Revierkampf. Frank Goldammer

Revierkampf - Frank Goldammer


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      Frank Goldammer

      Revierkampf

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Affentäter Menschenaffen gelten als die gefährlichsten Zootiere, denn sie haben unheimlich viel Kraft. Zudem sind sie intelligenter als mancher menschliche Zeitgenosse, so denkt zumindest Hauptkommissar Tauner. Zufällig ist er vor Ort, als eine Tierpflegerin im Dresdner Zoo ihrer Unachtsamkeit und dem stahlharten Griff eines Orang-Utans zum Opfer fällt. Doch was zunächst offensichtlich scheint, wird plötzlich kompliziert, denn die Kollegin der Toten glaubt nicht an einen Übergriff des Tieres. Der Orang-Utan namens Theo befreit sich aus dem Käfig und verschwindet spurlos, kurz darauf gibt es eine weitere Leiche. Tauner fürchtet, dass er seinen Instinkten nicht mehr trauen kann: Was hat er gesehen, wie schlau ist Theo wirklich und ist er tatsächlich ein Mörder? Bei seiner Recherche erkennt Tauner, wie zerrüttet die Familie der toten Tiefpflegerin war. Er muss den Spuren in ihrer Vergangenheit nachgehen, um herauszufinden, welches dunkle Geheimnis sie mit ins Grab genommen hat.

      Der Bestsellerautor Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren und ist gelernter Maler- und Lackierermeister. Mit Anfang 20 begann er zu schreiben. Der alleinerziehende Vater lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.

      Impressum

      Personen und Handlung sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sowie Tieren sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: René Stein, Sven Lang

      Herstellung: Julia Franze

      E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Carmen Steiner – Fotolia.com

      ISBN 978-3-8392-4158-5

      1

      Tauner schnappte wild nach Luft und verlangsamte seine Schritte. Ein kleines Stück weiter und er wäre womöglich ins Straucheln gekommen und gestürzt. Die Welt drehte sich vor seinen Augen. Auch wenn sie nur aus harmlosen Häuserwänden, einem Gehweg, einer nächtlichen Straße und der einen oder anderen Laterne bestand, war es ein sehr beunruhigender Augenblick für ihn. Tauner blieb stehen, lehnte sich keuchend gegen die Hauswand, fasste sich ans Herz, das wie wild klopfte, hüpfte und rumpelte. Schweiß triefte ihm von der Stirn, lief ihm unter dem Jackett den Rücken hinab.

      Erst nach ein paar Minuten hatte Tauner sich wieder berappelt. Er zog sein Sakko aus. Vorsichtig, als ob seine Beine ihn hinterlistig überrumpeln könnten, tat er ein paar Schritte. Mürrisch schüttelte er den Kopf, als könnte jemand etwas für seinen Zustand, und warf sich das Jackett über die rechte Schulter.

      Er war nicht zu alt für so etwas, dachte er wütend, der Junge hatte ihn zu zeitig entdeckt, außerdem hatte er gerade gegessen und getrunken, darüber hinaus war es heiß und obendrein konnte der noch keine 18 gewesen sein. Der Kerl war gerannt wie eine Gazelle. Vielleicht, so dachte Tauner weiter, sollte er sich lieber darüber ärgern, dass er überhaupt versucht hatte, den Jungen zu erwischen.

      Ein Auto rauschte vorbei, und ehe Tauner das leuchtende Taxischild realisiert hatte, war es in der Ferne verschwunden. Er sah auf die Uhr und überlegte, wo genau er war. Die Verfolgung hatte einige Minuten gedauert, weg von Dresdens Zentrum, wo der Sprayer seine Duftmarke hinterlassen hatte, hinein in die Friedrichstadt mit ihren abbruchreifen Häusern, Plattenbauten und dem Krankenhaus. Mit der Straßenbahn hätte er wieder ins Stadtzentrum fahren können. Zwei oder drei Haltestellen nur. Aber so spät in der Nacht fuhren die Bahnen bestenfalls alle halbe Stunde und die letzte hatte ihn vor einigen Minuten erst passiert. Tauner strich sich durch die kurzen Haare, dachte an seinen langen Heimweg und wie ihm schwarz vor Augen geworden war. Warum hatte er den Kerl nicht einfach seinen Kram machen lassen? Was machte schon ein Graffito mehr an einer Wand, die sowieso schon verschmiert war?

      Weil es ums Prinzip ging. Ihm ging es immer ums Prinzip. Er war nun einmal Polizist. Und Polizisten achteten auf Recht und Ordnung, und irgendjemandem gehörte die Wand, und dieser musste sich nun bemühen, das Graffito wieder zu entfernen, also entstand ihm Schaden, genau so als wäre er bestohlen worden. Also hatte er den jungen Kerl nicht einfach in Ruhe machen lassen dürfen. Aus Prinzip war er ihm nachgelaufen.

      Tauner wandte sich wieder dem Stadtzentrum zu, überquerte die Straße und erstarrte. Bei seinem Blick nach rechts hatte er eine Bewegung bemerkt. Im Schatten eines Hauseingangs, etwa 50 Meter entfernt, stand jemand. Nun trat diese Person ins trübe Licht der Straßenlaterne, in dem Hunderte mondsüchtige Nachtfalter kreisten. Es war der junge Sprayer. Er regte sich nicht, stand nur da, sein Gesicht war nicht zu erkennen, der Schirm seines Basecaps warf einen Schatten darüber.

      »Machst du dich über mich lustig?«, sagte Tauner halb laut.

      »Warum laufen Sie mir nach?«, fragte der Junge.

      »Warum?«, gab Tauner verblüfft zurück.

      »Was habe ich Ihnen getan?«, fragte der Junge, und Tauner glaubte, die Stimme schon einmal gehört zu haben.

      »Ich bin ein Polizist!«

      »Sie sind Polizist?«, fragte der Junge, und die Betonung auf dem ersten Wort beleidigte Tauner ungemein.

      Langsam näherte er sich dem Jungen. Dieser bemerkte seine Bewegung und zog sich zurück, bis er aus dem Licht der Laterne verschwunden war.

      »Ich bin Polizist und ich hab dich im Auge!«, rief Tauner.

      Der Junge sagte nichts mehr, war lautlos in die Sommernacht verschwunden.

      »Das ist kein Graffito!«, sagte Uhlmann, der zweite Hauptkommissar der Dresdner Mordabteilung. »Das sind nur Tags!«

      »Was du nicht sagst«, murrte Tauner und beobachtete an den Dienstwagen gelehnt seinen großen mächtigen Kollegen, der die vollgesprühte Wand fachmännisch betrachtete.

      »Welche von denen hat er denn gesprüht?«, fragte der große Dicke.

      Tauner hob müde die Schultern und bereute, überhaupt etwas erzählt zu haben. »Das da, glaub ich.« Er deutete auf ein grünes Buchstabengebilde, kaum größer als eine Damenhandtasche.

      »Das nennt sich Tag. Der hat nur sein Signum gesetzt.« Uhlmann tat ernst, doch Tauner roch den Spott unter den Achseln seines Kollegen. Jetzt am Tag schien das Gekritzel kaum der Rede wert. »Das da drüben, das Große, ist ein Bombing. Die malen schnell die Umrisse und füllen die Innenfläche auf, manche nehmen dazu gar keine Sprayflaschen mehr, sondern Farbwalzen«, erklärte Uhlmann in einem Anfall


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