große Boot damit bemannen. Sofort, Profos, Beeilung!“

      „Aye, aye, Sir!“

      Drake deutete mit der Hand zur „Isabella“ hinüber.

      „Sie fahren mit dem kleinen Boot voraus, Profos, und melden Killigrew meine sofortige Ankunft!“

      „Aye, aye, Sir!“

      Dem Profos ging erst jetzt der Sinn der Worte auf, er sah den Admiral verwirrt an, blickte dann ebenfalls zu der Galeone des Seewolfs und fragte: „Sagten Sie Killigrew, Sir?“

      „Wenn Sie nicht mehr gut hören, Profos, dann sind Sie für den Decksdienst untauglich. Sie werden dann ab sofort Dienst in der Kombüse tun!“

      „Aye, aye, Sir!“

      Der Profos schwang sich in das kleine Boot, ergriff die Riemen und begann wie ein Wilder zu pullen.

      Drake folgte ihm gemessen, in voller Uniform, den Blick ausdruckslos und abweisend nach vorn gerichtet.


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